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 Trotz  all  meiner  ernsten  Fürsorge  vom  Beginne  an  hatte  ich  nun  
 doch  nicht  genügend  Proviant  für  mein  Personal. 
 Wie  solche  Mengen  Reis hatten verschwinden können,  darüber konnte  
 oder  wagte  man  mir  keinen  Aufschluss  zu  geben.  Die  älteren  Männer  
 schoben  die  Schuld  auf  die  vielen  deha  njärn  (= jungen  Leute), welche,  
 der  langen  Reisen  und  der  Sorge  für  die  Zukunft  nicht  gewöhnt,  unterwegs  
 so  viel  Reis  verzehrt hätten;  die anderen wiederum behaupteten,  
 sie  hätten  viel  nass  gewordenen  Reis  wegwerfen  O  ö müssen.  Trotz  dieser 
 Erklärungen  blieb  mir  die  Sache  rätselhaft,  da  ich  nicht  voraussetzen  
 wollte,  dass  sie  den  Reis  für  ihre  Rückreise  im  Walde  verborgen  
 hatten.  Eine  Erklärung  der  Tatsache  konnte  den  Reis  übrigens  auch  
 nicht  wieder  herbeischaffen,  und  so  rief  ich  denn  die  Häuptlinge  zusammen, 
   um  mit  ihnen  zu  überlegen,  was  weiter  zu  tun  sei.  Durch  
 die  Sorglosigkeit  ihrer  Untergebenen  hatten  wir  nun  nicht  einmal  für  
 die  Reise  bis  zum  Howong  genügenden  Proviant,  trotzdem  erhob  
 keiner  seine  Stimme  gegen  eine  Fortsetzung  des  Zuges.  Das  war  
 schon  viel,  denn  die  Häuptlinge  wussten  sehr  wohl,  dass  wir  nun  in  
 Eilmärschen  den  Landweg  zurücklegen  mussten,  dass  von  Ruhetagen  
 keine  Rede  sein  konnte  und  vom  Gepäck  auch  nichts  Zurückbleiben  
 durfte.  Die  Vertrautheit  der  Häuptlinge  mit  der  Umgegend  eröffnete  
 eine  Aussicht,  aus  der  schwierigen Lage herauszukommen.  Sie schlugen  
 mir  zuerst  vor,  den  Bungan  Dajak  ein  Batatenfeld,  das  doch  von  
 Wildschweinen  abgeerntet  wurde,  abzukaufen;  auch  sollte  ich  ihnen  
 an  der  Wasserscheide  einen  Tag   frei  geben,  da  sie  in  der  Umgegend  
 einige  Stellen  kannten,  an  denen  man  wilden  Sago  sammeln  konnte;  
 ausserdem  wusste  ich,  dass  meine  Leute  für  den  äussersten  Notfall  
 alle  kertäp,  den  fein  gestossenen  Klebreis,  in  ihren  Tragkörben  mitgenommen  
 hatten. 
 Eine  andere  Schwierigkeit  bestand  darin,  dass  wir  uns  auf  der  Wasserscheide  
 längere  Zeit  auf halten  mussten,  um den zurückgelegten Weg  
 am  Mahakam  messen  zu  können.  Das war unbedingt nötig,  da sonst die  
 ganze  topographische  Aufnahme  des  Mahakamgebietes  in  Verbindung  
 mit  derjenigen  des  Kapuasgebietes  überhaupt  nicht  stattfinden konnte. 
 Um  so  schnell  als  möglich  von  den  Pnihing  am  Howong  Hilfe  zu  
 erlangen,  erschien  es  mir  am  geratensten,  das  Prinzip  des  Zusammenbleibens  
 der  Europäer  und  der  meisten  Malaien  zunächst  aufzugeben.  
 Nach  allgemeiner  Beratung  wurde  daher  beschlossen,  am  folgenden 
 Morgen  gemeinschaftlich  aufzubrechen  und  an  diesem  Tage  noch  beisammen  
 zu  bleiben,  um  zu  sehen,  ob  alles  gut  ging,  und  vor  allem,  
 ob  Demmeni  folgen  konnte;  war  dies  der  P all,  so  sollte  ich  mit  B i e r   
 und  einigen  tüchtigen  Männern  in  Eilmärschen  vorausziehen,  während  
 der  Kontrolleur  B a r t h   mit  Demmeni  dafür  sorgen  sollte,  dass  der  
 Nachschub  alles  Gepäck  bis  zur  Wasserscheide  brachte.  Hierdurch  
 hoffte  ich  zu  erreichen,  dass,  bis  alle  an  die  Wasserscheide  gelangten,  
 sowohl  der  Lökudjan  erstiegen  als  mit  der  Messung  des  Weges  begonnen  
 worden  war. 
 Trotz  ihres  guten  Willens  zur  Weiterreise  nahmen  die  Träger  am  
 anderen  Morgen  nur  zögernd  unser  Gepäck  auf  den  Rücken;  kindischer  
 Weise  sahen  sie  sich  um,  ob  die  Leute  des  einen  Dorfes  nicht  
 am  Ende  etwas  weniger  zu  tragen  bekamen,  als  die  eines  anderen,  
 auch  kamen  sie  mit  den  eigenen  Dorfgenossen  aneinander.  Da  unsere  
 Malaien  wenig  Einfluss  auf  die  Kajan  hatten,  mussten  der  Kontrolleur  
 und  ich  schliesslich  selbst  alle  Kisten,  Reispacken,  unsere  
 Matratzen  und  Zeltdecken  unter  sie  verteilen  und  am  Ende  noch  hier  
 einen  Kochtopf  und  dort  eine  Lampe  in  den  verschiedenen  Tragkörben  
 unterbringen  lassen.  Nachdem  alle  gegessen  hatten,  begannen  
 sie  doch  eifrigst  ihre  Tragkörbe  in  Ordnung  zu  bringen. 
 Alle  Stämme  im  Innern  von  Borneo  gebrauchen  beim  Tragen  von  
 Lasten auf ungebahnten Wegen den  takin, einen aus starkem, gespaltenem  
 Rotang  geflochtenen  und  daher  biegsamen  Tragsack  von  viereckiger  
 P'orm.  Die  hintere  Wand  des  Sackes  besteht  aus  zwei  Teilen  und  ist  
 mit  Rotangschnüren  versehen,  so  dass  auch  umfangreiche Gegenstände  
 in  den  Korb  aufgenommen  werden  können,  indem  man  die  Klappen  
 öffnet  und  die  Fracht  an  beiden  Seitenwänden  mittelst  der  Schnüre  
 festbindet.  A u f  diese  Weise, wurden  auch  die  eisernen  Köfferchen,  in  
 welchen  ich  die  meisten  Tauschartikel  und  meine  Kleider  bewahrte,  
 transportiert.  Ein  grösser  Vorteil  bestand  darin,  dass  die  Koffer  nicht  
 wegen  zu  grösser  Länge  oder  Breite  aus  dem  Korbe  hervorragten,  
 daher'wurde  ein  Klettern  zwischen  und  unter  Felsen  und  umgefallenen  
 Baumstämmen  nicht  allzu  beschwerlich.  Viel  Mühe  und  Ueberredungs-  
 kunst  war  stets  erforderlich,  um  lange,  wenn  auch leichte Gegenstände,  
 wie  Stative  und  Massstäbe  den  Trägern  aufzubürden.  Um  9  Uhr  war  
 das  Gepäck  verteilt.  Die  Kajan  packten  alles  so  praktisch  als  möglich  
 zusammen  und  banden  schliesslich  noch  ihre  eigenen  Sachen  an  den  
 Korb.  Die  takin  werden  mittelst  zweier  Rotangseile  über  der Schulter