mehr mit verwitterten Teilen des unterliegenden Gesteins vermischt ist.
In unverwittertem Zustand trifft man das Gestein erst in einer Tiefe
von vielen Metern an, daher ist es, um eine Uebersicht über die
geologische Beschaffenheit eines grösseren Gebietes zu erlangen, praktisch
nicht erreichbar. Selbst an den steilen, aber bewachsenen Bergab-
häügen und oben auf den oft nur 1,/3— 2 m breiten Bergrücken findet
man kein unverwittertes Gestein; man trifft es hier als eine Anhäufung
loser, verwitterter Stückchen in einem Sack von Pflanzenwurzeln. Das
ursprüngliche Gestein tritt hauptsächlich in den Flussbetten zu Tage.
Hier ist das Wasser ständig damit beschäftigt, das unterliegende, feste
Gestein von den stark verwitterten Lagen zu befreien; alles kleinere
vom Ufer abgebröckelte oder von Bergstürzen herrührende Gestein
wird abwärts geführt. Dies geschieht hauptsächlich, wenn die grossen
Wassermassen eines tropischen Regens in den Gebirgsbächen unter
heftigem Gefälle abwärts stürzen; derartiges Gestein wird dann mit
Macht übereinandergeworfen und fortgeführt, wodurch es gleichzeitig
von allen lockeren, verwitterten Teilen entblösst und glatt geschliffen
wird. Vom Ursprung der Quellflüsse an bis zur letzten Geröllbank an
der Flussmündung bedeckt dieses Geschiebe, stets kleiner und kleiner
werdend, das ganze Flussbett.
Man findet daher in den Flussbetten sowohl festes Gestein, das in
grösserer oder kleinerer Ausdehnung an den Ufern blossgelegt wird,
als auch in den Geröllbänken eine Uebersicht über das im Flussgebiet
aufwärts anstehende Gestein. Beginnt man somit in den verschiedenen
Nebenflüssen ein Stück weit oberhalb ihrer Mündungen die
verschiedenen Gesteinsproben zu sammeln und ausserdem das blossliegende,
feste Gestein bis zur Quelle hinauf zu untersuchen, so kann
man zu einer für die Tropen möglichst exakten Vorstellung der geologischen
Beschaffenheit eines Gebietes gelangen. Dieses Verfahren ist
von besonderem Wert, wenn mart es, wie es am oberen Mahakam
der Fall ist, mit einem grösstenteils nicht vulkanischen Gebirge von
einfachem Bau zu tun hat. Denn die zahlreichen Bergbesteigungen, die
ich der topographischen Aufnahme wegen ausführen musste, boten
mir nur sehr selten einen neuen Einblick in die geologische Formation
des Gebirges; das Gestein, das wegen der alles überdeckenden Buschvegetation
nur hier und da frei zum Vorschein kam, lieferte mir nur
eine willkommene Bestätigung meiner im Flussbett gemachten Beobachtungen.
Wichtiger war es, von den Berggipfeln, auf denen man die Bäume
gefällt hatte, eine Uebersicht über das ganze‘ Gebiet zu erlangen. Von
hier aus Hessen sich die Wirkungen der Erosion verfolgen, auch zogen
eigenartig gebildete Berge oder Bergketten die Aufmerksamkeit
auf sich und veranlassten besondere Untersuchungen. Diese waren
hauptsächlich bei Formationen aus weichem Kalkstein wichtig, da letzterer
bereits in geringem Abstand von seinem Standort durch die Gebirgs-
ströme vernichtet wird.
Die Erklärungen, die sich die Eingeborenen über unser Sammeln von
Gesteinen bildeten, waren sehr mannigfaltig. Dass ' 0 0 es uns um Goldsuchen
zu tun war, hielten sie für das Wahrscheinlichste;. sie suchten zwar
selbst am oberen Mahakam kein Gold, hatten aber von den Malaien
gehört, dass wir darauf ausgingen. Als es sich herausstellte, dass ich
Gestein der verschiedensten Art mitnahm,_ glaubte die Bevölkerung
in mir einen Alchimisten zu sehen, der bei der Heimkehr alles Gestein
zusammenschmelzen und daraus Gold hersteilen würde. Auch diese
Auslegung kam mir malaiischen Ursprungs vor. Von dieser Anschauung
beherrscht gingen die Bahau auf unseren Exkursionen daher häufig
darauf aus, Gestein zu suchen, das Pyrit oder Glimmer enthielt, weil sie
diese für Gold ansahen. Obwohl sie selbst Flusssteinen von besonderer
Form, mit einem Loch in der Mitte oder mit eigenartiger Krümmung, eine
beschirmende Kraft zuschreiben und sie als Sitz eines bestimmten Geistes
ansehen und obwohl sie auch hübsches Gestein, wie den batu boh aus dem
Boh, als Schnallen für Schwertgürtel und als Perlen schleifen, konnten die
Bahau doch mein Interesse für das Gestein an sich nicht begreifen. Nur
selten widersetzten sich die Leute dem Sammeln der Gesteine, trotzdem
sie oft unter der Last, die sie zu tragen bekamen, stöhnten.
An einigen Stellen des Flussufers, wo Geister hausen sollten, bat
man mich allerdings, mit meinem Schmiedehammer keine Stücke ab-
schlagen zu lassen, was ich denn auch nicht tat. An einigen anderen
Orten, wie in dem Flüsschen Tasan beim Berge Situn, wo die Ufer
aus dunklen, senkrechten Felswänden bestehen, ergriffen alle Bahau
die Flucht, als ich die Malaien einige Kalkstücke abschlagen liess.
Die topographische Aufnahme des oberen Mahakamgebietes stiess,
der eigenartigen Umstände wegen, unter denen sie vorgenommen werden
musste,1 auch auf besondere Schwieriog keiten. Bevor wir unser eiog ent-•
liches Arbeitsfeld erreichten, hatten wir Bootfahrten auf kleinen, wilden
Gebirgsbächen und Landzüge durch den Urwald im Quellgebiete des
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