gehabt, diese Tufflager durch Erosion in ein höchst eigenartiges Bergland
umzuformen, dessen eigentümliche terrassenförmige Erhebungen
bisweilen mehr als iooo m Höhe erreichen. Dem 1825 verunglückten
Forschungsreisenden G e o r g M ü l l e r z u Ehren nannte Prof. M o l e n -
g r a a f f dieses Gebirge c Müller-Gebirge. Die zahlreichen Petrefakten,
welche diese Tufflager enthalten, deuten darauf hin, dass das , Müller-
Gebirge hauptsächlich in der Tertiärzeit gebildet sein muss.
An der Ostküste, gegenüber der Insel' Miang und auf dieser
selbst, liegen 100 m hohe Hügel, die in- späteren geologischen Perioden
durch negative Strandverschiebung entstanden sein müssen ; denn man
findet auf ihnen die Riesenmuschel (Tridäcna). Das ganze flache Gebiet
von Kutei wird durch diese auf die Ostküste beschränkte Plügelreihe gegen
das Meer hin abgegrenzt. Die vielen Seeen, welche die grosse eingeschlossene
Ebene aufweist, lassen vermuten, dass sie früher ein Becken
gewesen, das durch den Mahakam und seine Nebenflüsse allmählich
angefüllt worden ist. Bereits seit langer Zeit werden in den Hügeln
an der Mahakammündung Steinkohlenlager ausgebeutet; vor einigen
Jahren sind dort auch reiche Petroleumquellen angebohrt worden.
Das Kettengebirge, welches sich von dem an der Westküste gelegenen
Tandjong Dato an quer durch die Insel nach Osten, wahrscheinlich
bis zum Kap Mangkalihat, erstreckt und die Wasserscheide zwischen
zahlreichen Flüssen bildet, besteht grösstenteils aus stark gefalteten
Schieferschichten.
Nach den Untersuchungen von Prof. M o l e n g r a a f f l- ist dieses Gebirge,
nördlich von dem grossen Seeengebiet der Batang-Lupar, aus
stark abgetragenen Schiefern zusammengesetzt und erhebt es sich nur
ungefähr 100 m über den Meeresspiegel. An der Südseite traf er
zum ersten Mal die für Mittel-Borneo charakteristische Danau-For-
mation1), deren obere», aus Kieselschiefer, Jaspis und Hornstein bestehende
Schichten Radiolarien enthalten und daher Tiefseeablagerungen
sein müssen.
Nördlich vom oberen Kapuas und Mahakam, nach Osten zu, steigt
dieses Gebirge immer mehr an, behält jedoch stets denselben Charakter
bei. Vom Bukit Tjondong aus konnte M o l e n g r a a f f das Gebirge,
das er Ober-Kapuas-Kettengebirge nannte, übersehen; es erwies sich
auch später, vom Liang Tibab aus gesehen, als typisches Kettengebirge,
1) Dr. G. A. F. M o l e n g r a a f f : Geologische Verkenningstochten in Centraal-Borneo (1893. 94).
das ganz aus zahlreichen, scharfen, in gleichen Entfernungen neben einander
sich erhebenden Rücken zu bestehen schien. Wie gesagt, steigt
das Gebirge in östlicher Richtung an: der Lawit ist bereits 176 7 m
hoch, die höchsten Gipfel bei den Kapuas-Quellen erreichen 1900 m
und diese' Höhe bleibt ungefähr konstant bis zum oberen Mahakam,
wo das Kettengebirge vom Batu Tibang durchbrochen ö o o wird. Dem
Geröll seiner Flüsse nach zu urteilen, scheint dieser letztere Teil des
Gebirges eruptiven Ursprungs zu sein.
Oestlich vom Batu Tibang setzt sich das Kettengebirge, das jetzt den
Namen Bawui Gebirge trägt, weiter fort; in westlicher Richtung, bis
zum Batu Okang, dem grossen Bergmassiv, auf dem der Boh entspringt,
verschmälert es sich und bildet dort die Wasserscheide zwischen Kajan
und Mahakam. Oestlich vom Batu Okang ist das Kettengebirge noch
unerforscht; künftige Untersuchungen werden aber voraussichtlich ergeben,
dass es sich ununterbrochen bis zum Kap Mangkalihat fortsetzt.
Im Flussbett des Sölirong und Sfiliku, der beiden Quellflüsse des
Mahakam, beobachtete ich im Hangenden der fast senkrecht aufgerichteten,
alten Schiefer beinahe horizontal gelagerte Sandsteinschichten,
die im übrigen Teil des Gebirges bereits weggespült sein müssen.
Auch dieser mittlere Teil des Kettengebirges ist also nach seinem
Entstehen unterog etaucht ogewesen. Am oberen Süliku befanden sich
diese Sandsteinschichten am Fuss des-Fasan Tujan in 720 m Höhe,
am Sölirong, etwas oberhalb des Landweges nach Sörawak, in 650 m
Höhe. Der Sandstein, aus dem die 5— 10 cm dicken Schichten bestanden,
war an beiden Orten grobkörnig. Die Schichten fallen unter
26° nach Norden ein und das Streichen ist 236°.
Die Danauformation, die M o l e n g r a a f f im Seeengebiet der Batang-
Lupar, im Bungan und Bulit, an der Südseite des Kettengebirges antraf,
stellte ich auch am oberen Mahakam, unterhalb der Mündung
des Sike und im Boh in der Nähe der Ogamündung fest.
Weitere Hornsteinschichten beobachtete ich im Mahakam und zwar
in seiner westlichen Reihe von Wasserfällen bei Long Töpai, wo beim
Fall des Lobang Kubang die Lagen eine Dicke von 3 dm bis 1 m
erreichen. Der hier weisse Hornstein wird von den Sandsteinschichten
des grossen Gebirgszuges überlagert, der die Wasserscheide zwischen
dem oberen Mahakam und oberen Barito bildet. In seinem von West
nach Ost sich erstreckenden Teil heisst dieser Gebirgszug Batu Lö-
song, seine südliche Fortsetzung heisst bis zur Quelle des Rata : Batu Ajo.