Handelsreisen nach Seräwak.
Rudern sucht man dann die Mitte des Stromes zu halten, gelingt dies
nicht, so zerschmettern die Flösse und alles ist verloren.
Die Fahrt den Bölätung aufwärts ist nur bei sehr niedrigem Wasserstande
möglich. Dieser Weg wurde bereits in früheren Zeiten viel
benützt, um vom Mahakam aus nach dem Murung und weiter Köpfe
jagen zu gehen; daher trägt das Gebirge den Namen Batu Ajo [ajo =:
Kopfjagd). In späteren Jahren sind diese Wege meistens von Buschpro-
duktensuchern aus den Gebieten des Murung, Belätung und Busang
begangen worden, die sich zum Mahakam begaben, um dort Reis
und andere Lebensmittel einzukaufen.
Die Reisen nach den malaiischen Niederlassungen am Murung dauern
in der Regel viele Monate, und die Beschaffung von Salz, Tabak und
Leinwaren ist des Transportes wegen sehr schwierig.
Die Bahau vom oberen Mahakam unterhielten längs des Penaneh
und Howong auch mit dem Kapuasgebiet Handelsbeziehungen, aber
wegen der grossen Entfernung und der früheren ungünstigen Handelsverhältnisse
kamen sie nur selten hin. Dagegen kamen die Mendalam-
bewohner und die Taman öfters nach dem oberen Mahakam, um
Schwerter, Schwertgriffe, Matten und alte Perlen einzukaufen.
Die günstigen Handelsverhältnisse, welche der Radja von Sörawak
am Batang-Redjang geschaffen hat, brachten besonders die Pnihing
und Kajan dazu, den Beschwerden der Reise Trotz zu bieten. Um ihr
Ziel zu erreichen, müssen sie den Mahakam hinauffahren, was 9 bis
60 Tage dauert, ferner längs des Söliku auf einer Höhe von 1 10 0 m.
die Wasserscheide überschreiten, um nach zweitägiger Fahrt den Njan-
gejan abwärts nach Fort Kapit zu gelangen.
K A P I T E L X IV .
rieren und Pflanzen
Aufnahmen — Photographie.
Obgleich die Verhältnisse, unter denen die Eingeborenen von Mittel-
Borneo leben, derart sind, dass diese selbst den Schutz eines hoher
stehenden Volkes herbeiwünschen, machen sich ihre ängstlichen Gern -
ter doch allerhand entsetzliche Vorstellungen von dem, was geschehen
könnte, wenn die ihnen so fremden Weissen, die so mächtig sind dass
sie in Krankheitsfällen und auf gefährlichen Bergsp.tzen den bösen Geistern
zu widerstehen vermögen, in ihr Land einziehen. Um daher einen
politischen Einfluss auf die Stämme zu gewinnen mussten wir nicht
nur alles vermeiden, was bei ihnen Unwillen oder Schreck erreg
konnte, sondern auch alles daransetzen, um ein vertrauliches Verhältnis
mit ihnen anzubahnen. JjH H H j ( ,
Nach meiner ärztlichen Praxis waren es die Sammlungen auf den
verschiedenen Gebieten der Wissenschaften, die uns mit der Bevo e-
rung in intimen Verkehr brachten. Sie boten ausserdem einen zweiten
grossen Vorteil, indem sie den Teilnehmern der Expedition, sowo
den weissen als den farbigen, ständig Beschäftigung verschafften. Für
einander fremde, auf niedriger Entwicklungsstufe stehende Menschen
ist es ungemein schwierig, unbeschäftigt lange Zeit friedlich miteinan
ZU D a t e i e n hauptsächlich Malaien bei mir hatte, die als Mohammedaner
ohnehin auf die heidnischen Bahau herabsehen und von altere
her daran gewöhnt sind, auf deren A u f f a s s u n g von Eigentum, Anstand
u s w nicht zu achten, trachtete ich von Anfang an danach, meine Leu
durch Ableitung in Banden zu halten. Eine grosse Versuchung bildete
für meine stattlichen Reisegenossen auch der Umgang mit den Frauen,