steigen und dann so schnell als möglich flussabwärts fahren, um noch
die Verhältnisse bei den Long-Glat kennen zu lernen.
Am 20. Dezember fand zur Beratung verschiedener Angelegenheiten
eine Zusammenkunft statt, an der nicht nur die vornehmsten
Männer unserer Niederlassung, sondern auch B a n g L a w i n g , der Häuptling
der Kajan am Ikang, Teil nahmen.
Aus Mangel an Besserem musste die Galerie, an die unser Haus
gebaut war, und in der M id a n seine Küche eingerichtet hatte und
D o r i s die Vögel und Säugetiere abhäutete, als Versammlungssaal
dienen. Viele, denen diese Beschäftigungen noch so gut wie unbekannt
waren, zeigten für das, was meine Leute Vornahmen, mehr Interesse
als für das, was verhandelt wurde. In der Theorie durfte sich zwar
jeder frei äussern und mitstimmen, aber in Wirklichkeit waren es doch
hauptsächlich die alten, angesehenen Männer, welche die Beschlüsse
fassten. Da beim Hausbau hauptsächlich den Priestern, als den Kennern
der Vorzeichen, Gehör geschenkt werden musste, schwiegen die
anderen von selbst. Uebrigens ist es bei den Kajan am Mahakam allgemein
Sitte, dass bei dergleichen Versammlungen die jungen Leute
zu allem, was die Alten wollen, Ja und Amen sagen. Die Versammlung
dauerte trotz der Hitze in dem kleinen Raum von morgens 9
Uhr bis zum Abend, wobei stets neue Leute, die sich für die Angelegenheit
interessierten, zuhören kamen und jeder tat, was er wollte.
In diesem Fall war die Freiheit des Einzelnen,< weog en der Engo e
des Raumes, in dem jeder nur einen Sitzplatz einnehmen durfte, beschränkt,
so dass er nicht, wie wo anders, sein Netz weben, einen Korb
flechten, eine Schnur drehen konnte. Aus diesem Grunde waren die
Teilnehmer wohl auch für einen schnellen Verlauf der Beratungen,
denn obwohl es sich um ernste Dinge handelte, waren die Beschlüsse
abends bereits gefasst; nach einigen Tagen sollte mit dem Hausbau
begonnen werden, ferner wurde bestimmt, wieviel jede Familie nach
der adat an Baumaterial zu liefern hatte; meine Pläne wurden zwar
besprochen, doch fand man, dass sie keine Eile hatten; die Besteigung
des Batu Lösong wurde allgemein als ein zweckloses, sehr gewagtes
Unternehmen aufgefasst und für unsere Reise zur Küste hatten sie
wegen des Hausbaus, der den ganzen Stamm in Beschlag nahm, weder
Lust noch Verständnis.
Eine weitere Angelegenheit, die sich auf den ganzen Stamm bezog,
wagte man, aus Furcht, den Betreffenden zu kränken oder zu reizen,
nicht öffentlich zu beraten. Es handelte sich nämlich um einen Gast
des Stammes, einen Dajak aus Sörawäk, namens B a n j i n , der den Dorfbewohnern
immer mehr zur Last fiel.
Der Mann war von einer Gesellschaft Dajak aus Sörawak, die sich
vor einigen Monaten eine Zeitlang am Mahakam aufhielt, zurückgeblieben
und man hatte ihm, da er sich allerhand Airs zu geben verstand,
selbst ein Kajanmädchen zu heiraten gestattet. B a n j i n hatte
sofort gemerkt, welch einen Eindruck er auf seine Umgebung machte
und dass diese sich leicht einschüchtern liess. WeniOg stens beOg ann er.'
seine Frau schlecht zu behandeln, fremdes Eigentum zu gebrauchen,
■von den Leuten alles, was er nötig hatte, zu fordern, die Frauen zii
belästigen, kurzum, er betrug sich so, wie es seiner wilden Laune im
Augenblick passte. Damit ihm die Kajan nichts anzutun wagten, drohte
er ihnen mit der Rache des Radja von Sörawak, so das K w i n g I r a n g
seinen Leuten riet, noch Geduld mit dem Subjekt zu üben. Da B a n g
L a w i n g vom Ikang augenblicklich anwesend war, wurde diese Staatsangelegenheit
von den beiden Häuptlingen im Geheimen behandelt,
denn als ich mich am folgenden Morgen in der Frühe als Arzt nach
K w in g I r a n g s Wohnung begab, um mich nach dem Befinden einer
seiner Frauen zu erkundigen, fand ich dort die beiden Häuptlinge,
einige der vornehmsten Alten des Stammes und B a n j i n versammelt.
Ich hatte B a n j i n s . Geschichte, - da sie sich auf den Reisfeldern abspielte,
erst vor wenigen Tagen erfahren und es interessierte mich zu sehen,
was sie mit dem Individuum anfangen würden. Ich durfte der Beratung
beiwohnen und setzte mich daher zu den übrigen. Der Schuldige
hatte bereits bei meinem Eintritt seine hochfahrende, aggressive Haltung
aufgegeben und war an . die Wand gelehnt in sich zusammengesunken.
Man wagte in meiner Gegenwart nicht, mit der Sache deutlich
ans Licht zu kommen, und aus B a n j i n s früherer Haltung schloss
ich, dass man auch nicht energisch gegen ihn aufgetreten war. K w in g
I r a n g wagte kaum zu erwähnen, welch eine Angst und Unruhe dieser
junge Taugenichts bei seinem Schwiegervater anstiftete, und sprach
noch von einem Vergleich, obgleich sich der ganze Stamm nach der
Abfahrt dieses Gastes sehnte.
Trotz der offenbaren Verlegenheit des Schuldigen hatte K w i n g nicht
den Mut, ihm zu sagen, dass er sich entfernen müsse. Daher mischte
ich mich in die Angelegenheit und erklärte dem Manne kurz und
bündig, dass er, als eine Plage des ganzen Stammes, sich mit der