Niederlassung Lirung Bän die meisten Bewohner ihm folgten (pag. 281).
Als ich mich im Jahre 1896 nach dem oberen Mahakam begab,
gereichte es meinem Geleite von Mendalam Kajan zur grossen Beruhigung,
dass Bo Lea mit meiner Expedition einverstanden war. Nachdem
ich in Long Blu-u zurückgeblieben war, begab sich Akam Igau,
nur um sich Bo Lea vorzustellen, nach Long Tgpai. Bei meinem Besuch
in Long Tepai hatte ich damals das Glück gehabt, den Häuptling
von einer akuten Diarrhoe, die ihn an den Rand des Grabes gebracht
hatte, kurieren zu können.
Alle schreckenerregenden Berichte, die ich über Bo Lea zu hören
bekam, liefen, wie ich später merkte, darauf hinaus, dass er seine Rechte
in bezug auf die Erzeugnisse des Waldes den Malaien gegenüber besser
als die anderen Häuptlinge zu wahren wusste und dass jene sich bei
ihm weniger breit als anderswo machen durften. Seine Massregeln
waren allerdings oft hart, entsprachen aber seiner Natur und waren
übrigens auch vom europäischen Standpunkt gegenüber Vagabunden,
wie die Malaien es sind, die mit allen Mitteln, die ihren Kopf nicht
gefährden, bei den Bahau ein Schlaraffenleben zu führen versuchen,
durchaus og erechtfertiogt.
Da er, wie alle übrigen Häuptlinge, von Banden, die gegen eine
Vergütung von 10 °/0 seine Wälder auf Guttapercha und Rotang durchsuchten,
sehr bestohlen wurde, hatte er zwei Mal einer Gesellschaft,
die die gewonnenen Produkte ohne Bezahlung auf Seitenwegen fortschaffte,
ihren ganzen Vorrat abgenommen. Die Schuldigen sorgten
dafür, dass diese Tat ruchbar wurde und die an dergleichen energische
Massregeln nicht gewöhnten Bahau fanden sie gewalttätig und hart.
Uebrigens erging es den Malaien bei Bo Lea doch noch besser als
bei B e l a r e , bei dem sie sich überhaupt nicht niederlassen durften.
Bei meiner Ankunft hausten in Bo Leas Galerie so zahlreiche Busch-
produktensucher, dass ich es vorzog, bei einem niedrigeren Häuptling,
Bo Ibau, der mit Kwing Irangs Schwester Uniang verheiratet war,
meinen Einzug zu halten. Die Kajan waren hiermit natürlich sehr einverstanden,
aber aus politischen Gründen hätte ich lieber bei Bo Lea
gewohnt, da die Häuptlinge ein Wohnen unter ihrem Dache sehr hoch
schätzen. Bo Ibau stellte uns seine neue, 18 m lange und 8 m breite
Galerie gänzlich zur Verfügung.
Fast alle Hausbewohner befanden sich der Ernte wegen auf den
Reisfeldern. Im Hause traf ich nur Bo Ibau mit seiner kranken, kleinen
Tochter. Bar th hatte das Kind bereits zu behandeln versucht, aber es
hatte das bittere Chinin nicht einnehmen wollen und litt noch fortwährend
an chronischen Malariaanfällen, auch sah es kachektisch aus und zeigte
eine starke Hypertrophie von Leber und Milz. Ich verspürte jedoch wenig
Lust, mich dem verwöhnten Kinde viel zu widmen und interessierte
mich mehr für das, was von dem Kontrolleur und seiner Reise nach
Long Döho bekannt war. Als vorsichtiger Mann wollte mir Ibau über
diesen Gegenstand nichts mitteilen und erklärte, dass ich Njok Lea,
den ältesten Sohn des Häuptlings, der den Kontrolleur selbst nach
Long Döho begleitet hatte, hierüber befragen müsse. Da Njok erst
abends vom Felde zurückkehrte, machte ich, nachdem ich unseres Gepäckes
wegen einige Anordnungen getroffen, einen Gang durch die
Niederlassung, um die seit meinem letzten Besuch stattgefundenen
Veränderungen zu besichtigen.
Die Niederlassung macht einen gut unterhaltenen, aber alten Eindruck,
da man zum Bau altes Material, hauptsächlich Pfähle und Querbalken
aus Eisenholz, von Lirung Bän, benützt hatte. Hinter dem langen,
hohen Hause am Ufer, in dem 16 Familien wohnen, steht ein zweites,
gleich langes Haus, das mit dem ersten durch Bretterstege verbunden
ist. Sowohl diese Häuser als die anderen und die der Häuptlinge Bo Lea
und Bo Ibau sind durch derartige Stege verbunden, so dass man die ganze
Niederlassung, ohne den Boden zu berühren, passieren kann.
Während unter den Häusern der meisten rBahau nur die nackte
Erde mit. allen Abfällen des Hauses zu sehen ist, ist der Boden unter
den Wohnungen der Long-Glat zur Hälfte gedielt, auch führen von
hier aus in jede Einzelwohnung Treppen. Der übrige Teil des Raumes
ist durch Vorschläge, in denen Ferkel oder besonders schöne Schweine
gezogen werden, eingenommen. Die Long-Glat bauen ihre Häuser
ohne Galerieen, die ihnen unterworfenen Stämme haben sich aber,
trotzdem sie über ein Jahrhundert mit ihnen zusammen wohnen, neben
anderen Eigentümlichkeiten, auch ihren alten Baustil erhalten. Ihre
langen Häuser ruhen, wie die ^ der übrigen Bahau, auf Pfählen und
besitzen eine durchlaufende Galerie. Bo Leas Haus liegt unterhalb
derjenigen der übrigen Long-Glat, dann folgen die der Ma-Tuwän,
Batu-Pala .und Long-Tbpai.
Ein Glied der Häuptlingsfamilie der Ma-Tuwän erzählte mit Stolz,
dass der Kontrolleur die letzten Tage in ihrer Galerie gewohnt hatte,
aus Furcht, durch das lä li p a re i der Long-Glat aufgehalten zu werden,