er doch nicht, n e in zu sagen, und so machte ich denn von dieser
halben Zustimmung und dem Schlaf der noch abergläubischeren Frauen
Gebrauch, um auch von dem lasa ein Cliché anzufertigen.
Was ich jedoch gefürchtet, traf ein, denn bereits abends kam A k a m
I g a u mit verstörtem Gesicht zu mir und erzählte, dass unsere Aufnahmen
einen Sturm der .Entrüstung seitens der erwachten Priesterinnen
auf sein armes Haupt beschworen hatten. Da eine günstige Stimmung
der Kajan kurz vor unserem Zuge zum Mahakam von der
grössten Bedeutung war, glaubte ich den Häuptling mit ein paar Dollar
entschädigen zu müssen. Ob nun die photographischen Aufnahmen
oder dies Geldgeschenk beunruhigend gewirkt hatte, weiss ich nicht,
aber am folgenden Morgen erschienen U s u n und T i p o n g I g a u , setzten
sich mit ernster Miene zu mir auf den Boden und erklärten, dass
böse Träume ihnen in der vergangenen Nacht die Entrüstung der
Geister verkündet hätten. T i p o n g hatte geträumt, dass man sie nach
dem Ritus der Kajan in ihren Sarg gelegt hatte ; U s u n , dass ihr
Boot aufs Land gezogen war: beide Träume deuteten auf ihren bevorstehenden
Tod. Ich fürchtete anfangs, dass man die Vernichtung
der- Clichés verlangen würde, aber ihr dajakisches- Gewissen zeigte sich
zum Glück mit dem Bezahlen einer Busse zufrieden gestellt. Mir gegenüber
wollte T i p o n g jedoch noch Nachsicht üben und verlangte
daher eine Seelenberuhigung von nur 3 Dollar. So waren die Schwierigkeiten
beiderseits fortgeräumt, aber ich rechnete in Zukunft doch
auf weniger kostspielige Aufnahmen.
Die Priesterinnen waren nach dem Fest, wie gesagt, noch nicht
frei: den ersten T a g mussten sie mglo b ru w a (= ruhen für die Seele) ;
den zweiten T a g begaben sie sich alle in grösser Gala mit Kriegsmütze
und Schwert aufs geweihte Reisfeld ans jenseitige Ufer, um
die Verbotszeit abzuwerfen [bet lä li) ; am dritten Tage mussten sie
wieder ruhen; am vierten Tage versammelten sie sich wieder alle in
der amin a ja , wo morgens und abends bei geschlossener Tür eine
grosse mela stattfand ; am fünften und sechsten Tage wurde wieder geruht.
Auch für die übrigen Bewohner war alles Aussergewöhnliche in
dieser Zeit verboten. Als in diesen Tagen ein von der Regierung
mit der Impfung der Kajan betrauter Malaie aus Putus Sibau ankam,
um hier seines Amtes zu walten, liess sich keiner von ihm impfen,
obgleich man ihn selbst herbeigewünscht hatte. Erst einige Tage später
kamen die Kajan, dann aber in Haufen heran.
Am siebenten Tage mussten die däjung in Gruppen von vieren
in der eigenen Wohnung eine mglci abhalten, worauf am achten
wieder ein mgla folgte, nach welchem sie endlich ihr Armband der
Verbotszeit [Igku lä li) endgültig ablegen durften. Diese Armbänder
bestanden aus vier Reihen grösser, wertvoller Perlen, welche sie von
der Häuptlingsfamilie als wichtigste Belohnung erhalten hatten.