Leider war der Häuptling A d j ä n g nicht zu Hause; er war als der
beste Schwertschmied unterhalb der Wasserfälle bekannt und hätte mir
gewiss einige schöne Exemplare verkaufen können.
Am dritten Tage unseres Aufenthaltes traf auch B i e r , der seine
Messung bis Ana fortgesetzt hatte, bei uns ein. Abgesehen von dem
kleinen Stück oberhalb Uma Mehak, das später ergänzt wurde, hatten
wir unseren ganzen Reiseweg von der Wasserscheide an messen können
und somit konnten die bereits erwähnten Aufnahmen des Kapuas-
gebietes und des Gebietes von Ana bis zur Küste miteinander in
Zusammenhang gebracht werden.
Nun hatten wir noch nach einem Orte Umschau zu halten, der sich
als Wohnsitz für einen niederländischen Beamten eignete; aber die
Aufgabe war nicht leicht zu lösen, denn gleich unterhalb Uma Möhak
flachen sich beide Uferseiten ab und nur hie und da erheben sich
einige Hügel, die weiter unten gänzlich fehlen. Die wenigen, nur
wenige Meter über dem Wasserstande befindlichen Erhebungen waren
bereits von den Niederlassungen der Bahau eingenommen. Wir fuhren
daher nach vier Tagen weiter nach Ana, wo wir uns zugleich in grösserer
Nähe des Dampfbootes befanden.
In Ana nahm uns die Wittwe des früheren höchsten Häuptlings
dieses Gebietes, Si D i n g L e d jü , als ihre Gäste auf. L e d jü war mir
während meines ersten Aufenthaltes am oberen Mahakam, im Jahre
1897, entgegengereist und hatte mir auf allerlei Weise zu helfen getrachtet.
Seine Wittwe zeigte mir mit Stolz ein schönes silbernes Teebrett,
das ich für sie in Batavia als Geschenk der Regierung besorgt
hatte und das ihr der Assistent-Resident von Samarinda später überreicht
hatte. Obwohl sie in sehr bescheidenen Verhältnissen zurückgeblieben
war und ihr Schwager die Häuptlingschaft für ihren unmündigen
Sohn Djü führte, tat sie doch alles, um uns den Aufenthalt bei ihr so
angenehm als möglich zu machen. Wir wurden nicht in der Galerie, sondern
in der Häuptlingswohnung selbst aufgenommen, was bis dahin nicht
vorgekommen war. Unseren Malaien wurde eine grosse, leere Wohnung
angewiesen, in der auch der grösste Teil unseres Gepäckes Platz fand.
Zum Glück war S e k a r a n g so weit hergestellt,. dass er die Sorge
für die Kisten mit lebenden Pflanzen wieder übernehmen konnte.
Die Sammlung befand sich, da sie die meiste Zeit in der freien Luft
verbracht hatte, in ausgezeichnetem Zustand. Für diese Produkte
der kühlen Gebirgswälder wurde nun aber das Klima in der Ebene
viel zu warm; da sie überdies vor den Salzteilchen in der Luft während
der Seereise geschützt werden mussten, hatten sie eine ständige Bedeckung
nötig, die, wir ihnen aus Rotangschirmen, welche mit Kattun
überzogen wurden, hersteilen Hessen.
Sobald K w in g I r a n g erfahren hatte, dass wir uns in Ana befanden,
gesellte er sich zu uns, um mit uns zu überlegen, wer von seinen
Leuten uns nach Samarinda begleiten sollte. Um zum ersten Mal in
ihrem Leben eine Dampferfahrt mitzumachen, um die Wunder einer
Küstenstadt zu sehen und um in Samarinda allerhand Dinge einzukaufen,
wollten nämlich sehr viele mitreisen, daher rief K w i n g meine
Autorität zu Hilfe. Nachdem wir auch N jo k L e a s Rat eingeholt hatten,
beschlossen wir, dass 6 Kajan, 4 Long-Glat und die beiden angesehensten
Mantri, S o r o n g und Bo U l u i J o k , mitgehen sollten. K w in g
I r a n g selbst und die anderen Häuptlinge wagten aus Furcht vordem
Sultan nicht uns zu begleiten und wollten uns daher in Udju Töpu
erwarten.
Als der Handelsdampfer des Sultans „Sri Mahakam” in Udju Töpu
ankam und der Bootsführer hörte, dass wir uns in Ana befanden,
zeigte er sich sogleich bereit, uns dort mit unserem Gepäck abzuholen.
Nach zweitägiger Fahrt erreichten wir Tengaron, wo wir uns dem
Sultan vorstellten. E r empfing uns in seinem Palaste und stellte uns
einen Dampfer zur Verfügung, der uns noch am gleichen Tage nach
Samarinda brachte.