getötet worden war. Mir schien eine Vefgiftung vorzuliegen, ich hielt
es aber für geraten., meine Vermutung nicht auszusprechen, da sich sonst
alle vor Vergiftung gefürchtet hätten.
Infolge des Todesfalles durfte män, solange das Kind nicht bestattet
war, weder an den Böten noch an der ReiseauSrüstung arbeiten, auch
liess K w i n g I r a n g den S o r o n g , der bereits einen og ünstiog en Vonoei
gesehen hatte, zurückrufen, da die Vogelschau in diesem Fall lä li war.
Der Häuptling beredete zwar'die Eltern der Verstorbenen, die Leiche
in einer 'Felsenhöhle (liang) beizusetzen und ihr nicht erst, wie man anfangs
beabsichtigt hatte, eine Hütte zu bauen, was lange gedauert hätte;
aber immerhin verloren wir durch diesen Todesfall wieder zwei Tage.
Darauf begannen K w i n g und sein Sohn B a n g wirklich eifrig an
ihren Böten zu arbeiten und viele Freie folgten ihrem Beispiel; zugleich
wurde S o r o n g wiederum auf'die Vögelschau geschickt, die ihn
allmählich zu langweilen begann. S o r o n g war nämlich ein in der Jugend
geraubter Kahäjan Dajak, der dem Glauben der Bahau, obgleich er
beim Häuptling eine bevorrechtete Stellung genoss, nicht viel Wert
beilegte; nur äusserte er hierüber nie seine Meinung.
Am io. April langte A k a m I g a u mit den Seinen unerwartet bei
uns an. Sie hatten alle diese Monate bei ihren Verwandten am Tawang
verbracht und wegen des hohen Wasserstandes im Makaham eine
mühevolle und lanog e Rückrei- se ogehabt. Nachdem sie die Wasserfälle
passiert hatten, waren sie gezwungen gewesen, noch sechs Nächte in
Long Töpai zu verbringen, weil man dort wegen des Baues eines
heuen Häuses auf die Vogelschau ausgegangen war. O O ö o - -
Die Mendalam Kajan brachten die Nachricht, dass der Kontrolleur
und B i e r be• reits nach Lon0g D-öh0o g ereist waren,» ab-e -r dass sich B a n g
Joic einen Tag vor ihrer Ankunft nach Udju Halang begeben habe,
wo seine Schwester gestorben war. Obgleich letzteres sicher der Fall
war, schien mir B a n g J o k s Abreise im letzten Augenblick doch nur
ein Vorwand zu sein. Also war es in Kutei doch gelungen, diesen
bedeutenden Häuptling vor uns derart in Schrecken zu versetzen, dass
er seine eigene Furcht vor Kutei dabei vergass. B a n g J o k wurde auch
sogleich von dem Sultan mit einem Dampf boot von Udju Halang nach
Tengaron abgeholt, wo wir ihn später trafen.
Die Mendalam Kajan wollten sogleich Weiterreisen, ich konnte sie
daher nur mit Mühe dazu bewegen, noch einen T a g zu warten, um
unsere Briefe mitzunehmen. Da K w in g in seinem neuen Hause noch
keine Gäste empfangen durfte, übernachteten sie in Long Buleng.
Am anderen Tag kam S o r o n g endlich melden, dass die wichtigsten
Vögel ihre Zustimmung zur Reise gegeben hatten. In einem Gespräch
mit dem Häuptling äusserte dieser den Wunsch, mit allen Kajan, die
mitgehen sollten, ein mglo njaho von zwei Tagen abzuhalten; danach
sollte man mein Gepäck in die Böte laden. Nach dem monatelangen
Warten kostete es mich einige Selbstüberwindung, meine Zustimmung
zu geben, aber da K w in g I r a n g die Sache für wichtig hielt, willigte
ich ein. Zwei Tage darauf wurden morgens alle Böte zu Wasser
gelassen und mit Reis, Guttapercha etc. beläden. Zwischen meinen
seit so langer Zeit schon gepackten Sachen sitzend beobachtete ich
von meiner Wohnung aus mit grösser Befriedigung die Emsigkeit der
Kajan, als ich diese plötzlich in grösser Hast alles Gepäck wieder den
hohen Uferwall herauftragen sah; selbst die Frauen halfen mit, um
schneller fertig zu werden. Ihre Handlungsweise erschien mir unerklärlich,
aber gleich darauf teilte man mir im Namen von K w i n g I r a n g mit, dass
von einer Abreise keine Rede sein könne, weil einer ihrer wahrsagenden
Vögel, noch dazu der h isit, erst über das Haus und dann sogar durch
das Dach ins Haus geflogen sei. Für den Anfang einer Reise
war dies ein äusserst ungünstiges Zeichen, daher musste nach einem
m§lo njaho von vier Tagen von neuem auf die Vogelschau gegangen
werden. Nach dieser Zeit war aber der Monat so weit vorgeschritten,
dass man zufolge der adat keine grosse Reise mehr unternehmen durfte,
sondern bis zum nächsten Neumond (hulan p u sit) warten musste. Das
hiess aber meiner Geduld zu viel zumuten und ich erklärte K w i n g ,
dass ich mich von A k a m I g a u , der mit seinen Leuten noch nicht abgereist
war, nach Long Töpai werde bringen lassen, um dort auf ihn zu
warten oder mit Hilfe der Long-Glat weiter nach Long Döho zu gehen.
K w i n g zeigte sich zwar mit meinem Plane einverstanden, nur
billigte er nicht die Begleitung der Mendalam Kajan und versicherte,
dass seine eigenen Leute mich nach Long Töpai bringen würden, unter
Anführung des alten, halb blinden Priesters Bo jo k , der die Long-Glat
über den Stand der Dinge aufklären sollte.
K w in g s Vorschlag passte mir um so besser, als A k a m I g a u sich
nicht gern noch länger auf gehalten hätte. E r trat denn auch wirklich
am 12. April seine Heimreise an, nachdem wir seine ganze Gesellschaft
mit Salz versorgt hatten.