K A P I T E L X V I I . I .
Aeusseres der Bahau —i Körperbau — Sinnesorgane Charakter — Eigentümlichkeiten ihrer
Konstitution — Krankheiten der Bahau: Malaria, venerische Krankheiten, Intestinalkranl^heiten,
Rheumatismus, Kropf, Infektionskrankheiten verschiedener Art, Augenkrankheiten, parasitäre Hautkrankheiten
— Wert einer ärztlichen Praxis unter den Eingeborenen — Vorstellungen der Bahau
von ihrem Körper, ihrem Geist, dem Schlaf und den Kiankheiten — Heilmethoden der Priester —-
Diätetische Mittel — Befolgung ärztlicher Vorschriften —■ Arzneien der Eingeborenen — Massage,
Dampfbäder.
Aus der geringen Bevölkerungsdichte von Mittel-Borneo geht bereits
hervor, dass hier Zustände herrschen müssen, die einer normalen
Vermehrung der Menschen entgegenwirken. Die schädlichen Faktoren,
die hier in Betracht kommen, sind erstens in den Verhältnissen der
Umgebung selbst zu suchen, zweitens in dem Umstand, dass sich die
Bevölkerung vor den nachteiligen Einflüssen dieser Umgebung nicht
zu schützen weiss. Ueble Gewohnheiten der Stämme, wie Kopfjägerei
und Unsittlichkeit, schädigen eine Vermehrung in weit geringerem
Grade.
Die Entwicklung der Bahau und Könja ist noch nicht so weit fortgeschritten,
dass sie Krankheiten mit eigenen, wirksamen Mitteln bekämpfen
können; bemerkenswert ist dagegen, dass sowohl bei Bahau
als bei Könja in hohem Masse die Vorstellung herrscht, dass sich
Krankheiten durch diätetische Mittel bekämpfen lassen. Die Konstitution
der Bahau unterstüzt sie im Kampfe gegen Krankheiten nur
wenig, daher haben sie unter diesen während ihres ganzen Lebens mehr
oder weniger zu leiden. Vor allem sind es Malaria und venerische
Krankheiten, Syphilis und Gonorrhoe, welche die Lebenskraft der
Eingeborenen untergraben. Die Malaria wirkt schwächend auf den
Organismus, die venerischen Krankheiten verhindern ausserdem eine
stärkere Vermehrung.
Die Bewohner von Mittel-Borneo sind-mittelgross und schmächtig von
Gestalt, doch kommen auch schön gebaute Körper bei ihnen vor,
überdies werden sie nicht durch Rhachitis und Tuberkulose verunstaltet.
Sie gehören zu einer Rasse mit schwarzem, glattem Haupthaar und
mittelmässiger bis schwacher Körperbehaarung. Obgleich einzelne Personen
auch welliges, bisweilen sogar krauses Haar besitzen und das
Braun der Haut auch sehr dunkel sein kann, habe ich auch unter den
Jägerstämmen im Innern der Insel nie Menschen mit Spuren des
Negertypus gesehen oder von ihnen sprechen hören.
Trotz ihres schmächtigen Körperbaues besitzen die Bahau gut entwickelte
Muskeln, mit geringer Neigung zu Fettbildung, sowohl unter
der Haut als an einzelnen Körperstellen. Wirklich fette Individuen
sah ich nie; die entstellenden Schmerbäuche, die bei Europäern Vorkommen,
fehlen bei ihnen gänzlich. Auch findet man nur selten Personen
mit Muskeln, die von einer Fettschicht verdeckt sind; am ehesten
kommt dies bei erwachsenen jungen Fraüen vor.
Die Gesichtsform ist oval, häufig rund mit wenig vortretenden Backenknochen.
Die Augenspalten, aus denen lebhafte, dunkelbraune Augen
hervorschauen, sind nur schwach geöffnet; Personen mit nach Mongolenart
schräg noch aussen verlaufenden Augenspalten sieht man nur
selten, die meisten bemerkte ich unter den Könjastämmen von Apu
Kajan. Eine Hautfalte über dem inneren . Augenwinkel fehlt gänzlich.
Die im allgemeinen platte Nase ist gerade - ihre Flügel sind nicht
besonders breit. Individuen mit eingestülpter oder mit stark gebogener
Nase kommen ebenfalls vor.
Der Mund ist nicht auffallend g ro s s ; es giebt selbst Frauen mit
hübschem, kleinem Mund ; auch sind die Lippen nie sehr dick.
Die Bahau besitzen von Natur ein sehr gut entwickeltes Gebiss,
sie misshandeln es aber durch das in letzter Zeit Mode gewordene
Absägen, Ausfeilen und Durchbohren der Zähne. Caries und Missbildungen,
die durch Syphilis verursacht werden, sind häufig.
Ueber die Gliedmassen ist nur zu bemerken, dass sie zum Körper
in guten Proportionen stehen ; die Arme sind verhältnissmässig etwas
länger als bei den Europäern. Die schön gebildete, aber nicht schwere
Muskulatur weist mehr auf Geschmeidigkeit und Gewandtheit als auf
grosse Kraft.
Hände und Füsse sind stets klein und wohlgebildet, leiden aber
viel durch harte Feldarbeit, Verwundung und Krankheit, so dass man
bei älteren Leuten häufig Missbildungen antrifft. Bemerkenswert ist
der grosse Zwischenraum, der häufig zwischen der ersten und zweiten