Kuling wieder Djalong genannt und zwar mit dem Beinamen „Bui” ,
der die gleiche Bedeutung wie „Ujung” (siehe unten) bei den Men-
dälam Kajan hat.
Gewisse Familienereignisse werden bei - den Bahau durch bestimmte
Beiworte, welche den Eigennamen der Personen vorangesetzt werden,
angedeutet. Bei den Mendalam Kajan sind die folgenden gebräuchlich :
Balo, wenn der Mann gestorben ist, z. B. Balo Paja — Wittwe Paja;
Hawal, wenn die Frau gestorben ist, z. B. Hawal Igau = Wittwer Ig au ;
Akam, wenn ein kleines Kind gestorben ist, z. B. Akam Ig au : Ujung,
wenn ein fast erwachsenes Kind gestorben ist, z. B. Uiung Igau: Hiat O ' J O O ' 1 1
wenn ein jüngerer Bruder oder eine jüngere Schwester gestorben ist,
7. B. Hiat B an g ; Abel, wenn ein älterer Bruder oder eine ältere
Schwester gestorben ist, z. B. Abel Imu. '
Für die gleichen Familien Verhältnisse findet man bei den verschiedenen
Stämmen verschiedene Bezeichnungen.
Sobald Männer und Frauen alt und grau werden, erhalten sie vor
ihrem eigentlichen Namen 'die Bezeichnung „Bo” , z. B. Bo' .Bgläre,
Bo Uniang.
Eigentümlicher Weise erhalten besonders vornehme Häuptlinge nach
ihrem Tode ganz andere Namen, als’ sie zu Lebzeiten getragen. Man
bezeichnet diese Namenänderungen mit „g-glgn". So nannte man am Ma-
hakam den Long-Glathäuptling Ding nach seinem Tode Bo Kule und seinen
Sohn Ngau nach dem Tode Bo Langit. .Die Kajan am Mahakam
sprechen jetzt von dem Häuptling Kwing Irang, unter dessen Anführung
sie vor 150 Jahren an den Mahakam zogen, stets nur als von Singa Mölön.
Nach der zweiten Namengebung dürfen die Kinder schön gekleidet
werden, auch gemessen sie bis zur Pubertät das Vorrecht, den zahlreichen
Verbotsbestimmungen, welche für Erwachsene bestehen, nicht
unterworfen zu sein. Sie dürfen z. B. Hirsche, graue Affen, Schlangen
und Nashornvögel essen; auch werden ihnen bei religiösen Festen keine
Beschränkungen auferlegt. Sie brauchen sich auch nicht die Wimpern
und Augenbrauen zur Verschönerung ausziehen .zu lassen, kurz, sie
geniessen in jeder Beziehung einer grossen Freiheit.
Vater und Mutter widmen sich der Erziehung ihrer Kinder mit viel
Liebe. Sobald die Sprösslinge einmal zur Welt gekommen sind, machen
sie sich zum Mittelpunkt des ganzen Kajanhaushaltes. Die elterliche
Zuneigung wird von den Kindern übrigens erwidert und es ist
auffallend, wie selten sie zu Züchtigungen Anlass geben; man hört
sie eigentlich nur bei Krankheit schreien. Treibt die Jugend es gar
zu arg, so halten die Eltern eine Bestrafung der Schuldigen mit ein
paar Schlägen oder einer Strafrede wohl auch für angebracht. In
einigen Fällen, die ich miterlebte, kam es jedoch nicht bis zum Weinen
; die Wirkung der Strafe zeigte sich nur in einem etwas erschreckten
Gesichtsausdruck der Kleinen.
Schon die jährigen Kinder gehen, wenn sie. im Freien- spielen,
gewöhnlich bekleidet umher: die Knaben tragen das Lendentuch,
die Mädchen das Röckchen; die meisten halten jedoch Kleidungsstücke
für unnützen Ballast und ziehen im Hause und nach dem Bade Adams
Kostüm vor.
Die Hauptbeschäftigung der Knaben bilden Spiele im Freien und
im Wasser; Ringkampf, Wettlauf und Schwimmen sind am beliebtesten ;
den Kampf in zwei Parteien' üben sie nur in der Art, dass sie sich
gegenseitig mit Lanzen aus Grashalmen bewerfen. Dem Kreiselspiel,
Blasrohrschiessen und ähnlichen Vergnügungen widmen sich, die Knaben,
im Gegensatz zu den erwachsenen Männern, auch ausserhalb der Zeit
der Ackerbaufeste. Ein beliebtes Spiel ist auch das Zielen mit plätten
Flusssteinen nach Erdgruben.
Bei keinem dieser Spiele macht sich Ehrgeiz oder Neid geltend;
die Knaben spielen um zu spielen, nicht um als Sieger aus dem Spiel
hervorzugehen.
In den ersten Jahren spielen Knaben und Mädchen zusammen;
später unterhalten sich die Mädchen mehr innerhalb des Hauses, wo
sie schon früh der Mutter an die Hand gehen. Puppen scheinen nur
zum Stillhalten sehr kleiner Kinder benutzt zu werden.
Weder Knaben noch Mädchen erhalten einen systematischen Unterricht
in irgend einem Fache. W ährend diese allmählich den Haushalt . . .
besorgen lernen, ziehen jene vom zehnten Lebensjahr an mit aufs
Feld, helfen beim Bau von Böten, beim Fischen und bei allen sonstigen
Arbeiten, mit denen sich die Männer beschäftigen.
Je nach ihrer eigenen Anlage und nach - der Haupttätigkeit ihrer
Eltern, beginnen die Kinder in der einen oder ' O anderen Richtung allmählich
eine gewisse Fertigkeit zu erlangen.
Da bei den Kajän keine erblichen Berufe bestehen, kann sich jeder
nach eigener Wahl ausbilden, wenn nicht besondere Umstände, wie
Krankheit, gezwungene Arbeit zum Unterhalt der Familie u. s. w., ein
Hindernis bilden.