Saatfest.
Darauf folgte die Aufrichtung des Opfergerüstes unter der pyramidenförmigen
Hülle: fünf däjung knieten vor der Oeffnung; die älteste
nahm aus einem Behälter die von den Männern geschnitzten Hölzer
und stellte sie so zu einem pqla le auf, wie es in dem Kapitel über
Gottesdienst beschrieben worden ist. Ueber das Ganze setzte sie ein
Dach, das gleichzeitig dazu diente, zwischen den vier, oben herausragenden,
kleinen Stützbalken eine grosse Anzahl kawit zu tragen. Rings um
das Gestell wurde etwas Hühnerblut gegossen und einige Reiskörner
gesät, worauf die Oeffung der Hülle mit ein paar Holzstücken geschlossen
wurde. Auch hierbei musste die Priesterin den Geistern eine
lange Rede halten, die erst beendigt wurde, nachdem ein paar Bambushalme
Und Fruchtbaumzweige rings herum in den Boden gepflanzt
worden waren. Einige geschlachtete Küchlein, einige Eier und kleine
Bambusgefässe mit Schweineblut wurden als weitere Opfer für die
Geister an die Zweige gehängt.
Hiermit war die eigentliche Zeremonie beendigt; die Teilnehmer
waren aber noch nicht befriedigt; besonders trachteten die Mütter
kleiner Kinder von dem aussergewöhnlichen Einflüsse, der von dem
Opfergestell ausströmen musste, für ihre Kleinen Nutzen zu ziehen.
Zuerst wurde uns der Behälter mit den übriggebliebenen kawit gereicht,
um unsere Hand hineinzustecken und darauf eine Schüssel mit Wasser.
Durch beide Handlungen sollte unseren Seelen etwas Angenehmes
erwiesen werden.
Hierauf verteilte man kaw it unter die Frauen, die sich mit den
Kindern auf den Tragbrettern oder mit diesen allein zum Opfergerüst
begaben; unter Hersagen einiger Worte Hessen sie den guten Einfluss
des pelale auf die am Tragbrett hängende Schlinge übergehen und
legten dann eine kaw it neben ihm auf den Boden nieder. Mit dem
Befestigen einer kaw it am Tragbrett erreichte die Zeremonie ihr Ende.
Erst im letzten Augenblick traf Ju, der älteste Sohn des Häuptlings
( A k a m I g a u hatte ihn seltsamer Weise, wie er angab, um ihm ein
glücklicheres Dasein zu verschaffen, in Bunut Malaie, d. h. Mohammedaner
werden lassen), mit seiner Frau ein, so dass ich, sehr befriedigt
über meine Beharrlichkeit, mit der Gesellschaft heimkehrte.
Am ersten Tage des Saatfestes darf die ganze Bevölkerung, die
sehr jugendliche und sehr alte abgerechnet, von 8 Uhr morgens bis
6 Uhr abends nicht baden (pongäri)\ hierauf folgt eine 8 nächtliche
Ruhezeit (m$lo), in der man weder arbeiten noch mit seiner Umgebung
verkehren darf. Am toten Tage, dem ersten einer zweiten Periode
von einem Tage und acht Nächten, folgt, wie am ersten, daspongän,
das Badeverbot. In der folgenden, achtnächtlichen Periode wird das
grosse, eigentliche Reisfeld besät. Am toten Tage gilt wieder das
pongän, diesmal ohne folgendes lä li, und mit einem weiteren pongan
am roten Tage ist die Zeit der Reissaat abgelaufen.
Ausser dem grossen Festmahl am ersten Tage des Saatfestes und
dem zweiten für die geringeren Leute am folgenden Tage haben die
Kajan in der ersten Periode der Abgeschlossenheit noch allerlei andere
Gelegenheit, um sich zu unterhalten. Sie lassen sich durch das
erzwungene Niederlegen von Hammer und Beil, durch das Verbot,
abends oder nachts ausser dem Hause zu verweilen, und durch die
Abwesenheit von Fremden die Laune nicht verderben. Die Männer
finden auch" zu Hause in ihren Schnitz- und Flechtarbeiten, die Frauen
in ihren geliebten Perlenarbeiten angenehme Beschäftigung. Ausser-
dem haben die jüngeren Leute mit den Vorbereitungen zu der am
Ende der ersten Verbotszeit stattfindenden Maskerade viel zu tun.
Die Masken der Männer und die der Frauen sind ganz verschieden,
stellen aber alle die bösen Geister dar. Die entsetzlichen Köpfe und
lang behaarten Leiber, welche sie den Dämonen zuschreiben, veranschaulichen
die Männer durch hölzerne Gesichtsmasken {hudo kajo)
und fein zerschlitzte Bananenblätter, die sie sich um den Leib wickeln.
Die Frauen verfertigen sich Masken aus Tragkörben (hudo ädjat),
indem sie diese cylinderförmigen, aus feinem Rotang geflochtenen
Körbe mit weissem Kattun, auf den mit grossen Stichen ein menschliches
Antlitz genäht ist, überziehen; zu beiden Seiten des Korbes
befestigen sie die grossen Ohrgehänge der Kajan. Der Korb wird mit
der Oeffnung nach unten auf den Kopf der Trägerin gestülpt und
diese bis zur Unkenntlichkeit mit Zeug umwickelt.
Während des Saatfestes unterhalten sich die Männer auch öfters mit
dem Kreiselspiel (päsin g ). Die Kreisel sind oval, abgeplattet, glatt und 2
bis 3 kg schwer. Das Spiel besteht darin, dass einer den Kreisel (äsing)
seines Vorgängers mit dem seinigen aus dem Wege zu räumen versucht
und zwar so, dass der eigene Kreisel sieh dabei stets weiter fortdreht,
bis auch er das Opfer des folgenden wird. Die älteren Männer benützen
bisweilen mehrere Kilo schwere Kreisel aus Eisenholz; meist
werden für die Festlichkeit neue Kreisel geschnitzt. Stets fand sich
abends auf dem Platze vor der Häuptlingswohnung eine Gesellschaft