Ankunft am pangkalan Howong — Unterhaltung im Lager — A k a m I g a u zieht zum Mahakam :
voraus — Aufbruch eines Teils der Kuli zur Wasserscheide —- Erscheinen von Bungan Dajak —
Besuch im Lagerplatz der Bungan —■ Rückkehr der Träger — Verschwinden des Reises — Landzug
in Eilmärschen — Passieren des Bungan — Nahrungsnot Lager unterhalb der Wasserscheide.
Bereits früh am folgenden Tage erreichten wir den pangkalan Howong.
Da wir hier voraussichtlich einige Tage warten mussten, bis all unser
Gepäck beisammen war, wurde ein festeres Lager als gewöhnlich aufgeschlagen.
In kurzer Zeit wurden für uns und die verschiedenen
Gruppen unserer Ruderer gute Hütten und für unsere Vorräte fein
paar feste Schutzdächer aufgestellt.
E s zeigte sich, dass wir alles ohne Unglücksfälle und wenig beschädigt,
in kürzerer Zeit als die vorigen Male, zu Wasser befördert
hatten. Leider Hessen die ungeschickten Punan noch im letzten Augenblick
ein Boot, als es zwischen zwei Felsblöeken eingeklemmt sass,
voll Wasser laufen. Die mit Harz verklebten eisernen Kisten trieben
anfangs auf dem Wasser und konnten aufgefischt werden; sie mussten
aber, da trotzdem Wasser eingedrungen war, doch ausgepackt werden.
Unglücklicher Weise regnete es den ganzen Tag, so dass in der
ohnehin feuchten Umgebung ein Trocknen kaum möglich war.
Unsere ganze Gesellschaft genoss übrigens die erzwungene Ruhe
in dem angenehmen Gefühl, dass ein wichtiger und gefährlicher
Teil der Reise bereits zurückgelegt war. Wie gewöhnlich verstanden
die Kajan, die freie Zeit am besten zu- benützen; sie hatten in ihren
Tragkörben allerhand Arbeit mitgenommen, mit der sie sich während
der langen Abende angenehm beschäftigten. Beim Schein einer kleinen
Blechlampe schnitzte der eine ein neues Ruder, der andere einen
Teller, ein dritter, Liebhaber feiner Arbeit, stellte einen Mandau-
Schwertgriff her. Viele lagen auch neben einander und plauderten über
die Tagesereignisse; trotz aller Anstrengungen der verflossenen Tage
schien keiner ruhebedürftig zu sein. Wurde die Stimmung besonders
heiter, so begann einer der älteren Männer, Couplets, welche die
Stammesgeschichte behandelten, vorzutragen; in den Kehrreim stimmte
die ganze Gesellschaft mit ein. Der Gesang wirkte auf die Dauer
etwas eintönig, klang in dieser Umgebung aber doch anziehend und
legte ein gutes Zeugnis für die Stimmung meiner Kuli a b ; daher
horchte ich mit Vergnügen, wenn mir nicht vor Müdigkeit die Augen
zufielen. Wir Europäer hatten nämlich trotz unserer guten Lampen
keine Lust gehabt, irgend etwas vorzunehmen und hatten uns früh
schlafen gelegt.
Am anderen Morgen sandte ich einen Teil unserer Leute an die
Mündung des Bulit zurück, um die dort mit dem Reisvorrat Zurückgebliebenen
abzuholen. Abends langten alle und alles wohlbehalten
bei uns an.
Hatten an dem einen Abend die Männer aus Tandjong Karang
etwas vorgetragen, so begannen am folgenden die Leute aus Pagong
sich hören zu lassen und zwar wieder auf ganz verschiedene Weise.
Da wir nun einmal unsere Reise so weit gefördert hatten, durfte
ich mit Ruhetagen auch nicht mehr allzusehr geizen und Hess daher
meine Kajan nach ihrer Art gemessen.
Der Wald, in dem wir uns eben befanden, war von der Regierung,
aus Furcht vor Zusammenstössen mit den Köpfe jagenden und Buschprodukte
raubenden Stämmen aus Sferawak, den Dajak noch nicht
-zur Ausbeutung frei gegeben worden und daher in seiner Unberührtheit
besonders reizvoll. Die Gipfel der Bäume erhielten durch die
wehenden, meterlangen Blätter derRotangpalmen einen eigenen Schmuck;
auch zeigten die Baumfarne hier zum ersten Mal ihr helles, spitzen-
artiges Laubwerk. Ein überall vorkommender Baum, dessen weisse
Blüten die Geröllbänke bedeckten und das ganze Flusstal mit ihrem
herrlichen Duft erfüllten, schien auch auf eine grosse Menge Insekten
sehr anziehend zu wirken: Zahllose Arten Fliegen, Bienen und Wespen
umschwärmten die Blüten und da, wo die Sonnenstrahlen einen Durchgang'fanden,
schwebten Gruppen eigenartig schöner Schmetterlinge.
Es fiel uns aber auf, dass sich unter diesen im Ganzen wenig neue
Arten befanden, während die Nachtschmetterlinge und die übrige
Insektenwelt uns abends durch ihren Reichtum in Erstaunen versetzte.
Der Schein unserer Lampen lockte aus der dunklen Umgebung zahllose
kleine Nachtfalter herbei, die sich an der hellen Innenseite unserer