Seitenket'ten von der Hauptkette abzweigen, erhebt sich ein Gipfel, wie
derjenige, auf dem wir uns eben befanden. Die Kajan nannten den
Gipfel, der sich zwischen dem Blu-u und I k a n g erhebt, Batu Tokong
und behaupteten, dass auf seiner Südseite der Busang entspringe und
an dem südlichen Abhang unseres Gipfels der Lito, ein Nebenfluss des
Bölatung. Die Gipfelfläche sowie die ganze Landschaft sind vollständig
mit ununterbrochenem Urwald bedeckt, aus dem nur die senkrechten
hellen Wände des Batu Lösong an der Nord- und Südseite scharf
hervortreten.
Die langen Nebenketten, die sich nach Norden zum Mahakam hinziehen,
fehlen nach Süden, im Tal des Murung g hier sieht man nur
breite, wenige Kilometer lange Ausläufer, die zum Flusstal hin senkrecht
abfallen.
In kurzem Abstand vom Batu Lösong und parallel mit diesem
erhebt sich im Süden ein anderer Rücken, der den Busang zwingt,
längs des südlichen Fusses des Batu Lösong nach Westen zu fliessen;
den Namen dieses Rückens und etwas Näheres über ihn konnte ich
nicht erfahren. Wegen der allgemeinen Waldbedeckung konnten wir
die einzelnen Gebirge am oberen Murung auf grösseren Abstand
nicht gut unterscheiden. Nur der Batu Ajo im Osten trat seiner ganzen
Länge nach deutlich hervor; sein Gipfel besteht ebenfalls aus
einer schmalen, waldbedeckten Fläche, nur ist er niedriger als der
des Batu Lösong. Besonders auffallend war das Bergmassiv des Bom-
ban im Gebiet des Murung, das sich als schmales, kegelförmiges Gebirge
von 1900— 2000 m Höhe hinter den vorgelagerten, nicht über
1000 m hohen Ketten erhebt. Ich konnte nun die eigenartigen Terrassenbildungen
unseres Sandsteingebirges, die mir vom Batu Mili aus
aufgefallen waren, von einem anderen Standpunkte aus betrachten.
Die 20 bis 100 m mächtigen Sandsteinlager, aus denen dieses Gebirge
besteht, sind im Lauf der Zeit so erodiert worden, dass nach
Norden niedrigere Terrassen mit der gleichen schwachen Neigung,
wie der Hauptrücken, gebildet sind und zwar ist die Terrassenbildung
an der Westseite der Querrücken stärker ausgeprägt als an
der Ostseite.
Die Nordseite des Batu Lösong zeigt eine eigentümliche Zickzacklinie,
in deren einspringenden Winkeln je ein Fluss seinen Ursprung nimmt.
Die Berge im Tal des Blu-u machten, da sie ganz mit Wald bedeckt
sind, von dieser grossen Höhe aus keinen Eindruck; nur der
Kasian und der Mili stachen mit ihren hellen Wänden von dem dunklen
Hintergründe ab. Grossartig war der Blick auf das Kettengebirge
am oberen Mahakam mit seiner Fortsetzung längs des Kajanflusses.
Einzelne Ketten oder Gipfel waren nicht zu erkennen; es zeigte
sich aber, dass von diesem Gebirge Querrücken in die Täler des Oga
und Boh, in gleicher Weise wie vom Batu Lösong zum Mahakam,
verliefen.
Nachmittags, als die Sonne im Sinken begriffen war, erführen wir aufs
neue, wie sehr die Aussicht nicht nur durch die Wolken, sondern auch
durch die Sonne beeinträchtigt werden kann; denn B i e r konnte nur
mit Mühe einige Gipfel im Norden visieren, da ein bläulichgrauer
Dunst die ganze Landschaft einhüllte. Das erhaltene Resultat war
aber befriedigend, daher beschlossen wir, diesen ungastlichen Ort am
folgenden Morgen zu verlassen.
Die Verteilung unseres Gepäcks unter die noch übriggebliebenen
Kajan und Malaien kostete nicht viel Mühe, da unsere Lebensmittel
fast erschöpft waren, und so machten wir uns am 26. Januar leichten
Herzens auf den Rückweg. Unsere Kuli hatten den Weg durch Moos-
wändfe: und Gestrüpp bedeutend verbreitert und verbessert, daher
kamen wir, obgleich die Kletterpartie nach unten doch nass und
unangenehm war, schnell vorwärts und erreichten noch vormittags
den Lagerplatz vor dem ersten Gipfel, an dem wir alle unsere Leute
versammelt fanden.
S e k a r a n g hatte seine Zeit besonders gut benützt und während des
letzten Tages einen wahren Garten von schönen und seltenen Pflanzen
zusammengebracht. Das Herbarium war besonders durch eine grosse
Anzahl neuer Baumarten bereichert worden. Alles Material musste
lebend mitgenommen und zu Hause bearbeitet werden, da in dieser
vor Nässe triefenden Umgebung an ein Trocknen nicht zu denken war.
Unsere Arbeit war nun erledigt und eine schnelle Heimreise wünschenswert,
daher dachte ich abends über die Möglichkeit nach, den
Mahakam in einem Tage zu erreichen. Der Abstieg musste bequemer
sein als der Aufstieg und, da die Flüsse durch den Regen der letzten
Tage geschwellt sein mussten, erschien mir die Sache nicht sehr
schwierig. Mein Vorschlag fand seitens der Träger geringen Beifall,
obgleich diese im Grunde auch lieber zu Hause o als in dem nassen
Urwald sassen. Sie fürchteten augenscheinlich, einen geringeren Lohn
zu erhalten, daher versprach ich ihnen sogleich nicht nur den vollen