Kreiselspiel. 329
seitens der Jugend, mit Jubel und Spott begrüsst. Uns wäre die Bedeutung
dieser Szene unverständlich gewesen, wenn man uns nicht gesagt hätte,
dass man sich gelegentlich der Maskenperiode auch über Menschen und
Zustände lustig mache. Hier handelte es sich um eine Verspottung des
Lebens der Punan in den Wäldern. Die Punan, die von den Bahau
im Grunde sehr gefürchtet werden, bilden nämlich ihrer eigentümlichen
Lebensweise wegen einen dankbaren Gegenstand für den Spott. Die
Darsteller ernteten daher auch reichen Beifall seitens des Publikums;
wahrscheinlich macht man sich bei nächster. Gelegenheit über uns
Europäer lustig, indem man uns etwa beim Pflanzen- und Steinesammeln
oder beim Enthäuten der Vögel darstellt.
Hierauf führten kleine Knaben allerhand Vorstellungen auf, die wir
nicht gut verstanden, die den Zuschauern aber grossen Spass bereiteten.
Inzwischen hatten sich die hudo käjo in ihren Wohnungen oder,
falls sich diese noch nicht hier befanden, in einer verborgenen Ecke
mit Hilfe ihrer Angehörigen ihres grünen Geistergewandes und. ihrer
Masken entkleidet und wollten augenscheinlich die Gelegenheit, mit
so vielen zusammenzusein, nicht vorübergehen lassen, ohne sieh mit
einander im Kreiselspiel, das alle Kajan leidenschaftlich lieben, zu
messen. Die gebräuchlichen Kreisel (asing) sind ungefähr 3 dm hoch,
haben eine eirunde, seitlich abgeplattete Form und enden oben in
einer stumpfen Pyramide, unten in einer' stumpfen Spitze. Sie werden
aus dem härtesten und schwersten Holze hergestellt, zuerst mit einem
Meissei roh bearbeitet und dann mit der Hand beschnitten und oft
sorgfältig geglättet.
Der Kreisel wird dadurch in Bewegung gebrächt, dass man ihn
von oben an mit einer dünnen Schnur, die allmählich dicker wird und
an ihrem Ende einen Durchmesser von 3 cm erreicht, umwickelt und
diese beim Schleudern des Kreisels an dem verdickten Ende schnell
zurückzieht. Die Kreisel, besonders die platteren Formen, lassen, wenrt
sie von kräftigen Männern geschleudert werden, ein lautes Brummen
ertönen.
Am Kreiselspiel beteiligt sich stets eine beliebige Anzahl junger Leute;
der erste Spieler schleudert seinen Kreisel mitten auf den freien
Platz, der zweite versucht den seinigen derart zu werfen, dass er den
ersten verdrängt, selbst aber in Drehung bleibt. Sowohl bei diesem
Spiel als auch bei dem der Kinder im allgemeinen habe ich nie
einen anderen Zweck erkennen können als Freude am Spiele selbst