Die letzten Tage vor unserer Abreise waren recht trocken gewesen,
so dass der Blu-u gerade genügend viel Wasser enthielt, um am ersten
Tage bis an den Ort zu gelangen, wo an seinem Seitenfluss, dem Bruni,
die verlassenen Reisfelder aufhören und der jungfräuliche Wald mit
seinen Riesenstämmen über dem kleinen Flusse ein schattenreiches
Dach bildet. Nachts fiel das Wasser noch mehr, so dass die Böte
über die Stromschnellen bei den Geröllbänken mehr gezogen als gerudert
werden mussten. Wir Europäer zogen es vor, zu Fuss längs
des Ufers zu folgen, hatten aber den Fluss hie und da zu durchqueren.
Gegen Mittag mussten immer wieder Steine auf die Seite geworfen
werden, um den Böten einen Durchgang zu verschaffen. Erst
am folgenden Tage erreichten wir auf die gleiche Weise Long Dungo,
den Punkt, wo der Landweg zum Danum Parei beginnt. Hier mussten
wir einen Teil des Reises, den wir mit Rücksicht auf die unbestimmte
Dauer der Reise in grossen Mengen mitgeführt hatten, zurücklassen.
Sollte die Besteigung lange Zeit erfordern, so konnte dieser Vorrat
stets abgeholt werden.
Meine Kuli schienen den Rest des Tages gern hier verbringen zu
wollen, aber ich kannte die Schwierigkeiten nicht, denen wir weiter
oben begegnen würden, und liess, um keine Zeit zu verlieren, die Leute
ihre Tragsäcke in Ordnung bringen.
Von der Landzunge an, welche von dem Bruni und einem seiner
Nebenflüsse gebildet wird, bestiegen wir zuerst einen sehr steilen und'
dann immer flacher werdenden Rücken, der direkt auf die Wasserscheide
zwischen Blu-u und Danum Parei hinaufführte. Gegen 3 Uhr
gelangten wir auf einem alten Pfade der Buschproduktensucher - so
weit aufwärts, dass wir aus Furcht, auf dieser Höhe kein W'asser mehr
zu finden, Halt machen mussten.
A u f den Charakter des grossen Bergrückens begierig setzten wir
am folgenden Morgen unseren Marsch fort und erreichten ohne andere
Schwierigkeiten, als die Ueberwindung einiger steiler Partieen, gegen
9 Uhr eine flache Verbreiterung des Rückens, die nach S o r o n g den
höchsten Punkt auf dem Wege zum Danum Parei vorstellte.
Der hohe Wald, der uns auch hier wieder umgab, benahm jede
Aussicht; so blieb uns nichts anderes übrig, als die südliche Richtung
einzuschlagen, um auf diese Weise auf den Rücken zu gelangen, der
uns auf den Batu Lösong führen sollte. Wir befanden uns anfangs
plötzlich zwei Mal vor steilen Abhängen, die nach unten in das Tal
des Bruni führten, aber einige als Kundschafter ausgesandte Leute
brachten uns bald wieder auf die richtige Spur. Der gefundene Rücken
war oben 4 bis 10 m breit und wir folgten ihm auf einem für Urwaldverhältnisse
sehr befriedigenden Pfade. Da er nie oder nur äusserst
selten von Menschen betreten wurde, konnte er nur von Hirschen,
Schweinen und Rhinozerossen, die von dem einen Gebiet ins andre
zogen, herrühren. Der Pfad führte uns bis dicht an den Batu Lfesong
und nur ab und zu war ein Schwerthieb erforderlich, um Rotang oder
Reisig aufzuräumen.
Vom Batu Mili und Batu Situn aus gesehen zeigte der Querrücken,
auf dem wir uns befanden, drei aufeinander folgende Erhebungen, deren
Höhe nach unten zu allmählich abnahm. Der höchste, der uns als
Beobachtungspunkt dienen sollte, lag auf dem Batu Lesong selbst.
Nachmittags erstiegen wir die, von uns aus gesehen, erste, 75 m
hohe Erhebung und trafen hier bereits auf einer Höhe von 950 m
ü. d. M. die Moos Vegetation. Die niedrigen o o Bäume,> die hier den
wichtigsten Teil des Pflanzenwuchses ausmachten, waren infolge ihrer
Moosbekleidunog zu ihrer vier- bis fünffachen Dicke anogeschwollen und
zwischen ihnen hingen an den Schlingpflanzen wahre Wände von Moos,
so dass man in den Zwischenräumen die Töne gedämpft wie in einem
geschlossenen Raume hörte.
Hier ruhte ich mit dreien meiner Leute aus und beschloss, auf die
übrigen zu warten, die, mit einer Last von etwa 25 kg beladen, nicht
ao schnell folgen konnten. E s dauerte einige Stunden, bis der letzte
Mann bei uns eintraf, und wir mussten nun an unser Nachtlager denken,
das wir in dem Sattel zwischen den beiden ersten Erhebungen aufschlugen.
Einen kalten Wind abgerechnet störte uns nichts in unserem
tiefen Schlaf, denn selbst die zahlreichen Heimchen und Zikaden, die
den Wald weiter unten Tag und Nacht mit ihrem Gezirp erfüllten,
waren hier entweder nicht vorhanden oder schwiegen. Wahrscheinlich war
ersteres der Fall, denn die sonst stets anwesenden Arten der Morgen-
und Abendzikaden, die sich nur bei Sonnenaufgang und Untergang
hören lassen, waren hier durch andere .Arten vertreten. Im Laufe
des Nachmitta0gs 0zog S o r o n g mit einiog en Männern noch aus,1 einen
weiteren Weg zu suchen, und kam mit dem Bericht zurück, dass es
am geratensten sei, westlich um den Fuss der zweiten Erhebung statt
über deren Gipfel zu gehen. Die sehr steilen, hier und da kahlen
Wände sahen in der Tat wenig anziehend aus, daher gingen wir am