378 Rückkehr nach Long Blu-u.
Begleiter dagegen wurden so mutig, dass der eine O O O O ' sich bereit erklärte,
einen Speer für unsere Sammlung fortzunehmen. Den Ruf eines Grabschänders
wollte ich mir in dieser Gegend jedoch nicht erwerben und
verbot daher den Raub.
Bei unserer Rückkehr zu den Böten fragte mich K w ing Ir a n g ,
warum wir nicht einige Schädel mitgenommen hätten. Die Kajan selbst
wären für eine derartige Schändung ihrer Toten im Stande gewesen,
uns zu töten. So bestehen zwischen diesen Stämmen stets Missgunst
und der Wunsch, einander etwas Unangenehmes zuzufügen.
Inzwischen hatten die Kajan und Malaien ihr Essen gekocht und
nach einer eiliog en Mahlzeit bestieogen wir wieder unsere Böte und erreichten
noch früh genug die Niederlassung an der TjÖbanmündung,
um noch Hühner und Früchte einzukaufen und zu sehen, ob der Häuptling
sein Versprechen, uns Schwanzfedern des Rhinozerosvogels zu
besorgen, gehalten hatte. Diese Federn sind nämlich bei den Kajan
sehr kostbar und eigentlich auch nicht käuflich, aber die Pnihing, die
so viele Jägerstämme unter und um sich haben, waren eher geneigt,
sie uns abzutreten. Ich erhielt nun auch eine genügende Anzahl Federn,
um die Holzmasken vom Saatfest, die ich ohne Kriegsmützen und F e dern
hatte kaufen müssen, mit ihnen zu schmücken.
In der Nähe der Mündung trafen wir B ier mit seinen Leuten und
blieben noch so lange beisammen, bis wir zu gleicher Zeit abfahren
konnten. Um nicht die Niederlassung von B e i .a r e zu übergehen, sollten
wir auf K w in g Ir an g s Rat dort anlegen, obwohl B e l a r e und K aharon
sich immer noch auf der Jagd am oberen Mahakam befanden.
Wir sahen zwar nur wenige Personen, aber für K wing Ir an g und
die Seinen war der Besuch doch von Wert, denn sie benützten die
günstige Gelegenheit, um B e l a r e s Wohnung und Vorgalerie zu messen,
damit sie das neue Haus K w in g Ir a n g s , mit Rücksicht auf
seine höhere Geburt, entsprechend grösser bauen konnten. Ich begriff
anfangs nicht, was sie eigentlich wollten; sie nahmen eine Stange,
verkürzten sie auf Armweite und massen dann sehr genau die Dimensionen
der Dielen von Wohngemach und Galerie. Da in der letzten
Zeit öfters davon die Rede gewesen war, dass man nach Ablauf der
drückendsten Saatzeit mit dem Hausbau beginnen wollte, merkte ich,
dass sie nun wirklich für ein würdiges Heim für K wing Ir an g sorgen
wollten. Ihre Beratungen dauerten mir aber zu lange und, da K wing
ohnehin in Long ’Kup übernachten wollte, wir dagegen nicht, über
Nachrichten von der Küste. 379
liess ich sie ihren Angelegenheiten und fuhr weiter nach dem Blu-u,
wo wir, mit Erfahrungen, Ethnographica, Pflanzen und Böten bereichert,
sehr befriedigt anlangten.
Einige Tage darauf erhielten wir durch die Ankunft des Malaien
H ad ji U mar ganz unerwartet'Nachrichten von der Aussenwelt. U mar
stammte vom unteren Kapuas her, hielt sich aber seit zehn Jahren
als Anführer einer Gesellschaft Buschproduktensucher am oberen Mu-
rung und oberen Mahakam auf und genoss sowohl bei seinen Landsleuten
als bei den Bahau einen guten Ruf. Ich hatte gehofft, von
der Unterstützung dieses Mannes, dessen gute Gesinnung der niederländischen
Regierung gegenüber ich kannte und der im Jahre. 1897
bei einer Begegnung in Udju Tepu einen günstigen Eindruck auf
mich gemacht hatte, Gebrauch machen zu können. Wie wir bereits in
Putus Sibau gehört hatten, befand sich aber U m a r , bei unserer Ankunft
am oberen Mahakam, noch an dessen Mittellauf, daher Hessen
wir den Assistent-Residenten von Samarinda bitten, uns U mar entgegenzusenden.
Dieser hatte sich aber nur auf einen Brief des Assistent
Residenten hin nicht flussaufwärts begeben wollen, sondern war,
um Näheres zu erfahren, erst nach der Mündung des Mahakam gereist
und hatte auch in Tengaron, dem Sitz des Sultans von Kütei,
Halt gemacht. Hierdurch erhielten wir so schnell, als überhaupt möglich
war, Briefe und Pakete von 4 er Küste. Eine grosse Freude bereitete uns
auch ein Packen drei Monate alter europäischer Zeitungen, welche die
„Societeit” von Samarinda uns zur Verfügung gestellt hatte. Nachdem
wir unsere Neugierde befriedigt hatten, lieferten die Zeitungen noch
ein ausgezeichnetes Material zum Einpacken von Vögeln, Saugetier-
häuten und Ethnographica.
Von dem grössten Interesse war uns aber H ad ji U mar selbst, weil
er die Verhältnisse unter den Bahau am besten kannte und weil er
uns über die Gesinnung der Long-Glat weiter unten am Flüsse am
zuverlässigsten Auskunft geben konnte.
Der. Malaie zeigte sich anfangs aber nicht sehr gesprächig und zwar
nicht nur uns, sondern auch K wing Ir an g gegenüber, denn als dieser
wie gewöhnlich abends mit den jungen Leuten die Hähne kämpfen
liess und U mar ebenfalls in den Kreis trat, grüsste er den Häuptling
nur von Weitem. Man hätte glauben können, dass die beiden einander
nicht kannten oder dass sie sich täglich sprachen, so wenig Beachtung
schenkten sie einander; dabei hatte U mar früher Jahre lang bei K wing