Die den Reisbau begleitenden religiösen Feste sind bei allen Stämmen
etwas verschieden, nur die ihnen zu Grunde liegenden Vorstellungen
sind überall die gleichen. Im wesentlichen handelt es sich stets darum,
die Geister und die Seelen des Reises durch Opfer aller Art zu versöhnen
und günstig zu stimmen.
Die Mendalam Kajan erfreuen sich eines ziemlich regelmässigen
Ernteertrages; ihre Ackerbaufeste finden daher auch jedes Jahr statt;
die Mahakam Kajan dagegen können wegen häufiger Missernten nur
alle 2— 3 Jahre ein Neujahrsfest (dangei) feiern.
Trotzdem diese Festlichkeiten am Mendalam regelmässiger gefeiert
werden, folgt man ihnen am Mahakam doch mit lebhafterem Interesse
und die Bedeutung aller Zeremonien und Spiele lässt sich hier auch
viel besser verfolgen. Am Mendalam kam ich zu der falschen Vorstellung,
dass die Volksspiele, die bei den Festen stattfinden, rein willkürlich
zur Saat- oder Erntezeit vorgenommen werden; am Mahakam dagegen
merkte ich, dass selbst dem Maskenspiel beim Saatfest eine gleich
tiefe Bedeutung wie irgend einer durch die Priesterinnen verrichteten
Handlung zukommt.
Für die Denkweise der Kajan ist die Tatsache charakteristisch, dass
bei den Erntefesten nicht nur die Menschen im Ueberfluss schwelgen
dürfen, sondern dass auch ihre Haustiere: Schweine, Hunde und
Hühner, die für gewöhnlich vom Abfall leben, in der Festzeit sich
gut gekochten Reises erfreuen dürfen. Als ich einst Akam Igau fragte,
warum sich die Kajan aller geistigen Getränke enthielten, gab er
mir als einen der Gründe an, dass sie sonst nicht genügend Reis
hätten, um auch die Tiere an den Festmahlzeiten teilnehmen zu
lassen. Ausserdem wies er auf die traurigen Folgen hin, die der
Genuss von Reisbranntwein (iuwaE) für seine Nachbarn, die Taman
Dajak, hatte.
Bei allen religiösen Handlungen fürchten die Kajan die Anwesenheit
Fremder, weil diese' die angerufenen Geister erschrecken und
verstimmen könnten; daher dürfen die malaiischen Händler in Tand-
jong Karang auch nie Festlichkeiten beiwohnen.
Obgleich ich mich nun stets davor hütete, meinen Gastherren meine
Gegenwart, falls sie nicht gewünscht wurde, aufzudrängen, erschien
mir das Saatfest doch so interessant, dass ich es mitzumachen beschloss,
auch auf die Gefahr hin, den Unwillen der Dorfbewohner zu erregen.
Ich hatte daher auf die schüchternen Fragen, ob ich bei den Fest