wohnte, als ihre vornehmsten Leute B a r t h einen Besuch machten.
Dabei erschienen sowohl die Häuptlinge als deren Geleite völlig unbewaffnet,
was in einem Lande, in dem jung und alt stets bewaffnet
geht, sehr auffallend war. Das Gespräch, das in der Busang-Sprache
geführt wurde, verlief durchaus gemütlich. Die Känja hatten sehr offenherzig
von ihrem Lande berichtet und zu verstehen gegeben, dass
meinem Besuch bei ihnen nichts im Wege stände, dass sie mich im
Gegenteil gern bei sich sehen würden. B a r t h hatte ihnen die Erinnerung
an ihren Besuch angenehm zu machen verstanden, indem er
sie reichlich mit Tabak und Perlen bedachte.
Der Kontrolleur hatte ausserdem die nähere Bekanntschaft mit Blutsverwandten
von B a n g J ok gemacht, der sich selbst nur kurze Zeit in Long
Bagung aufgehalten und auch seine Frau und Kinder nach Udju Halang
mitgenommen hatte. In Long Bagung wohnte nämlich seine Schwester
B u a , die in zweiter Ehe einen Malaien R a u p , den Sohn eines früheren Distrikt
Häuptlings vom oberen Barito, R a d e n D j a j a K u s u m a , geheiratet
hatte. K u s u m a war der erste Malaie gewesen, der die Bahauhäuptlinge
zu besuchen gewagt und sich angeboten hatte, ihre Wälder auf Buschprodukte
durchsuchen zu lassen. Dadurch hatte er in den neunziger
Jahren die fremden Buschproduktensucher nach dem Mahakam gezogen.
Seine drei Söhne Hessen sich dort nieder, zwei als Kaufleute, einer
als Gatte von B a n g J oks Schwester, die ebenfalls Anrecht auf die
noch unberührten Wälder der Long-Glat von Lirung Tika hatte.
B u a war nach dem Tode ihres ersten Gatten, eines Häuptlings in
Mujub, nicht zu ihrem Bruder gezogen, sondern hatte sich Long Bagung
gegenüber, am jenseitigen Ufer, ein Haus gebaut und später
R a u p geheiratet. Dieser verstand, dank seinen Beziehungen zu den
Buschproduktensuchern am Barito, die Wälder seiner Frau vorteilhaft
auszubeuten, ausserdem verdiente er viel als Kaufmann, indem er alles,
was die Leute für ihre Lebensbedürfnisse nötig hatten, von der Küste
beischaffen Hess und auch mit den Bahau und Könja von oben Tauschhandel
trieb. Eine weitere Kundschaft besass er im Gebiet des oberen.
Murung, den er längs des Bunut leicht erreichen konnte. R a u p s Familie
hatte sich ebensowenig wie die in Long Döho zurückgebliebenen
Häuptlinge vor' einer Berührung mit dem Kontrolleur gefürchtet und
so hatte sich über den hier 200 m breiten Fluss ein lebhafter Verkehr
entwickelt. Sehr willkommen war es B a r t h , dass er hier wieder Salz,
Zucker, Petroleum und einige Konserven kaufen konnte, Dinge, mit
denen wir bereits seit langem sehr sparsam hatten umgehen müssen.
Der Fluss ist hier überdies nicht soi ausgefischt wie oberhalb der
Wasserfälle, wo der Fischstand durch die /«¿«-Fischerei sehr heruntergebracht
worden ist. Bei Hochwasser suchen die Fischeffier in kleinen,
für gewöhnlich trockenen Nebenflüssen eine Zuflucht vor der reissenden
Strömung. Die Malaien, die sich bei B a r t i i befanden, schlossen die
Nebenflüsse bei Hochwasser mittelst eines Heckwerks aus Bambus ab
und fingen auf diese Weise bei fallendem Wasser mehr Fische als sie
gebrauchen konnten.
Am 22. Mai Hessen wir uns, nachdem alles Gepäck in den Böten
untergebracht worden war, ruhig vom Flusse abwärts treiben, in der
angenehmen Ueberzeugung, dass uns bei hohem oder niedrigem Wasserstande
kein ernsthaftes Hindernis- mehr drohte. Das Wasser war
wieder so hoch gestiegen, dass wir weiter unten B i e r zur Tatenlosigkeit
verurteilt antrafen, weil die hier niedrigen und daher überschwemmten
Ufer ihm keinen Standplatz boten. Am folgenden Tage fuhr er denn
auch nach Uma Möhak weiter, mit der Absicht, dieses Stück später
zu messen.
Die rasche Strömung brachte uns bereits bald nach 4 Uhr nach
Uma Möhak, der ersten grösseren Niederlassung unterhalb der Wasserfälle.
Seitdem Uma Möhak in den letzten Jahren der Sammelpunkt
malaiischer Buschproduktensucher geworden ist, sind auf dem Uferstreifen
zwischen den langen Bahau-Häusern und dem Flusse malaiische
Häuser entstanden, so dass das Ganze nicht mehr den einheitlichen
Charakter der Niederlassungen oberhalb der Wasserfälle trägt. Auch
beim Betreten des Dorfes machte alles einen verfalleneren Eindruck
als oben. Da die Bevölkerung hier nicht zahlreich genug ist, wechselt
sie ihre Dörfer viel seltener als es am oberen Mahakam üblich ist,
daher sehen die Häuser hier in der Regel älter und baufälliger als
im Innern der Insel aus.
Auf der Galerie des langen Hauses wurde uns aber ein gutes Unterkommen
angeboten und wir Hessen im grossen Raume Bretterverschläge
herrichten, um einige von uns, die an Fieber litten, von dem -grossen
Getriebe fernzuhalten. Das Interesse für uns war hier besonders reoue
und da wir nur einige Tage bleiben wollten, -suchte man nach Möglichkeit,
aus unserer Gegenwart Vorteil zu ziehen; hauptsächlich wurde
ich um Arzneien angegangen. Wir fühlten aber wenig Sympathie für
unsere neue Umgebung, denn aus einem Kreise primitiver, unverdorbe