K A P I T E L X I X .
Allgemeines über Tätowierung —\Unterscheidung dreier Gruppen — Vorschriften für Tätowierkünstlerinnen
und Patienten - 1^ Tätowiergerätschaften — Ausführung und Folgen der Operation —
Methoden der Tätowjerüng^ei den verschiedenen Stämmen und Ständen —- Seeentätowierüng — Tätowierung
der Knjan am Mendalam Tätowiermuster — Tätowierung bei den Mahakamstämmen
und den KSnja.
Die Tätowierungen der Dajak dienten ursprünglich wahrscheinlich
als Körperverzierungen, gegenwärtig hat aber-die Sitte des Tätowierens
bei allen Stämmen so tief Wurzel -gefasst, dass, man sie als einen Brauch
ansehen muss, dem zwar keine religiöse Bedeutung zukommt, der aber
mit dem Lebenslauf des Individuums eng verknüpft ist.
Die Art der Tätowierung ist in Mittel-Borneo für'die verschiedenen
Stammgruppen, für die einzelnen Stämme und für Mann und Frau
charakteristisch; auch sind die-Anlässe, aus welchen tätowiert wird, bei
beiden Geschlechtern verschieden. Bei den Männern kann man die
Tätowierung im allgemeinen als einen Beweis-betrachten, dass sie an
gefahrvollen Unternehmungen teilgenommen haben, während sie bei den
Frauen, beispielsweise-bei denen der Long-Glat,-die Einleitung einer
neuen Lebensperiode bedeutet.
Die Long-Glat beginnen damit, den Mädchen, sobald sie acht Jahre
alt sind/ - auf - den Rückseiten der Finger an verschiedenen Stellen
kleine Figuren zu tätowieren; bei Eintritt der Menses wird die Rückseite
der Finger vollständig tätowiert »Und im Lauf der folgenden
Jahre, wird fortgefahren, bis der gan^e Handrücken bis zum Puls seine
Verzierung erhalten hat ; auf die gleiche Weise wird mit dem Fussrük-
ken verfahren. Mit 18 bis 20 Jahren lassen sich die Frauen die Vorderseite
der Schenkel und in späterem Alter, öder wenn sie mehrere
Kinder gehabt haben, auch die Hinterseite der Schenkel tätowieren.
Während die Männer die Tätowiermarter gern auf sich nehmen, um
nachher als tapfere Männer gekennzeichnet zu sein, wird die Sitte des
Tätowierens bei den Frauen durch den Glauben unterstützt, dass den voll
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