nach Hause. Der grosse Festtag verlief, wahrscheinlich wegen des
tags zuvor erfolgten Todes eines kleinen Kindes, sehr ruhig. Die
Kajan behaupteten zwar, Arak getrunken zu haben, ihr stilles, besonnenes
Betragen und die nur zwei Tage lang dauernde Bereitung o o o O des Trankes
sprachen aber mehr dafür, dass sie Zuckerwasser genossen hatten.
Vor der „mglä u tin g " hatte ich noch einem interessanten Ringkampfe
(pajow) der jungen Männer beigewohnt. Bereits einige Tage zuvor
hatten sich die Jünglinge " hie und da mit einander gemessen, jetzt
waren alle auf der Galerie versammelt und ein Paar nach dem anderen
betrat den Ringplatz. Die Kämpfer waren nur mit dem Lendentuch
bekleidet, das sie straff anzogen, um dem Gegner einen festen
Angriffspunkt zu bieten. Die Partner umfassten einander, packten sich
gegenseitig hinten am Gürtel fest und suchten einander emporzuheben
und rücklings auf den Boden zu werfen. In Anbetracht, dass ein Fall
auf die Eisenholzbretter nicht ungefährlich war, suchten einige Mütter
ihre Söhne von dem gefährlichen Spiele abzuhalten. In Gegenwart
der Kameraden blieben diese mütterlichen Mahnungen leider erfolglos,
und so mancher hatte bereits mit heftigem Anprall den Boden berührt,
als ein stämmiger Sklave als Sieger des Tages hervorzugehen
schien. Dem jungen Manne waren die vielen Siege so zu Kopfe gestiegen,
dass er nach seinem letzten Triumph mit herausfordernden
Gebärden einen lauten Juchzer erschallen liess. Auch bei den Kajan
kommt Hochmut vor dem F a l l : einer der bis dahin unbeteiligt gewesenen
Zuschauer betrat jetzt den Kampfplatz. Ueberlegen durch
seine frischen Kräfte und durch seinen ansehnlicheren Wuchs, gelang
es ihm bald, seinen Partner vom Boden zu erheben und ihn, den
rechten Arm gestützt auf das rechte Knie, in die Höhe zu halten.
Auf dem gleichen Bein hatte der zappelnde Gegner aber einen Stützpunkt
für seine Füsse gefunden und'so wurde das Umdrehen nicht
leicht. Mit Anspannung aller Kräfte gelang es dem Neuen endlich,
den hochmütigen Helden mit hartem Aufschlag zu Boden zu werfen.
Die gebräuchliche Revanche brachte dem Besiegten keinen besseren
Erfolg.
Am 8. Juni wurde der „aron kgrtap” = „Festtag des Klebreis-
essens” gefeiert; er begann wieder mit einer mglä, nach welcher diesmal
Päckchen mit Reis und Klebreis o h n e Schweinefleisch verteilt
wurden.
Abends war es, wegen des Todes des kleinen Kindes, sehr still im
Hause; man begrub es, um das Fest nicht durch Trauerfeierlichkeiten
zu unterbrechen, erst nach beendetem Fest. Die eigene Mutter hatte
den Heimgang des kleinen Kranken nach A p u Kqsio dadurch beschleunigt,
dass sie ihn morgens beim Rundgang zur m%lä mitgenommen
hatte.
Der 9. Juni bildete den letzten Festtag. Acht dajung begaben sich
morgens auf die kleine Plattform des dangei, bildeten einen Kreis,
reichten einander die Hände und begannen gemeinsam im Tonfall des
t%kok eine Ansprache an die Geister; der Rhythmus wurde dabei durch
Bewegen der Hände angegeben. Nachdem sie sich über eine Stunde
lang von der warmen Sonne hatten bescheinen lassen, brachte man
ihnen einen geschlossenen Korb (ingän), in dem sich verschiedene kawit,
acht aneinander gereihte Eierschalen und einige Küchlein befanden. U s u n
öffnete den Korb und begab sich mit ihm nach einer Ecke des dangei,
in welcher täglich auf einem trichterförmig gespaltenen Pflanzenstengel
Esswaren für die Geister niedergelegt wurden, und forderte diese auf,
in den Korb überzugehen. Der Korb wurde darauf geschlossen und
von den Priesterinnen in die amin des Häuptlings getragen.
Nach einer kleinen Erholung und einem kräftigen Trunk von dem
von mir präparierten Wasser versammelten sich die däjung auf der
Galerie, legten acht unverletzte Bananenblätter auf und neben einander
auf den Boden und stapelten darauf die Esswaren, welche sie
aus dem erwähnten Korbe hervorgeholt hatten. Durch Auseinanderschieben
der Schindeln hatte man zuvor eine Oeffnung im Dache hergestellt.
Wiederum murmelten die Priesterinnen eine Zeitlang über
dem Haufen, bildeten ihren phantastischen Kreis und begannen, wie
früher, zuerst mit den Gliedern der Häuptlingsfamilie, dann mit den
Müttern und kleinsten Kindern eine melä vorzunehmen Darauf verteilten
sie einen kleinen Teil der kaw it, Eierschalen und Küchlein an
die Teilnehmer.
Es folgte jetzt eine Szene, die mich aufs lebhafteste interessierte:
aus der amin des Häuptlings wurde eine Sammlung alter häwat und
geweihter Hüte herausgetragen. Die Tragbretter und dann auch die
Hüte wurden ehrfurchtsvoll über dem Haufen Opferspeisen hin- und
herbewegt' und dann ins Haus zurückgetragen. Jetzt durften auch die
gewöhnlichen Kajanfrauen mit ihren alten häwät und Hüten herantreten
und den wohltätigen Einfluss der Opfergaben auffangen. Diese
Zeremonie bot mir die seltene Gelegenheit, die alten, ehrwürdigen