ten. Der Batu Plöm besteht aus dem gleichen Gestein wie der Batu
Mili und nach der Sage der Kajan ist er auch in der Tat von diesem
abgestürzt.
In irüherer Zeit, so lautet die Sage, reichte der Batu Mili bis an
den Himmel und zwar zum grossen Verdruss der Stämme am Mahakam ;
denn sobald der Reis unten zu reifen begann, kamen allerhand Tiere
vom Himmel auf die Erde herab und frassen die ganze Ernte auf.
Daher beschlossen einige Stämme: die Punan, Pnihing, Kajan und
Long-Glat, diese Verbindung aufzuheben und den Batu Mili umzuhacken.
Sogleich machten sich alle ans Werk, aber nur die Kajan
und Long-Glat besassen Beile, die anderen bearbeiteten den damals
weichen Stein mit einem Bambusstück. Sie verursachten daher auf dem
Stein keine so glatten Flächen wie diejenigen, die mit Beilen arbeiteten,
was sich noch heute an ihrer Haut erkennen lässt, denn
Punan und Pnihing leiden viel mehr an schuppenbildenden Hautkrankheiten
als Kajan und Long-Glat. E s dauerte lange, bis alle ihr Werk
beendet hatten, auch lief es nicht ohne Unfall a b ; zuerst flog ein
Splitter in das Auge eines der vornehmsten Häuptlinge jener Zeit,
B a n g K a -ä n g , _ der unten am Mahakam stand und das eifrige Arbeiten
über ihm beobachtete. Nur mit grösser Mühe gelang es, mittelst eines
sehr harten Stückes Holz den Splitter zu entfernen, der jetzt noch als
Batu Plöm in Form eines mächtigen Felsblockes o im Mahakam lieogt.
Um den Gipfel des Batu Mili in die gewünschte Richtung fallen
zu lassen, umwanden ihn die Arbeiter mit einem kolossalen Rotangseil,
aber als die Masse zu wanken begann, erschraken sie so gewaltig,
dass jeder Stamm sich in seine Böte stürzte und schleunigst in sein
Land zurückkehrte, und zwar die Kajan und Long-Glat flussabwärts,
die Pnihing flussaufwärts. Die Punan vergassen in ihrer Verwirrung,
von ihren Böten Gebrauch zu machen, und flüchteten nur so in die
Wälder, in denen sie auch heute noch umherschweifen.
Da niemand das Rotangseil leitete, verwickelte es sich zwischen den
Felsen, so dass dieser Teil des Batu Mili mit seinem Fuss im Mahakam
schief hängen blieb. Infolge dieser Abdämmung staute sich der Fluss
derart, dass alles Land flussaufwärts, bis auf einen Berg, auf den sich
alle Menschen flüchteten, unter Wasser gesetzt wurde. Lange Zeit
lebten sie dort, bis eines Tages zwei Männer, die in einem grossen
Boote auf der Wasserfläche fuhren, durch eine mächtige Liane, wie sie
glaubten, aufgehalten wurden. Mit ihren Beilen machten sie sich über die
vermeintliche Liane her und es gelang ihnen auch, sie zu durchhacken —
es war aber das Rotangseil, an dem das abgeschlagene Stück des
Batu Mili hing, das nun mit heftigem Aufschlag auf die Erde niederstürzte,
auf welcher es noch heute als Batu Lfesong (Scheidegebirge
zwischen Mahakam und Murung) liegt. Das Wasser des Mahakam
strömte nun ab und zwar mit solcher Kraft, dass es die beiden Männer
in ihrem Boote bis zum Meere mitführte, wo sie ertranken.
Beim Abströmen des Wassers blieben die Fische in den Fasern
des zerrissenen Rotangseiles hängen, wodurch die Bahau das Weben
von Netzen lernten-, sie stellen jetzt noch ihre Netze stets aus dieser
Liane (tqngUng oder aka klea) her.
Nachdem die Menschen dieses grosse Werk vollführt hatten, fand
BAng K a -ä n g , dass er sie belohnen müsse, und beschloss daher, den
Mahakam, Barito und Kapuas mit Fischen zu bevölkern. Zu diesem
Zwecke zog er abwärts, bis unterhalb der Wasserfälle des Mahakam
und warf die Fische von dort aus in den Barito und Kapuas, was
natürlich nur einem Menschen von seiner GröSse möglich war.
Als er den Fluss weiter hinunter fuhr, begegnete er Menschen, die
viel kleiner waren als er. Der Sohn des dortigen Häuptlings spielte
mit einem Rotang, der dick wie ein Schenkel war, und machte dem
Riesen B a n G K a -ä n g , um ihn zu erschrecken und aus dem Lande zu
vertreiben, w'eiss, dass sein Vater diesen Rotang als Beinring benütze.
„Dann muss Dein Vater sehr gross sein” rief B a n g K a -ä n g aus „rufe
ihn mal her, damit wir sehen, wer der Stärkere is t!”
Der Häuptling liess aber den ganzen Tag auf sich warten und, als
er nachts am Ufer erschien, stiess er ein -solches Gebrüll aus^ dass es
B a n g K a -ä n g nun wirklich angst wurde und er den Fluss hinunter
flüchtete; seither hat man nie mehr etwas von ihm vernommen.
Am oberen Mahakam nennt man den Regenbogen „ B a n g K a -ä n $ s
Lendentuch” ( = bä B a n g K a -ä n g ).
Während die Kajan unsere Böte an Land zogen und an den Bäumen
festbanden, damit sie bei plötzlich eintretendem Hochwasser nicht fortgeführt
wurden, hielten wir mit K w in g I r a n g auf dem Batu Plöm
sitzend einen kleinen Kriegsrat. Da ich wusste, mit welcher inneren
Angst der Häuptling die Besteigung unternahm, hatte ich mir vorgenommen,
auf alle seine Pläne einzugehen. K w i n g . schlug vor, dass
wir erst bis zur senkrechten Felswand hinaufsteigen und dass meine
Malaien und seine Kajan dann Leitern und Stützen an den schwierig