gewohnt und war nun lange fort gewesen, zudem wollten sich beide
gewiss gern über die politische Bedeutung unserer Expedition aussprechen.
Augenscheinlich hatte U m a r , als er dem Häuptling abends
einen offiziellen Besuch machte, mit diesem überlegt, wie er sich uns
gegenüber in Zukunft verhalten sollte, denn am folgenden Morgen hatte
sein Gesicht einen weniger ernsten Ausdruck, auch gab er uns im
Laufe des Gesprächs eine deutliche Vorstellung von der Stimmung der
Niederlassungen unterhalb der Wasserfälle. Nachdem ihm der politische
Zweck unserer Reise eingeleuchtet hatte, zeigte er sich geneigt, sich
gegen einen Gehalt von 50 fl. monatlich unserer Expedition anzuschlies-
sen. U m a r war mit vier Malaien heraufgekommen, wir hofften daher,
auch an diesen vier an das Waldleben gewöhnten o Menschen 0gel0egentlieh
eine gute Stütze zu finden. U m a r zog vorläufig in das Haus eines
Glaubensgenossen, der mit einer kleinen Gesellschaft Mohammedaner
am jenseitigen Ufer wohnte. Durch seine Friedensliebe und Gutmütigkeit
hatte K w i n g I r a n g bereits seit dem Beginn seiner Häuptlingschaft
eine og anze kleine Kolonie von Malaien heranög elockt,' die sich aber
von den Kajan stets in einigem Abstand hielten. Als der Stamm sich
noch weiter oben am Blu-u aufhielt, wohnten die Malaien bereits am
Mahakam unter Aufsicht eines Bandjaresen vom oberen Murung, namens
U t a s , . der mit einer Nichte von K w in g I r a n g , L i r u n g , verheiratet
war. U t a s lebte teils auf Kosten seiner Frau, teils verdiente er selbst
etwas durch Handel und Handwerkerarbeit, wie z. B. durch Herstellen
silberner Ohrringe aus Münzen, durch Reparieren von Kupfersachen
u. s. w .; ausserdem übte er das Amt eines Arztes und nötigenfalls
auch eines Bahaupriesters aus. E r verbrachte seine Zeit abwechselnd
bei L i r u n g am Mahakam und auf sogenannten Handelsreisen am
Murung, wo er in Wirklichkeit bei seiner zweiten Frau und seinen
Kindern lebte.
Auch jetzt noch nehmen sich die meisten Malaien für längere oder
kürzere Zeit Frauen aus dem Kajanstamme. Ausser diesen einiger-
massen stabilen Familien befindet sich in der Kolonie stets eine grosse
Menge Gäste, Händler und Buschproduktensucher, die sich hier nur
vorübergehend aufhalten. Zur Zeit des H a d j i U m a r war der Zufluss
an Fremden viel grösser gewesen, aber, seitdem die Guttaperchabäume
im Tal des Blu-u ausgerodet worden waren, hatte sich die grosse
Menge der Buschproduktensucher am oberen Mahakam um T e m e n g -
g u n g I t jo t geschart.
Die Niederlassung der Malaien hiess, ihrer Lage an der Mündung
des Buleng nach, Long Buleng. Da H a d j i U m a r seine Familie vorläufig
noch in Long Töpai gelassen hatte, kehrte er nach zwei Tagen
dorthin zurück mit dem Versprechen, in fünf Tagen wieder zurück zu
sein. Aus meinem Gespräch mit ihm merkte ich, dass die Häuptlinge
am Unterlauf gern etwas Näheres über unsere Pläne hören wollten
und dass es hauptsächlich für B a n g J o k , der in den letzten Jahren
zahlreiche Kopfjagden hatte ausführen lassen, eine; grosse Beruhigung
sein musste, dass wir uns mit dem, was geschehen war, nicht mehr
befassen wollten.
Am selben Tage hatten wir noch Gelegenheit, den Kajan zu zeigen,
wie wünschenswert unsere Gegenwart für sie war. Eine Gesellschaft
Batang-Lupar aus SSrawak kam nämlich den Mahakam heruntergefahren
mit der Absicht, die Fahrt noch weiter fortzusetzen. Eine
derartige kleine Gesellschaft ist aber, wenn sie nicht einen bestimmten
Zweck ihrer Reise angeben kann, stets verdächtig, insbesondere in
diesem Fall, da aus SSrawak Gerüchte über eine drohende Kopfjagd
als Strafe für einen an fünf Landsleuten am Boh verübten Mord im
Umlauf waren. Der Mord war durch Punan im Aufträge von B a n g J o k
ausgeführt worden, der das Stehlen von Buschprodukten in seinem
Gebiet mit scheelen Augen angesehen und zuletzt seine Zuflucht zu
einer so scharfen Massregel genommen hatte.
Augenscheinlich hatten die Pnihing die Gesellschaft Batang-Lupar
nicht aufzuhalten gewagt; da die Kajan sich auch nicht energischer
zeigten, mussten wir die Sache in die Hand nehmen. Als gesellschaftlich
gebildete Menschen kamen die Untertanen des R a d j a B r o o k e
zu dem Kontrolleur, um ihn wegen ihrer weiteren Fahrt auf dem
Flusse um seine Zustimmung zu bitten. Aber B a r t h verweigerte ihnen
diese, weil ■ er in einem friedlichen, in malaiischer Sprache geführten
Gespräche nicht erfahren konnte, von wo die Leute herkamen und was
sie am Mahakam eigentlich wollten. Zum Erstaunen der Kajan fuhren
die Batang-Lupar ohne Widerspruch einfach den Fluss wieder aufwärts.
Unsere Kajanfreunde hatten sich durch dieses Begebnis wieder einmal
von unserer Macht und unserem Einfluss überzeugen können, was um
so erwünschter war, als unsere und der Kajan Pläne zu kollidieren
drohten. Während sie sich von dem grössten Unternehmen, das in
einem Stamme vorkommt, dem Bau der Häuptlingswohnung, vollständig
beherrschen liessen, wollte ich noch den Batu Lösong be