nähein, bald ihnen nachtauchen oder über Flussgeschiebe nachsetzen.
Alles lief, fiel und tauchte durcheinander; hier holte einer ein
schönes Exemplar mühelos zwischen Flussgestein hervor, dort sahen
drei andere etwas Weisses sich im Wasser bewegen und warfen sich
von allen Seiten auf die erschreckte Beute, die gerade noch Zeit hatte,
unterzutauchen und durch eine rasche Wendung den dreien zu entschlüpfen,
um etwas weiter unten in das Netz eines ruhigeren Fischers
zu geraten, der sich das Tier bedächtig zutreiben Hess.
Anfangs kamen nur wenig grössere Fische nach oben; entweder
waren sie nur in geringer Zahl vorhanden oder sie widerstanden besser
der Wirkung des Giftes und entschlüpften den zahlreichen Verfolgern.
Langsam zog das vergiftete: Wasser abwärts und gleichzeitig mit
ihm die fröhliche Schar, der auch ich mich angeschlossen hatte. Ans
Fischen konnte ich jedoch nicht- denken; denn bekleidet und beschuht
durch einen Bergstrom zu waten ist ohnehin schon eine schwierige
Aufgabe; zudem wurde der Fluss hie und da so tief, dass ich bis zur
Brust einsank und mich auf dem schlüpfrigen Geröll nur mit Mühe
aufrecht hielt. Zum Glück strömte das vergiftete Wasser, aufgehalten
durch die vielen Steinblöcke, nur langsam weiter und man hatte Zeit,
ihm zu folgen, i 1/, Stunden lang gingen wir so weiter, geleitet vom tuba-
Geruch, den wir bis zuletzt wahrnahmen. Ober- und unterhalb des
vergifteten Wasserstreifens verschwand der lästige Reiz in der Nase,
der übrigens keinem gefährlich zu sein schien. Endlich wurde das
Wasser zu tief, um darin waten zu können, und ich schwang; mich
in ein am Ufer liegendes Boot und liess mich abwärts treiben.
Das Schauspiel gewann immer mehr an Lebhaftigkeit, denn jetzt
kamen die grossen Fische zum Vorschein, deren Fang bisweilen viele
Schwierigkeiten bereitete. Mit erstaunlicher Schnelligkeit und Sicherheit
tauchten die jMänner den Tieren nach, trafen sie im klaren Wasser
mit dem Speer und brachten die Beute im Triumph nach oben.
Die Frauen und Mädchen gaben übrigens dem stärkeren Geschlechte
an Geschicklichkeit nichts nach und tauchten mit dem gleichen Erfolge
auch unter den Böten durch, um ihre Schlachtopfer zn erjagen.
Nicht leicht werde ich das liebliche Bild vergessen, das mir ein
Kajanmädchen bot, als es plötzlich neben meinem Nachen aus dem
Wasser auftauchte. Ich hatte die Kleine nicht verschwinden sehen und
erblickte nun unversehens ihr liebes Gesichtchen mit den freudestrahlenden
Augen, umgeben vom lang herabhängenden, schwarzen Haar,
das ihr wie ein triefender Mantel über dem Rücken hing und das
helle Braun der wohlgeformten Schultern und des Busens um so schöner
hervortreten liess. Nicht ohne. Koketterie erhob sich das Mädchen
halb aus dem Wasser und eilte darauf mit dem erbeuteten Fisch dem
Ufer zu.
An der Emmundung in den Hauptfluss schien sich das langsam
herbeiströmende Wasser zu stauen; wenigstens kamen eine Menge
grösser Fische betäubt an die Oberfläche und gaben den Männern
mit ihren Harpunen genug zu tun. A uf einer verhältnismässig kleinen
Flache mehrere Meter tiefen Wassers schwammen und tauchten alle
durcheinander und warfen in ihrer Verfolgungswut die Harpunen mit
solcher Schnelligkeit, dass nur wie durch ein Wunder keine Verwundungen
vorkamen. _ An diesem letzten gefährlichen und anstrengenden
Spiel beteiligten sich die Frauen nicht mehr, sie suchten befriedigt
vom Erfolg des Tages die Böte auf und legten sich triefend und ermüdet,
aber doch fröhlicher Stimmung, neben ihren Fischen nieder.
Wahrend des ganzen Fischzugs hatte ich mich an der allgemeinen
Heiterkeit und Einigkeit erfreut; durch keinen einzigen Misston war
die Harmonie unterbrochen worden. In dieser günstigen Gemütsverfassung
zeigten sie mir auf Wunsch des Häuptlings ihre Schätze, so
dass ich bald 30 verschiedene Fischarten für die zoologische Sammlung
beieinander hatte. Die Exemplare waren zwar meist klein, aber
bei keiner Gelegenheit so bequem zu erlangen als bei (dieser.
Dass ein Flüsschen durch eine derartige ¿¿¿«-Fischerei gänzlich ausgefischt
wird, kann man sich vorstellen; die jüngsten Fischchen leiden
am meisten unter dem Gift und es dauert daher lange,1 bis sich der
Fischstand wieder erholt. Darum bekümmerten sich die Dajak jedoch
nicht, sondern fuhren allgemein befriedigt den Fluss hinab. Zu Hause
aügekommen kleidete ich mich schnell um und vergass bald, dass
ich einen halben Tag in triefenden Kleidern gesteckt hatte.
I S H i abzufischenden Flüsse grösser und tiefer, so schliesst man
ihre Mundung mit einem hohen Bambusgitter, dessen Stäbe eng beieinander
stehen, ab, um die grossen, nur halb betäubten Fische aufzuhalten.
Dann spielt sich die Jagd wegen der Gefahr, durch Fische
oder zufällig aufgejagte Krokodile verwundet zu werden, in Böten
ab. Zum Schluss sammeln sich alle Fischer vor dem Gitter, das hinten
mit Bambuskörben und Netzen versehen ist, um die Fische, welche
hinüberzuspringen versuchen, aufzufangen. Bei dieser Gelegenheit sah