Dunkeln nicht nur die Wände des Hauses, sondern auch einer der
Anwesenden getroffen wird. Stirbt ein grösser Häuptling, so wird oft
seine ganze Wohnung innen durch Schwertschläge beschädigt.
Vor Ermüdung schlief ich auch in I t jo t s weit abgelegenem Hause
gut ein, musste aber am anderen Morgen früh wieder auf sein, um
den vielen Patienten zu helfen, die mit allerhand Leiden zu mir kamen
und aus meiner Anwesenheit noch Nutzen ziehen wollten. Sie beeilten
sich, weil sie unseren frühen Aufbruch fürchteten; darauf erschien auch
B a n g A w a n , K w i n g I r a n g s Sohn, und meldete, dass wir früh heimkehren
mussten, um seinem Vater den Todesfall zu berichten. Die Sache
hatte Eile, weil die Leiche nur 4 Tage im Hause bleiben durfte, um
dann in einem bereits vorhandenen Prunkgrab (salong) eines anderen
Häuptlings beigesetzt zu werden. Da das Haus, indem Bo L i gestorben,
noch nicht fertig gebaut, sein lä li also noch nicht abgelaufen war,
musste nämlich nach der adat das Begräbnis so bescheiden als möglich
vollzogen werden. K w i n g I r a n g s Gegenwart als Bruder war aber
erforderlich und daher Eile geraten.
Dass auch Kajan zu eilen im Stande sind, erfuhr ich an diesem Tage;
da wir um 8 Uhr wegfuhren und ununterbrochen durchrudernd um 1/31 1
Uhr abends ankamen. Zum Glück war der Himmel etwas bewölkt
und der T a g nicht sehr heiss, so dass ich zum Schluss nur hungerig,
fröstelnd und steif am Blu-u anlangte.
Am folgenden Tag beschlossen unsere Dorfbewohner, den Leuten
am Mörase zu helfen, indem sie ihnen zur Bewirtung der beim Be:
gräbnis Behilflichen ein Schwein und Reis zur Verfügung stellten. Abends
kostete es viel Mühe, um in dieser drückenden Arbeitszeit eine g e nügende
Anzahl junger Leute zur Fahrt zu vereinigen. In den letzten
Tagen ging alles bei Sonnenaufgang aufs Feld und nur die Kranken
und Alten blieben' im Hause zurück.
In diesem gewichtigen Falle fanden sich aber doch schliesslich genügend
viel Ruderer ein, und so konnte K w in g I r a n g mit seinem
Sohn B a n g A w a n und seinem Mantri Bo K w a i , dem Schweine und
dem Reis zum Mörase aufbrechen, um seinem Bruder die letzte Ehre
zu erweisen.
Bereits während des lä li n u g al hatten wir erfahren, dass es unmöglich
war, für alle unsere Unternehmungen Männer als Führer oder Ruderer
zu finden. In unserer jetzigen Kajanumgebung war aber von Gefahr
keine Rede, daher konnten wir auch sehr gut unter unserem eigenen
Geleite einige gewandte Leute wählen, die B i e r bei der topographischen
Aufnahme zu helfen im Stande waren; auch erklärte sich der
chinesische Händler, der das Flussgebiet und auch-: die Namen der
Berge kannte, bereit, als Führer zu dienen. Am Tage nach der Abreise
von K w in g machte sich denn auch B i e r mit einem grossen und zwei
kleinen Böten, dem Chinesen und zehn unserer Leute auf den Weg,
um den Mahakam vom Howong bis an den Blu-u zu messen.
In Anbetracht, dass sein Geleite den Bahau völlig fremd war, sollte
B i e r sich vorläufig an den Hauptfluss halten. Die Nebenflüsse konnten
später gemessen werden, während wir mit K w in g I r a n g die dort ansässigen
Stämme besuchten.
So wurde es denn still in unserer Umgebung und jeder ging seiner
Liebhaberei und Arbeit nach. B a r t h hatte vollauf damit zu tun, alles,
was er auf der Reise und später im täglichen Verkehr mit A d j a n g
und der Bevölkerung aufgezeichnet hatte, zu ordnen. Sein Wörterschatz
wuchs ständig, indem er den Unterhandlungen zuhörte,, die ich den
ganzen Tag über beim Einkäufen unserer Lebensmittel und Ethno-
graphica mit Männern, Frauen und Kindern.zu führen hatte. Mit seinem
geübten Ohr gelang es ihm, zahlreiche Eigenarten der Busangsprache
zu beobachten.
Ich war auch diesmal beim Auspacken meines Vorrates an Perlen
und Zeugen sehr vorsichtig gewesen; die Festlichkeiten hatten mir
aber eine Vorstellung von allem, was ich zu erlangen suchen musste,
gegeben,; daher begann ich die Kajan mit einigen hübschen Arten
von Perlen und Stoffen zu locken. Sie reagierten auch sofort, indem
sie mir Stickereien und Perlenarbeiten brachten, die ich früher fast
gar nicht hatte erlangen können. Meine schönen inu beneng (Perlen
für Kindertragbretter) erregten besonderes Aufsehen und zu meinem
Erstaunen wurden mir sogleich einige jener wertvollen Arbeiten abgetreten,
obgleich die Menge Perlon, die ich hierfür zurückgab, nicht
viel Beifall fand. Weniger gut gelang es mir, für sehr kleine, bunte
Perlen, inu buko, fertige Arbeiten zu erlangen, wenigstens wollte man
mir die Perlen Verzierungen der hohen Festmützen dafür nicht abtreten.
Nur für meine silbernen Ohrringe (h isang ppräk') und Armbänder aus
Elfenbein wollte man sich von den schönen Mützen trennen. Ich hatte
aber noch Zeit und musste meinen Preis halten, um des Schönsten
und Besten, das die Bevölkerung hervorbrachte, habhaft zu werden.
Daher verlief die erste Zeit mit Nachfragen und Unterhandlungen, die