Da ich noch lange auf tagweise bezahlte Dienste der Bahau angewiesen
war, konnte ich auf eine derartige Bedingung natürlich nicht eingehen
und begann ihn, wie ich es früher mit K a h a r o n getan, auf das Unsinnige
seiner Forderung aufmerksam zu machen. Auch die-Pnihing
zeigten sich logischen Beweisgründen zugänglich ; denn als ich 'ihnen
den hohen Wert eines Reichstalers begreiflich zu machen suchte und
ihnen sagte, dass der Tageslohn in Sérawak und Kutéi so viel niedriger
sei, und dass auch meine Mahakam Kajan so viel weniger erhielten,
musste auch B e l a r e , allerdings ungern, zugeben, dass 1 fl. für den
Tag bei eigener Beköstigung genügend sei.
Den Lohn für die Begleitung an den Blu-u setzte ich mit B e l a r e
gleichfalls im voraus fest ; die Pnihing forderten ein Kopftuch und
einige Glasperlen für den Mann. Auch versprach ich B e l a r e , am folgenden
Morgen vor unserer Abreise nach seiner Frau zu.sehen, die.
bereits bèi meinem ersten Besuch an Anfällen von Verfolgungswahnsinn
litt und die ich schon damals für unheilbar erklärt hatte. Während
meiner Abwesenheit hatten sich die Anfälle noch einige Mal wiederholt;
die grosse, schlanke Frau erschien jetzt magerer und bleicher
als je. Vor dem Eintritt eines Anfalls empfand sie Schwindel und
einen sonderbaren Geruch in der Nase, dann stellten sich Kopfschmerzen,
Blutandrang zum Kopf, glühende Wangen und rot unterlaufene
Augen ein. Bald darauf glaubte sie sich von bösen Menschen und
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Geistern verfolgt, griff nach Schwertern und Speeren zur Verteidigung
und wurde dadurch für ihre Umgebung gefährlich. Da man ausserdem
noch fürchtete, dass sie sich in ihrer Angst ertränken könnte, mussten
einine Männer bei ihr Wache halten. Die zarte Frau entwickelte
während dér Anfälle so viel Kraft, dass mehrere starke Männer sie
nur mit Mühe bewältigen konnten. Nach derartigen Anfällen, die bis
zu 8 Tagen dauerten, kam sie wieder zur Besinnung und nach einigen
Tagen gedrückter Stimmung wurde sie ganz normal. Die Anfälle
waren zum ersten Mal aufgetreten, nachdem die Batang-Lupar aus
Sérawak- im Jahre 1885 B e l a r è s Niederlassung verbrannt und viele
Menschen getötet oder; als Sklaven fortgeführt hatten. Dass dieser
Umstand-die Krankheit nicht verursacht, sondern eine erbliche Anlage
nur zum Ausbruch hatte kommen lassen, ging daraus hervor, dass
ihr Bruder, der Häuptling von Long Kub, ohne diesen Anlass an der
gleichen Krankheit litt. Auch jetzt konnte ich leider nichts anderes
tun, als die Leute trösten.
Demmeni ph o t.
M A S S E N K A L K M IT U N D E U T L IC H E R S C H IC H T U N G ,
am Mahakam, unterhalb der Niederlassung des Häuptlings B e la r e .
Lichtdruck Emrik & Binger, Haarletn.