Zehe vorkommt. Der Winkel, den diese beiden Zehen bilden, kann
bis zu 6o° betragen.
Die Haut der Bahau und Könja ist in der Jugend meist eher hellgelb
als braun, besonders ist dies bei Kindern, die der Sonne noch
nicht ausgesetzt gewesen, und bei jungen Mädchen, die sich bei der
Feldarbeit durch Kleider vor Sonnenbrand schützen, der Fall. Ganz
allgemein wird die spätere dunkle Hautfarbe der Eingeborenen durch
die Sonne bewirkt, ständig bedeckte Körperteile, wie die Lendengegend
der Männer und die Beckengegend der Frauen, behalten daher stets
ihren hellen Ton.
Trotz ihrer teilweisen Bedeckung ist die Haut o der Eingoebore'nen in
Wirklichkeit doch allen Einflüssen der Witterung ausgesetzt, wodurch
sie ein grosses Widerstandsvermögen erlangt hat. Chronische Hautentzündungen
sieht man bei den Bahau nur selten, obgleich sie in Wald
und Feld zahlreichen Verwundungen ausgesetzt sind; nicht spezifische
Beingeschwüre, wie sie in Europa Vorkommen, sind bei ihnen ganz
unbekannt. Solange die Haut noch nicht von parasitären Hautkrankheiten
betroffen ist, erträgt sie lange Zeit Druck und Reibung, ohne
darauf anders als mit leichter Rötung zu reagieren. Auffallend resistent
zeigt sich die Haut der Frauen dem Einfluss der Gravidität und der Lacta-
tion gegenüber. Die Frauen der Ot-Danum und Kantu am Kapuas besitzen
diese Widerstandsfähigkeit in noch höherem Masse, aber auch bei
den Frauen der Bahau .und Könja beobachtete ich selbst bei hochgradiger
Schwangerschaft nur selten Striae; auch erhalten die Frauen ihre
früheren Formen nach der Entbindung vollständig wieder zurück. Ebenso
lassen die Brüste oft nur an den Warzen erkennen, dass eine Frau
bereits genährt hat. Bei meinem ersten Aufenthalt bei den Ot-Danum
bewunderte ich die schöne Gestalt einer jungen Frau, welche ihre zwei
verschiedenaltrigen Kinder gleichzeitig nährte. Am Mahakam hatte
ich einst eine junge Frau, die ich ärztlich behandelte, lange Zeit für
kinderlos gehalten, bis sie eines Tages mit einer dreijährigen Tochter
bei mir erschien und mir erzählte, dass sie ein zweites Kind bereits
verloren habe. Selbst wiederholte Schwangerschaften hinterlassen bei den
meisten Frauen wenig Spuren, sowohl auf der Haut als in den Körperformen.
Dass die Bahau eine viel geringere momentane Muskelkraft als die
Europäer entwickeln, ist um so auffälliger, als sie von klein auf an
Feldarbeit und Jagd gewöhnt sind und keine Lasttiere besitzen, so
dass sie auch im Tragen ständig geübt sind. Sie können z. B. nicht
so schwere Gewichte, wie ein ungeübter, mittelstarker Europäer heben;
auch tragen sie bei grösseren Entfernungen und schlechten Wegen
nicht gern über 20— 25 kg schwere Lasten auf dem Rücken. Bemerkenswert
ist ferner, dass die Kräfte und die Ausdauer bereits bei 30—
35 jährigen Männern abnehmen, daher überlassen diese alle schwerere
Arbeit auf der Reise gern den 20 jährigen jungen Leuten.
Die Sinne sind bei der Bevölkerung von Mittel-Borneo im allgemeinen
gut entwickelt. Beobachtungen hierüber werden dadurch erschwert,
dass Krankheiten häufig das Seh- und Empfindungsvermögen
beeinträchtigen. Da nur ein sehr kleiner Teil der Bevölkerung Augen
besitzt, die weder in jugendlichem noch in späterem Alter einmal längere
Zeit krank gewesen sind und hiervon an der Cornea oder Conjunctiva
noch Spuren aufweisen, findet man bei ihnen begreiflicher Weise kein
besonders scharf entwickeltes Sehvermögen. Ueberdies haben die Eingeborenen
zwischen und in ihren Wäldern gar keine Gelegenheit,
sich im Fernsehen zu üben und ihre Sehschärfe hierdurch zu entwickeln.
Der Farbensinn lässt bei den Bahau nichts zu wünschen übrig;
dafür spricht in erster Linie ihr feines Gefühl für Farbenharmonie, das
sich in ihren schönen Perlenarbeiten äussert, ferner, dass ihre Sprache
nicht nur für alle verschiedenen Farben, sondern auch für deren Nuancen
besondere Bezeichnungen besitzt. Diese weichen in mancher Hinsicht
von denen der Europäer ab. So heisst in der Busang Sprache schwarz
„ tom totong" verbranntes Blau; „tom genang" = dunkelblau; „krotang"
= hellblau, von dem sie an Perlen verschiedene Arten unterscheiden,
je nach dem Zweck, für den sie diese benützen, z. B . : y,kro-
tang lawong" —- hellblau für Kopfbänder. Gelb heisst „njqhang" und
hell rehbraun „njghang tgbli (gelbrot)” , dunkel rehbraun und dunkelrot
werden beide genannt. Weiss —pu ti\ grün ~ nohom.
Das Tastvermögen der normalen Haut ist bei den Bahau, vielleicht
wegen der dicken Epidermis, minder ausgebildet als bei Europäern.
Ihre blosse Haut hat für gewöhnlich eine niedrigere Temperatur als
die der Weissen, daher vertragen sie bei andauernder Anspannung und
Hitze nur schlecht eine stärkere Blutzufuhr und Transpiration und
nehmen jede Gelegenheit wahr, um sich zu baden.
Auf Kitzel reagiert ihre ganze Haut weniger stark als die der
Europäer, während ihre Handflächen und Fusssohlen wegen der Dicke
der Schwielen für Kitzel ganz unempfindlich sind.