erst viel später, oft erst nach Monaten, zu einem Ergebnis führten.
D e m m e n i , der sich bereits früher durch das Reparieren von Schmucksachen
und allerhand Hausrat bei den Eingeborenen beliebt und bekannt
gemacht hatte, erfreute sich wieder eines grossen Zulaufs. In
unserer Wohnung fand er aber für seine Werkstätte keinen Platz,
daher kam es uns sehr gelegen, dass der Schmied des Stammes, A w a n g
K a l e i , uns seine neben der unsrigen befindliche Wohnung überliess
und selbst auf seinem Reisfelde Quartier nahm.
K w i n g I r a n g kehrte unmittelbar nach dem Begräbnis seines Bruders
wieder zurück; er hatte auch keine Nacht mehr am Mörase verbringen
dürfen, weil die einen Monat dauernde Verbotszeit gleich nach der
Bestattung eingetreten war und es bei Strafe hoher Busse keinem,
der nicht am Mösare wohnte, in dieser Zeit gestattet war, das Flussgebiet
zu verlassen oder zu betreten. Händler, die sich vorübergehend
dort aufhielten, hatten sich noch in den letzten Tagen schleunigst davongemacht,
um nicht einen Monat Zeit zu verlieren.
K w i n g I r a n g s Familie ging in Trauer bezw. in Halbtrauer, indem
sie alle Schmucksachen und schönen Kleider ablegte und besondere
Trauerkleider anlegte. Letztere bestanden für K in g s Frauen in schlichten
Jacken und Röcken, waren aber nicht aus Baumrinde oder hellbraunem
Kattun verfertigt. A uf uns Europäer machten die Frauen
jetzt, da sie nicht mit Schmucksachen bedeckt waren, einen viel nackteren
Eindruck als früher. K w i n g I r a n g s Traueranzug bestand aus
einem Lendentuch (bä) von hellbraunem, d. h. weissem, im Morast
braungefärbtem Kattun. Handelt es sich um einen Todesfall in der
Familie selbst, so tragen die Frauen am Mahakam, wie die am Men-
dalam, eine ta-ä und eine ärmellose Jacke aus Baumbast oder braunem
Kattun und ein in Form einer Kappe um das Haupt gewundenes
Tuch (Siehe nebenstehendes Bild).
Wegen der Halbtrauer der Häuptlingsfamilie durften keine Festlichkeiten
im Stamme gefeiert werden, bevor am Mgrase am Ende der
Verbotszeit das erste b$t lä li lumu (Ablegen der Trauer) durch Opfer
stattgefunden hatte.
Am 7 . November kehrte B i e r sehr befriedigt von seiner ersten
Flussmessung zurück, denn es war ihm gelungen, die anfängliche
Schwierigkeit, am Ufer selbst einen Beobachtungspunkt zu finden, zu
überwinden. Leider wurde seihe gute Stimmung nicht von seinen. Begleitern
geteilt; sowohl der Chinese als die Malaien beklagten sich
bei mir über B i e r s rauhe Behandlung und erklärten, in Zukunft nicht
mehr mit ihm allein reisen zu wollen. B i e r kehrte nämlich diesen
Leuten gegenüber zu stark den Europäer und deutschen Unteroffizier
heraus. Die Nachricht berührte mich sehr unangenehm, weil gerade
die Malaien bei der Aufnahme am besten helfen konnten und es unter
diesen Umständen viel zu gefährlich gewesen wäre, B i e r Bahau mitzugeben.
Nach einiger Ueberlegung mit dem Kontrolleur o o 0 0 suchten wir
B i e r begreiflich zu machen, dass ein. Europäer sich auch einem Eingeborenen
gegenüber nicht alles erlauben dürfe, fanden aber bei dem
rauhen Soldaten nicht viel Verständnis und so blieb mir nur die Wahl,
die topographische Aufnahme gänzlich aufzugeben und B i e r so schnell
als möglich an die Küste zu senden oder stets selbst mit ihm zu ziehen,
was für mich so viel bedeutete, als meine ethnographischen Studien
grösstenteils aufzuopfern. Die Wichtigkeit einer guten Karte von Mittel-
Borneo und die Aussicht, gleichzeitig auch auf geologischem Gebiet
mehr leisten zu können, brachten mich dazu,;..letzteres zu wählen. Mein
Verdruss steigerte sich noch durch den Bericht der Malaien, dass B e l a r i !
jetzt in der Saatzeit nicht mit uns zum Ursprung des Mahakam ziehen
könne und dass er auf seine frühere Forderung von 1— 2 Reichstalern
pro Tag und Person zurückgekommen sei, ein Zeichen, dass
B e l a r e zum Unternehmen des Zuges nicht geneigt war und dass wir
unseren Plan vorläufig aufgeben mussten, so gern wir auch die Grenzen
gegen Sörawak festgestellt hätten.
Der Tod seines Bruders hatte K w i n g I r a n g s Unternehmunog sogeist
nicht gelähmt; denn gleich nachdem die drückendste Saatperiode
vorüber war, erklärte er sich bereit, mit uns den Batu Mili zu besteigen.
Da es sich jetzt um einen Zug von mehreren Tagen handelte,
nahm ich auch die Jäger und Pflanzensammler mit, damit sie von der
Fauna und Flora dieses jungfräulichen Berges eine gesonderte Sammlung
anlegten. B i e r und ich wollten uns .mit der Aufnahme und
dem Studium der Formationen dieses Teils des oberen Mahakam beschäftigen.
K w in g I r a n g nahm 17 junge Leute und ich noch die vier
Malaien von früher mit.
Um den grossen Umweg über die Reisfelder zu vermeiden, fuhren wir
den Mahakam abwärts, bis zum Batu Plöm (plgm — Splitter), einem
grossen Andesitblocke, der im Fluss unmittelbar am Fuss des A b hanges
liegt, dem entlang wir auf steilem Pfade schnell bis zu dem
•eigentlichen, zylinderförmigen Gipfel des Batu Mili hinaufklimmen konn