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Krankenbesuch in Napo Liu. 335
her an die Gratisausteilung meiner Arzneien gewöhnt, seine unheimlichen
Gefährten jedoch sahen mit Erstaunen, dass ich einigen Kranken
umsonst etwas Chinin mitgab und ihnen versprach, mich am anderen
Morgen persönlich mit ihnen zu befassen. Heikle politische Punkte
gänzlich vermeidend erkundigte ich mich, um auch I t jo t s Bruder,
R ad en N a -ün zu Worte kommen zu lassen, nach einigen gleichgültigen
Angelegenheiten vom Murung und so erhielten diese Menschen, die
übrigens durchaus keine bösen Absichten gehabt zu haben schienen,
von dem ersten Europäer, dem sie am Mahakam begegneten, keinen
schlechten Eindruck. Hiervon überzeugte mich der herzliche Händedruck,
den ich von den Vornehmsten beim Abschied empfing ; die
Niederen wagten eine derartige Vertraulichkeit nicht.
- Inzwischen hatte M id a n mir das Essen bereitet. Nach dem Mahl
machte ich dem sterbenden Bo Li noch einen Besuch und verschwand
dann bei Sonnenuntergang hinter meinem Moskitonetz, wo ich sogleich
fest einschlief. Ab und zu erwachte ich durch das Hin- und Hergehen
der erregten Menschen, die ihren Häuptling sterben sehen wollten,
als plötzlich gegen io Uhr heftige Schläge auf grosse Gonge in der
Galerie mich vor Schreck zitternd auf meiner Matratze auffahren Hessen.
Aus der amin aja ertönte Weinen und Jammern; Bo L i war
also verschieden. Ich machte mich bereit, den Lauf der Dinge in meinem
Klambu abzuwarten, als ich beim Schein einer Harzfackel zuerst
das Gesicht meines Dieners, dann das von I t jo t erblickte, die mich
aufforderten, mich sogleich mit ihnen nach I t jo t s Hause zu begeben,
da ich hier bei der Erregtheit der Bahau in solchen Augenblicken
nicht sicher, in jedem Fall aber auf der Galerie nur hinderlich sein
würde. Ich wagte dem Rate nicht zu widerstehen und begab mich,
wenn auch zögernd, mit I t jo t nach dessen Wohnung. Unterdessen
wurde auch in der Galerie durch Schläge auf die Gonge den Geistern
von A p u Kgsio und den benachbarten Niederlassungen der Tod des
Häuptlings verkündet. Neben dem Weinen der Angehörigen ertönte
nun auch das Jammern der Klageweiber. Die Männer hatten sogleich
nach des Häuptlings Verscheiden ihre Schwerter gezogen und begannen
mit ihnen, um die bösen Geister zu verjagen, heftig erregt in der
Luft herumzufuchteln oder auf Wände und Pfosten loszuschlagen. It jo t
fürchtete, dass bei dieser Gelegenheit mir oder den Meinen zufällig
oder absichtlich etwas zustossen konnte, und war hauptsächlich deswegen
gekommen mich abzuholen. E s geschieht nämlich ab und zu, dass im