einem Winkel von 60° auf dem Erdboden, während das andere von
Pfählen gestützt wurde. Aus den gleichen, grossen, runden Baumblättern,
mit denen dieses Dach gedeckt war, bestanden auch die Seitenwände,
welche gegen Regen und allzu heftigen Wind Schutz bieten sollten.
Die grösste Hütte in der Mitte wurde von der Häuptlingsfamilie bewohnt.
Sowohl in dieser Hütte als auch in den übrigen hatte man
den Boden mit dünnen, neben einander ruhenden Baumstämmen belegt.
Der Herd befand sich dem Eingang' gegenüber O O O O unter der schräOgen
Wand; er bestand nur aus einigen Steinen, auf denen eiserne Kochtöpfe
standen. Unter dem Herde hatte man etwas Erde auf den Boden
ög estreut und über demselben ein Gestell für Brennholz anOgebracht.
Nach den Britschen zu urteilen, die je zu zweien an den Seitenwänden
standen, schliefen der Häuptling und seine Frau auf der einen
und ihre beiden Töchter auf der anderen Seite. Wo der Erdboden
etwas abschüssig war, ruhten die vorderen Enden der Balken des Fuss-
bodens auf einem starken Querbalken, so dass der Fussboden ein
Stück weit vor dem Dache hervorragte und eine kleine Plattform
bildete, von der aus ein frisch gefällter Baumstamm als Pfad zum
Boden führte. Alle Hütten waren nach dem gleichen Plan gebaut.
Wir fanden nur wenige Bewohner im Lager; die meisten suchten
in der Umgegend nach Waldfrüchten; nur Kranke und sehr kleine
Kinder hatte man in den Hütten zurückgelassen. Die anwesenden
Frauen litten entweder an Malaria oder an luetischen Ulcerationen
und bereiteten uns aus Scheu einen sehr kühlen Empfang, der auch,
als wir unsere kleinen Geschenke austeilten, . nicht wärmer wurde.
Während wir einige Zeit zwischen den Hütten umhergingen, in der
Hoffnung, dass man sich an unsere Anwesenheit gewöhnen würde,
traten einige ältere Frauen und Kinder am jenseitigen Ufer aus dem
Walde hervor; kaum merkten sie aber, dass Besuch im Lager war,
als sie schleunigst die hohe Ufermauer wieder hinauf flüchteten.
Da es durchaus nicht in unserer Absicht lag, diesen scheuen Waldmenschen
Schreck einzuflössen und ihnen unangenehm zu sein, machten
wir uns sogleich auf den Heimweg. Abends suchte ich den ungünstigen
Eindruck unseres Besuches - zu verwischen, indem ich dem Häuptling
L akau ein Boot schenkte, das er sich für eine Fahrt nach Putus Sibau
sehnlichst gewünscht hatte.
Die Bungan Dajak nehmen unter der Bevölkerung von Mittel-
Borneo eine eigenartige Stellung ein; sie bilden im Bungan Gebiete
einen Uebergang von den echten Nomadenstämmen, wie den Punan
und Bukat, zu -den sesshaften, Ackerbau treibenden Stämmen. Sie
bauen hauptsächlich Reis und süsse Erdäpfel, aber da der Ernteertrag
infolge ihrer primitiven Bearbeitung der Felder gering ist, sind sie
Og ezwunög en,> diese nach der Saat sich selbst zu überlassen, wodurch
ein grösser Teil der Ernte den Vögeln, Hirschen, Affen und Wildschweinen
Zum Opfer fällt. Sie selbst müssen für ihren Unterhalt den
Wald, durchstreifen, nach Früchten, wildem Sago und Wild suchend.
Bei ihren Feldern bauen sich die Bungan Häuser nach Art der ackerbauenden
Stämme, nur weniger dauerhaft, während ihres Nomadenlebens
begnügen sie sich aber mit den primitiven Hütten der im gleichen
Gebiet lebenden Bukat. In ihrer Kleidung, Tätowierung und Bewaffnung
ähneln sie sowohl den Bahau als den Punan.
E s fiel mir auf, dass ihre Männer besonders kräftig gebaut und
gross von Wuchs waren, einige erreichten eine Höhe von 1.75 bis
1.80 m; die Frauen dagegen waren eher klein von Gestalt. Auch in
Hautfarbe, Haaren u. s. w. zeigen sie Verwandtschaft mit den Bahau
und Punan.
Am Abend des 15. September kehrten von unseren Trägern zuerst
die Ma-Suling mit dem Bericht zurück, man habe das Gepäck bis an
den Fuss des Bergrückens, der auf die Wasserscheide führte, gebracht
und dort die drei Malaien und zwei Bukat als Bewachung zurückgelassen
; ferner, A k am I g a u und die Seinen seien weiter an den Mahakam
gezogen. Da Demmeni nun auch so weit war, dass er, mit einigen
Vorsichtsmassregeln gegen neue Strapazen, weiter ziehen konnte, legten
wir uns in der angenehmen Voraussicht, dass die langen, eintönigen
Tage nun ein Ende erreicht hatten, schlafen. Zwar regnete
es viel und der Bungan musste schwer zu passieren sein, aber dass
dies doch möglich war, bewies die Ankunft der übrigen Träger am
folog enden Morögen.
Unsere freudige Stimmung wurde leider bald gründlich gedämpft.
A uf meine Frage, wie viel Reis man bis an den oberen Bötjai gebracht
hatte, erfuhr ich zu meinem grossen Schrecken, dass von dem ganzen
grossen Vorrat, den sie mitgenommen hatten, nur sechs Säcke übrig geblieben
waren und dass wir uns somit gänzlich auf den kleinen Rest, den
wir bei uns zurückbehalten hatten, angewiesen sahen. Eine Stunde lang
kämpfte ich mit mir selbst, um meine Entrüstung nicht zum Ausbruch
kommen zu lassen, denn in dieser kritischen Lage bedeutete eine