Expedition von Pontianak nach Samarinda sein musste. E s handelte
sich im wesentlichen darum, die Stimmung der Bevölkerung in bezug
auf die Einsetzung einer festen Verwaltung auszukundschaften und auf
die Schlichtung ihrer Zwistigkeiten mit benachbarten Stämmen Einfluss
zu gewinnen. Hierzu war es, wie auch auf der vorigen Reise, notwendig,
das Vertrauen der ängstlichen Bahau zu erwerben und sie
durch ein monatelanges Leben und Arbeiten in ihrer Mitte an die
Gegenwart von Weissen zu gewöhnen.
Da wir möglicherweise mit feindlich gesinnten Stämmen von Söra-
wak in Berührung kommen konnten, musste das gut bewaffnete Geleite
so zahlreich sein, dass es im Notfall kräftigen Widerstand leisten
konnte. Um zu verhindern, dass dieses, hauptsächlich aus Malaien bestehende
Geleite während eines längeren Aufenthaltes in einem Stamme
Anstoss errege und um es stets bei guter Stimmung zu erhalten,
musste für seine ständige Beschäftigung gesorgt werden; das Gleiche
galt auclr für die Europäer. Ich wählte die Malaien daher derart,
dass sie, ausser als Schutzsoldaten, auch auf wissenschaftlichem und
praktischem Gebiet von Nutzen sein konnten, als Pflanzensammler,
Jäger, Präparatoren, Ruderer u. s. w.
Eine grosse Menge Tauschartikel zu unserem täglichen Unterhalt,
■zum Einkauf von Ethnographica und zur Bezahlung der Kuli wurde
wiederum mitgenommen. Wir mussten nämlich nicht nur trachten,
unsere dajakischen Gastherren nicht zu verletzen, sondern auch, durch
Einkäufen von allerhand Dingen, vielen im Stamme einen Vorteil und
uns ihre Gunst zu verschaffen. Zur Erreichung dieses Ziels war auch,
wie wir auf der letzten Reise erfahren hatten, ein. gründlicher ärztlicher
Beistand von grösser Bedeutung; daher gehörte ein reichlicher
Vorrat an Arzneimitteln zu unseren wichtigsten Reiseartikeln.
Mit Rücksicht auf die oben erwähnten Verhältnisse setzte sich meine
Reisegesellschaft aus folgenden Gliedern zusammen: dem Kontrolleur
j . P. J. B a r t h , der ' sich hauptsächlich mit dem Studium der allgemeinen
Umgangssprache der Bahau, dem Busang, befasste; dem Photographen
der vorigen Expedition, J. D e m m e n i ; dem Topographen H.
W. B i e r ; -zwei Javanen aus dem botanischen Garten in Buitenzorg
(Java) für die botanischen Sammlungen; dem Jäger und Präparator
D o r i s für das Präparieren von Vögeln und Säugetieren und sechs
anderen Javanen, die bereits Naturforscher auf Reisen begleitet hatten
und im Stande waren, als Mechaniker, Jäger, Fischer u. s. w. die verschiedensten
Dienste zu leisten. Zu meiner persönlichen Bedienung
nahm ich M i d a n , meinen javanischen Diener der vorigen Reise, mit.
An Vierfüsslern begleiteten uns zwei Jagdhunde; in Pontianak kaufte
ich später noch zwei Wachthun de hinzu.
Ueberzeugt, dass uns die Küstenmalaien in Kutei Schwierigkeiten
verursachen würden, falls wir auf dem eigentlichen Wege, den unteren
Mahakam hinauf, zum oberen gelangen wollten den Malaien ist
nämlich selbst viel daran gelegen, ihren eigenen Einfluss im Hinterlande
auszubreiten und den der Niederländer zurückzudrängen — mussten
wir unsere Reise wiederum von Pontianak, an der Westküste,
beginnen und uns von den Kajan wieder durch das unbewohnte Quellgebiet
der grossen Flüsse zum oberen Mahakam geleiten lassen.
A u f der Reise im Jahre 1896 hatte, um den Landtransport mit
einer kleinen Anzahl Leute möglich zu machen, die Ausrüstung so
viel als möglich eingeschränkt werden müssen. Jetzt war die Besorgnis,
durch ein grosses Geleite bei den Mahakamstämmen Misstrauen zu erwecken,
zwar geringer, aber, in Anbetracht des Umstandes, dass die
Verpflegung so vieler Menschen unterwegs an und für sich schon
schwierig genüg war, musste das mitzunehmende Gepäck auch diesmal
auf ein Minimum reduziert werden.
Was die Kleidung betraf, so galt es, sie so zu wählen, dass sie
sowohl dem Klima als den Strapazen standhalten konnte. Eine gute
wollene Unterkleidung und eine warme Bedeckung nachts sind die
besten Schutzmittel gegen Moskitos und Erkältungen, die Hauptursachen
für das Entstehen der Malaria. Auch musste dafür gesorgt
werden, dass ’, die verpackten Kleidungsstücke und dass Bettzeug so
wenig als möglich Gefahr liefen, nass zu werden.
Als Packkisten sind die bekannten Stahlköfferchen die geeignetsten.
Sie halten, ausser unter Wasser, die Feuchtigkeit fern, zerbrechen nicht
beim Fall auf Felsen und werden durch die Termiten nicht angetastet;
sie dürfen jedoch sammt Inhalt nicht mehr als 2 0 - 25 kg
wiegen.
Für die Nacht besassen wir starke Reiseklambu (Moskitonetze) aus
fester Java-Gaze 1 : 1 : 2 m gross und so eingerichtet, dass sie mittelst
Seilen in jedem beliebigen Raum ausgespannt werden konnten.
Der untere Rand der Gaze war, ausgenommen an der Eingangsöffnung,
wo das Zeug 1 m über einander schlug, au ein Stück double water-
proof sheeting festgenäht. Sorgte man dafür, dass die Gazeenden am