K A P I T E L IX .
Fischreichtum des Kapuasgebietes-' — Fischereigerätschaften — Fang des taßa — Fang mit ttiba-
Gift — Jagd — Hunde der Bahau — Erträgnisse der Jagd — Vogelfang — Haustiere.
Die Bahau am Mendalam erfreuen sich, wie auch die anderen Stämme
am oberen Kapuas, eines grossen Fischreichtums ihrer Gewässer. Fische
bilden daher auch nach Reis ihr Hauptnahrungsmittel. Nicht nur der
Kapuas und seine Nebenflüsse, sondern auch alle Seeen, die ihm ihr
Dasein verdanken, sind reich an Fischen. Der Fluss schlängelt sich
nämlich in zahlreichen Windungen durch das flache Land, verlegt bei
Hochwasser öfters sein Bett, hier seinen eigenen Bogen abschneidend,
dort wiederum einen neuen bildend, und lässt als Folge hiervon
zu beiden Uferseiten zahlreiche Seeen von länglicher Form zurück.
Bei Hochwasser, wenn ihnen die Flüsse schwerer zugänglich sind,
fischen die Kajan vorzugsweise in diesen Flussseeen.
Die Kajan gebrauchen für den Fischfang folgende Gerätschaften:
die Angel [pese)\ das Schöpfnetz (hikqp')\ das Wurfnetz (d ja la ); den
Speer mit einer Spitze (bakir)\ den Speer mit mehreren Spitzen (serä-
pang) und verschiedene Arten von Reusen; ausserdem fischen sie mit
Fischgift (tuba).
Die Angel und das runde Wurfnetz werden täglich gebraucht; jene
hauptsächlich von Kindern und alten Männern, dieses von erwachsenen,
kräftigen Männern,
Je nachdem, ob es sich um den Fang grösser oder kleiner P'ische
handelt, gebrauchen die Bahau verschiedene Angelhaken. Die kleinsten
stellen sie mit einem Widerhaken aus Kupferdraht her. Als ich ihnen
Stecknadeln mitbrachte, die sie bis dahin noch nicht kannten, verwandelten
die Kinder diesem indem sie sie umbogen, bald in Angelhaken.
A uf meinen folgenden Reisen bildeten Fischangeln verschiedener
Grösse für alt und jung sehr geschätzte Geschenke.
Die grossen bis sehr langen Angelhaken werden geschmiedet;
man benützt sie hauptsächlich für Setzangelnj die man, mit Köder
und Schwimmer versehen, den Fluss abwärts treiben lässt, während
man selbst, beispielsweise, eine weiter unten gelegene Niederlassung
besucht. Als Schwimmer dient ein trockener, hohler Kürbis.
An Wurfnetzen gebraucht man, nach der Grösse der zu fangenden
Fische, drei verschiedene Arten. Sie bestehen aus einem runden Netz,
das rings herum eine Kette aus Zinn oder Eisen [aw.it tite — Eisenkette)
trägt; letztere wird am liebsten aus grossen Nägeln, die man
durch Klopfen in Kettenglieder verwandelt, hergestellt.
Die Netze für kleine Fische [djala sgluwang) haben 2Va—4 qcm grosse
Maschen und einen Durchmesser von 3:—4 m ; sie werden gegenwärtig
meist aus eingeführtem, grobem Strickgarn verfertigt.
Für grössere Fische gebrauch); man Netze mit 4^-9 qcm grossen
Maschen und einem Durchmesser von 5— 6 m- Die Netze werden aus
den zu einer Schnur gedrehten Fasern der Liane aka tengäng hergestellt.
Die grossen Wurfnetze, deren Durchmesser bis zu 8 m beträgt,
haben bis zu 16 qcm grosse Maschen; sie bestehen aus den gleichen
Lianenfasern wie die kleineren Arten, nur verwendet man für sie
dickere Schnüre.
Die Bahau imprägnieren ihre Netze nicht und verstehen sie nach
dem Gebrauch vor Fäulnis nur durch Trocknen an der Sonne zu
schützen.
Beim Auswerfen nimmt der Fischer das Netz über beide Arme und
sucht es, durch drehende Bewegung, so ausgebreitet als möglich
auf die Wasserfläche zu schleudern; die schwere, in zentrifugaler
Richtung auseinander getriebene Kette bewirkt, dass das Netz flach
niederfällt. Zum Herausziehen des Netzes dient eine im Mittelpunkt
befestigte Schnur, während die Fische durch die am Boden schleifende
Kette gefangen gehalten und mit heraufgezogen werden. Ist der Boden
jedoch durch Gestein, Baumwurzeln und Zweige sehr uneben, so lässt
der Fischer das Netz liegen, taucht unter und holt die Fische, aus
Furcht, dass sie sonst entfliehen könnten, mit der Hand hervor. Bisweilen
werden die Fische auch, bevor man das Netz über sie wirft,
mit gekochtem Reis an eine bestimmte Stelle gelockt.
Das Auswerfen der Netze erfordert viel Kraft und Gewandtheit;
um die grossen Netze gleichmässig niederfallen zu lassen, nimmt der
Fischer den mittleren Teil oft in den Mund.
Ausser diesen sind auch lange Netze den Bahau bekannt; sie