stark genug waren und dass ich meinen Fuss nicht auf Moos setzte,
das von unten nicht genügend gestützt war oder auf einem verfaulten
Baumstamm lag. So kamen wir langsam aber doch stetig vorwärts
und, nachdem wir noch einen Punkt passiert hatten, von dem aus ich
auf Anraten des Chinesen nicht nach rechts blicken durfte, wurde der
Rücken weiter oben gangbarer, da wir einem augenscheinlich durch
Tiere unterhaltenen Pfade folgen konnten. Wir mussten ihn zwar kriechend
zurücklegen, standen aber bald vor der nackten Felswand dicht
unter dem Gipfel. Ein Spalt in der Mauer und einige Unregelmässigkeiten
im Gestein genügten, um meine Leute bei 70° Steigung über
die 20 m hohe Wand zu bringen, und, da sie der Meinung waren,
dass ich, einmal so weit gekommen, nun auch die Spitze besteigen
müsste, entledigte ich mich meines Schuhwerks und langte mit einiger
Hilfe ebenfalls oben an.
Nachdem wir die herrliche Aussicht über die weite Waldlandschaft
genossen hatten, beeilten wir uns, auf dem gleichen Wege wieder nach
Hause zu gelangen, und kamen in der Tat glücklich, wenn auch sehr
ermüdet, heim.
Das Erstaunen der Kajan über das unerwartete Gelingen unseres
Unternehmens war gross; sie hatten von unserer Anwesenheit aut
dem Gipfel aber nichts gemerkt und auch unsere Schüsse nicht gehört,
so dass ein an einen Stock gebundenes Stück weissen Kattuns, das wir
oben als Signal zurückgelassen hatten, unserer Erzählung als Beweis
dienen musste.
In Anbetracht, dass wir auf dem Gipfel für Beobachtungen keine
Zeit gehabt hatten und B i e r auch nicht dabei gewesen war, nahm ich
mir vor,, bald wieder dorthin zurückzukehren. K w in g I r a n g , von-Natur
unternehmend, aber durch seine Umgebung und seinen Aberglauben
eingeschüchtert, erklärte sich jetzt sogleich bereit, mich zu begleiten.
Darauf meldeten sich auch einige zwanzig junge Kajan als Begleiter
auf den bisher so gefürchteten Berg an-, doch musste die zweite Besteigung
bis nach Ablauf der Verbotszeit und der drückendsten Arbeit
während der Saatzeit verschoben werden.
In allgemeinen gelten am Mahakam für die Verbotszeit die gleichen
religiösen Vorschriften wie am Mendalam, doch machen sich Verschiedenheiten
in der Auffassung der adat geltend. Die Saatzeit zerfällt in
drei neuntägige Perioden, von denen jede, nach Rechnung der Kajan,
aus einem Opfertag und acht Nächten besteht.
Am ersten Tage der ersten Saatperiöde begiebt sich der Häuptling
mit den Seinigen und vielen anderen Familien auf das Reisfeld, um
den Geistern zu opfern (murang). Da die Geister am Geruch merken
können, wer sich am Opfer (kurang) beteiligt hat, werden auch die
sehr kleinen Kinder mitgenommen, damit auch diese das Opfer berühren.
Bei dieser Art des Opfers wird zweimal im Laufe des Vormittags eine
Mahlzeit gehalten. Darauf müssen die Kajan acht Tage m%lo.
Am ersten Tage der zweiten Periode findet das Maskenspiel Statt.
Am zweiten Tage beginnt man das grösse Feld des Häuptlings zu
besäen, eine Arbeit, an der sich Verteter sämtlicher Familien sowohl
der Freien als der Sklaven beteiligen. Am gleichen Tage opfern
die Familien der Freien auf ihren eigenen Feldern, worauf sie an
den Tagen zu säen beginnen, die sich für sie in dieser Periode als
günstig erwiesen haben. Gewisse Tage sind nämlich nur für gewisse
Familien günstig; der Häuptling darf nur am i ten, 31™ und 7^ Tage
säen, andere Familien haben wieder andere Saattage. Die Tage, an
denen nicht gesät werden darf, leiten sich von Todes- oder grossen
Unglücksfällen oder besonderen Missernten her. Alle diese Bestimmungen
gelten nicht nur . für diese zweite neuntägige Periode, sondern
auch für die dritte, ebenfalls neuntägige Saatperiode. Während der
zweiten Periode darf aber nur an sechs Tagen gesät werden, der
achte und neunte sind RuhetaOge.
Am folgenden Tag beginnt die dritte Periode mit Maskenspiel und
verläuft in gleicher Weise.
Haben am zweiten Tage der dritten Periode Freie und Sklaven
wieder für den Häuptling gesät, so dürfen letztere mit dem Besäen der
eigenen Felder beginnen; sie opfern jedoch nicht selbständig, sondern
mit dem Häuptling gemeinsam.
Das grosse Reisfeld des Häuptlings wird lumä, ajo genannt.
Jede Kajanfamilie richtet am zweiten Tage der ersten Periode auf
ihrem Felde ein Opfergerüst {pelale) auf, mit dem die Säer während
des. Säens in Verbindung bleiben müssen; daher ist es Fremden verboten,
zwischen diesen und dem p ela le hindurchzugehen; auch dürfen
die Kajan sich auf dem Felde nicht mit Fremden abgeben, vor allem
nicht mit ihnen sprechen. Ist ' dies zufällig doch geschehen, so hört
man an diesem Tage mit dem Säen auf.
Die erste neuntägige Periode bildet die eigentliche Verbotszeit, während
welcher kein Fremder die Niederlassung betreten und kein Dörfbe