dauerten es die Kajan lebhaft, dass D o r i s zwei h isit (Anthreptes
malaccensis) und zwei tyländj&ng (Platylophus coronatus) geschossen
hatte. Als später bei den Könja das gleiche geschah, würde der
tgländjäng, während er zum Trocknen hing, gestohlen, was sonst nie
vorkam. Ich hielt es für geratener, kein Wort darüber zu verlieren
und das Töten dieser Tiere zu verbieten. Obgleich auch die Rehe zu
den wichtigen wahrsagenden Tieren gehören, schienen die Bahau doch
nichts dagegen zu haben, dass ich sie schoss. Ihre djglewan, die Schlange
mit dem roten Kopf, Bauch und Schwanz, wagten sie weder lebend
noch tot anzurühren. Zum Entsetzen der Bahau töteten wir auf dem
Wege von Kapuas zum Mahakam eine djqlewan in unserer Hütte und
legten sie in eine Flasche mit Formol. Da keiner die Flasche tragen
wollte, versteckte ich sie in einer der Kisten, ohne dass sie es sahen.
Später schrieb die Bevölkerung den Erfolg meiner Expedition zum
grossen Teil dem Besitz dieser Schlange zu und ich musste sie so
häufig vorzeigen, dass ich mich zuletzt weigerte.
Eine besondere Furcht flösst den Bahau ein Halbaffe (Tarsius spectrum)
ein, der tagsüber bewegungslos auf einem Baumstamm sitzend den Vorübergehenden
mit seinen grossen Nachtaugen anstarrt und den Kopf weit
nach rückwärts zu drehen vermag; keiner wagte es, dieses ungefährliche
Tierchen zu töten. Zu den Tieren, welche der Aberglaube schützt,
gehört auch der grosse Erdwurm, der im Stande ist, Töne auszustossen;
er soll die Fruchtbarkeit der Felder befördern, wir konnten daher kein
Exemplar erhalten.
Bis zum Jahre 1899 verursachte uns das Sammeln wenig Mühe;
während unseres Zuges an die Ostküste -jedoch wurden die Kajan
von verschiedenen Unglücksfällen betroffen, und ein Priester der Pnihing,
der den Ruf genoss, durch Träume prophezeien zu können, erklärte
die Unglücksfälle für eine Strafe der Geister, weil die Kajan für uns so
viele Insekten getötet hatten. Im Grunde war der Priester nur neidisch
auf den Verdienst der Kajan, den diese sich durch das Sammeln von
Tieren verschafften. Nach unserer Rückkehr zu den Mahakam Kajan
wagten sie uns kein einziges Insekt mehr zu bringen, obgleich ich eine
Verstimmung hierüber nicht bemerkte.
Einfacher gestaltete sich das Sammeln auf botanischem Gebiet, Die
Anlage eines Herbariums und einer Sammlung lebender Pflanzen betrachtete
ich als die Hauptsache und nahm daher aus dem botanischen
Garten von Buitenzorg zwei Malaien, einen Mantri, S e k a r a n g , und einen
Pflanzensucher, Amja, mit, die beide im Stande waren, selbständig ihre
Arbeit auszuführen. Meine Aufgabe bestand daher nur darin, ihnen für
ihre botanischen Exkursionen Führer und Träger zu verschaffen und
etwas Aufsicht zu üben.
Belehrt durch unsere Erfahrungen von der Reise 1896— 97 gelang es uns
diesmal am oberen Mahakam,eine Sammlung der verschiedensten Pflanzen,
und zwar 500 Exemplare, lebend aus dem Innern Borneos nach Buitenzorg
zü transportieren. Dabei hatten die am Anfang unseres Zuges am Blu-u
gesammelten Pflanzen sechs Monate lang dort gepflegt werden müssen.
Beim Auf bewahren lebender Pflanzen verfuhren wir folgendermassen:
wenn möglich, wurden junge Exemplare aus dem Boden genommen
und zwar so, dass, um die feinen Wurzelenden nicht zu verletzen,
gleichzeitig auch eine grössere Menge Erde herausgehoben wurde. Zu
Hause angekommen setzten wir die Pflanzen sogleich in Bambuskörbe
in eine Erde, die aus Humus, Flusssand und etwas feiner Holzkohle
bestand. Die gleiche Erde wird in Buitenzorg in den Treibhäusern
benützt. Unter dem dichten Laubwerk der Früchtbäume bei der Wohnung
der'Malaien wurde ein Grundstück vor Besuchen von Kindern,
Hunden, Schweinen und Hühnern durch Bambuslatten geschützt und die
Pflanzen unverdeckt auf Holzgestellen niedergesetzt und täglich versorgt.
A u f diese Weise kamen während unseres Aufenthaltes am Mahakam
nur wenige Pflanzen um. Bei unserer Abreise zur Küste wurden die
Körbe mit den Pflanzen in Holzkisten von ungefähr 4 x 6 dm Bodenfläche
und 5 dm Höhe dicht neben einander gesetzt. Die Kisten hatte
ich grösstenteils an Ort und Stelle anfertigen lassen.
Die ganze Sammlung umfasste 37 derartiger Kisten-, sie wurde; in
ein grosses Boot gesetzt und mittelst eines Palmblattdaches vor Sonne
und Regen geschützt. An jedem Ort, wo wir länger als eine Nacht
blieben, wurden alle Kisten aus dem Boot genommen und ans Ufer
getragen, wo man die Pflanzen im Schatten der frischen Luft aussetzte0
Für die Seereise wurden die Kisten mit Rotangschirmen, über
die'weisser Kattun gespannt worden war, überdeckt. Durch ständiges
Benetzen des Kattuns blieb die Atmosphäre unter diesem Dach auch
während der Hitze auf der Seereise und später während der Eisenbahnfahrt
stets genügend kühl. Obwohl zwischen der Abreise vom Blu-u
und der Ankunft in Buitenzorg zwei Monate lagen, hatten sämmtliche
Pflanzen in dieser Zeit doch nur wenig gelitten.