Lohn, sondern auch eine Extrabelohnung, weil der Zug dank der
Anstrengung der Leute in kürzerer Zeit vollführt worden war, als ich
erwartet hatte.
Am folgenden Morgen verteilten wir die Pflanzensammlung unter
die Träger und brachen nach dem Essen auf. Ich vermutete, dass
meine Reisegesellschaft es doch noch versuchen würde, erst in zwei
Tagen aber dafür langsam nach Hause zu gelangen,- und beschloss
daher, vorauszugehen, um die Leute zum Nachfolgen zu zwingen.
Als alle zum Abmarsch bereit waren, machte ich mich in Gesellschaft
von S o r o n g , der nur sein eigenes Gepäck zu tragen hatte, auf
den Weg. Mit unserem schnellen Schritt erreichten wir in 3i/3 Stunden
unseren Lagerplatz auf dem Rücken, der zum Bruni hinunterlief. S o r o n g
erklärte, der Ruhe bedürftig zu sein, und konnte auch nach einiger
Zeit nur mühsam vorwärts, so dass uns die fünf jungen Kajan einholten.
Durch unser ständiges Vorausgehen und durch die Nähe des
Flusses gereizt stürmten sie ohne stillzuhalten an uns vorüber. Ich
liess S o r o n g zurück und folgte den fünf, musste aber sehr schnell
gehen, um mit ihnen Schritt zu halten. In kurzer Zeit erreichten wilden
Bruni, der inzwischen stark geschwollen war. Als wir den Fluss
durchquerten, sanken wir tief ins Wasser ein; das Bad, das erste nach
unserer Abreise, erfrischte uns herrlich, auch liess uns die Aussicht,
mit unseren Böten ohne Schwierigkeit nach Hause zu gelangen, unsere
Müdigkeit und die Steifheit unserer Gliedmassen vergessen. Innerhalb
einer Stunde waren alle vereinigt, die Böte aus dem Walde
geholt und zu Wasser gelassen worden. Das Einladen des Gepäckes
ging schnell von statten und darauf ging es erst den Bruni dann den
ebenfalls geschwollenen Blu-u hinunter. Noch vor Sonnenuntergang
landeten wir bei unserer Wohnung, zur grossen Verwunderung der
Dorfbewohner, die uns / noch lange nicht zurück erwartet und einen
Erfolg unseres Zuges nicht für wahrscheinlich gehalten hatten. Mühsam
stieg ich den 30 m hohen Uferwall hinauf und merkte noch nach
Tagen, dass ein derartiger Zug viele Anspannung erfordert.
Alle unter der Aufsicht des Kontrolleurs zurückgebliebenen Leute
befanden sich wohl, waren aber, wie die ganze Niederlassung, über
einen brutalen Mord, der in den letzten Tagen verübt worden war,
erregt.
U t a s , der malaiische Gatte L i r u n g s , die in Long Buleng wohnte,
war gleich nach unserer Abreise von einem Handelszug nach dem
oberen Murung zurückgekehrt und hatte unter seinen verschiedenen
Handelsartikeln auch eine Sklavin mitgebracht. Wenige Tage vorher
hatte L a s a , der Sohn des- Ma-Suling Häuptlings T e k w a n , als er seine
Tante L i r u n g besuchte, die Sklavin aus dem Hause gelockt, mit
zwei jungen Kajan in ein Boot gesetzt und war mit ihr flussabwärts
gefahren. Als auf halbem Wege von seinem Hause alle auf einer
Geröllbank ausgestiegen waren, um zu baden, fiel L a s a plötzlich die
alte Frau an und ermordete sie. So schien sich die Geschichte, von
allen wahren und unwahren Ergänzungen abgesehen, wirklich zugetragen
zu haben.
Die Tat war sowohl K w in g I r a n g als uns gegenüber eine sehr 0 0
freche; denn L a s a gehörte durch seine Mutter U n i a n G, eine Schwester
von L i r u n g , zum Kajanstamm und, da die alte Frau .bereits in L i r u n g s
Hause gegessen hatte, war, nach Auffassung der Kajan, in ihr eine
Stammesgenossin ermordet worden. Ein derartiges Verbrechen wird
von den Bahau viel schärfer verurteilt, als wenn es sich um die E rmordung
eines Fremden, wenn auch eines Angehörigen eines benachbarten
Stammes, handelt.
K w in g I r a n g geriet durch diese Angelegenheit in grosse Verlegenheit,
denn er hatte sie noch nicht mit dem Kontrolleur besprochen
und für uns war es schwierig, aktiv aufzutreten, besonders deswegen,
weil der wahre Sachverhalt, der widersprechenden Berichte wegen,
durchaus nicht klar schien.
Zuerst hörten wir, K w in g I r a n g habe die beiden Kajan, deren Unschuld
an dem Mord sich übrigens bald erwies, zur Strafe nach Long
Buleng geschickt, um dort zu arbeiten, und gleich darauf erklärte der
Häuptling dem Kontrolleur, er habe die Absicht, seinem Enkel (Sohn
seiner Nichte) die Strafe für Mord im eigenen Stamme aufzuerlegen.
Da die betreffende Strafe in solch einem Fall bei allen Bahau in der
Auferlegung einer Busse besteht, mussten wir uns mit seiner Absicht
zufrieden geben.
Bald darauf, am 2 . Februar, kamen T e k w a n und U n i a n g , die Eltern
des Mörders, in grösser Gesellschaft heraufgefahren, um über den
Vorfall zu unterhandeln. Sie durften jedoch das Haus . des Kajan-
stammes nicht betreten, da nach einem derartigen Mord niemand mit
denr- Mörder oder mit dessen Familie, aus Furcht krank zu werden
(einen dicken Bauch zu erhalten), in Berührung kommen will, selbst
nachdem bereits eine Busse auferlegt worden ist. Erst nachdem der