Tätowieren bei den Kajan am Mendalam. 457
besitzen, ist dem Einfluss der Malaien zuzuschreiben, der am Mendalam
bereits so bedeutend ist, dass, wie früher erwähnt, A k am Ig au seinem
ältesten Sohne in Bunut eine malaiische Erziehung hatte geben lassen.
Auch die Männer werden von Frauen tätowiert. Tandjong Karang
besass zwei sehr gute Tätowierkünstlerinnen. Eine andre, U n jan g P on,
war 1894 von Lulu Njiwung am Mahakam nach dem Mendalam gereist.
Da sie schöne klinge, tqdäk im Mahakamstil besass, Hessen sich viele
junge Leute von ihr tätowieren.
Die Tätowiermuster werden von den jungen Leuten selbst oder von
deren Freunden verfertigt; die Muster der Künstlerin entsprechen nur
selten vollständig dem Geschmack des Publikums. Wie bereits gesagt,
werden die Muster auf kleinen Brettern in Relief geschnitten, eine A r beit,
die ausschliesslich Sache der Männer ist (Siehe Tafel: Tätowierung
A. Fig. a—n). Nur selten werden die Figuren ä jour geschnitten
(Fig. o und p). Fig. a stellt eine einfache Schulterrosette vo r; bei
der Schulterverzierung b kommt die Rosettenform nur in der Mitte
zum Ausdruck.
Betrachten wir, um die Motive der Muster besser zu verstehen,
zuerst Fig. d und e, die, gleich b, c und f, vaso" genannt werden.
A so bedeutet Hund. In den betreffenden Figuren ist der Kopf des
Tieres in zierliche Arabesken verwandelt worden. Bei diesen Stilisierungen
bleiben das Auge, die beiden Kiefer und zwischen diesen
öfters die Zunge am längsten erhalten. Die Kiefer lassen sich häufig
an den Zähnen erkennen (Fig. e, 2 und 3 und Fig. f, bei 2, nicht
mehr bei d). In d stellt 1 das Auge in der gewöhnlichen, mehr oder
weniger verzierten, runden Form dar. Den runden Fleck in der Mitte
könnte man als Pupille auffassen. Das Auge ist mit verschiedenen
Verzierungen umgeben, von denen die Kiefer 2 und- 3 und die kleine
Zunge 4 charakteristisch sind. Kiefer 2 verläuft in zierlichen Windungen,
während Kiefer 3 in einen schlichten Bogen endet. In etwas veränderter
Form findet man das Auge, die Kiefer und die Zunge in
den Figuren b, c, o und p wieder.
In Fig. c geht die Phantasie des Künstlers noch einen Schritt
weiter; die Figur ist hier aus der Vereinigung zweier Köpfe entstanden,
von denen an der einen Seite die zwei Kiefer 2 und.4 und
die Zunge 1, an der anderen die Kiefer 3 und 6 und die Zunge
7 noch zu erkennen sind. Bemerkenswert, ist das Verbindungsstück
5, weil es das gemeinschaftliche Auge beider Köpfe darstellt. Wie