Einrichtung eines Dajakhauses. 27
aus den verschiedenen Wohngemächern versammelt, vor allem Frauen
und Kinder, die ihre Neugier am wenigsten zu beherrschen schienen.
Die gute Kajansitte forderte jedoch, dass sich keiner unsere frühere
Bekanntschaft merken Hess, bevor ich ihn mit einem Kopfnicken be-
grüsst hatte, d. h. auch das Kopfnicken entsprach eigentlich nicht der
Sitte; denn unter einander begrüssen sich die Kajan überhaupt nicht.
Besuchen sie einander, so machen sie es sich erst bei ihren Gastherren
gemütlich, bevor sie für diese zu sprechen sind.
Die Frauen trugen offenes Haar, blossen Oberkörper und verschiedene
Halsketten; von unterhalb der Hüften bis zu den Füssen bekleidete
sie ein Röckchen, das mittelst zweier Perlenschnüre am Körper
festgebunden war. Von den Kindern liefen nur die kleinsten nackt
umher, die ungefähr zweijährigen trugen bereits ein Röckchen oder
Lendentuch. Die Kleidung der Männer bestand bei den meisten nur
in einem Lendentuch, einige erfreuten sich auch des Besitzes einer bunten
malaiischen Hose'.
Nachdem sich die Menge etwas verlaufen hatte, Hess sich die mächtige
Galerie des Hauses in ihrer ganzen Ausdehnung überblicken.
Bei allen Dajak herrscht die Sitte, dass der ganze Stamm in einem einzigen
langen Hause (uma) wohnt; sie tun dies der Sicherheit wegen. Aus
dem gleichen Grunde bauen sie ihre Häuser auch auf Pfählen, mehrere
Meter über dem Erdboden; jedes Haus dient bei Ueberfällen zugleich auch
als Festung gegen den Feind. Von der Galerie (äwä) führen an der durchlaufenden,
mittleren Hauswand (liding) in Abständen von-4jg|'6' m Türen
mit 1/i m hohen Schwellen in die dahinter gelegenen Wohngemächer
(ämin) der einzelnen Kajanfamilien. Vor der Häuptlingswohnung (ämin
aja), wo das Dach etwas erhöht war, erreichte auch die Galerie eine grössere
Breite und ragte mit erhöhtem 2 m breitem Fussboden nach aussen
vor. Dieser Ausbau, auf dem ein Herdplatz angebracht war, diente als
Gastgemach und war auch mir als solches angewiesen. Bau, Ausführung
und Reinh'eit der Galerie fielen angenehm auf; der Fussboden bestand
aus gut bearbeiteten aneinanderschliessenden Planken, auf denen man auch
abends, ohne seine Gliedmassen zu riskieren, ruhig umhergehen konnte.
Vor jeder Wohnung bzw. jedem Wohngemache stand neben der
Tür ein zum Reisstampfen bestimmter Block, (lesong).
An der Aussenseite, wo das schräge Schindeldach nur 1 m über
dem Fussboden hing, war die Galerie durch eine Reihe horizontaler
Latten abgeschlossen.