hatte sich anfangs nur schüchtern in der Ferne gezeigt, wurde nachher
aber so zutraulich, dass sie später sogar allein zu mir zu kommen
wagte. In Anbetracht der mit Furcht gemischten Missachtung, mit
der die Bahau die nomadisierenden Bukat sowie alle Jägerstämme
ansehen, stellte ich an H i n a n L i r u n g s Nachsicht hohe Anforderungen;
es lag mir aber daran, mit diesen scheuen Wald menschen' auf gutem
Fuss zu stehen. Ich nahm mir jedoch vor, meine Gastwirtin beim
Abschied für alle Güte und Toleranz zu entschädigen. Als praktische
Frau gab mir die Alte übrigens bald zu verstehen, dass ihr ein Satz
Armbänder aus Elfenbein,: wie sie deren mehrere bei mir bemerkt
hatte, am willkommensten wäre. Ihre eigenen Armbänder hatte sie
nämlich, wie ich später hörte, dazu verwendet, den Reis einzukaufen,
mit dem sie uns bewirtete. Um den Wert des Geschenkes zu erhöhen,
zögerte ich anfangs mit der Erfüllung ihres Wunsches, liess sie dann
aber das Mass angeben und suchte ihr einen besonders schönen Satz
aus. Den vielen Besuchen nach zu urteilen, die mir H in a n L i r u n g
im Laufe des Jahres am Blu-u machte, schien ihr unsere Bekanntschaft
gut o ogefallen zu haben.
In der Nähe unseres Hauses hatten sich die Bukat, nach Art der
Pnihing, drei kleine Häuser gebaut, die sie jetzt vorübergehend bewohnten.
Ich hatte- diese scheuen Kinder der Wildnis bis jetzt nicht
besucht, um ihnen erst Zeit zu lassen, sich an unsere Gegenwart zu
gewöhnen. Jetzt glaubte ich aber, mit B a r t h einen Besuch bei ihnen
wagen zu dürfen. .
Der Stamm der Bukat lebt in Gruppen von Familien für gewöhnlich
in den Urwäldern des Quellgebietes der Flüsse Kapuas und Ma-
hakam und hält sich, wie auch die anderen Nomadenstämme, bald in
diesem bald in jenem Flusstal auf, je nachdem die Anwesenheit von
Wild, Baumfrüchten und wildem Sago ein Verweilen wünschenswert
erscheinen lassen. Selbst in dieser Wildnis dürfen sich die Bukat nicht
willkürlich irgend einer Gegend bemächtigen, sondern ihre verschiedenen
Familiengruppen sehen bestimmte Flussgebiete als ihr Eigentum
an und lassen die anderen nur gegen eine Entschädigung dort jagen
und Früchte sammeln. Die Bukat verbringen den grössten Teil des
Jahres im Walde und kommen überhaupt nur ungern mit den sesshaften
Stämmen am Kapuas und Mahakam in Berührung. Zur Zeit
der Reisernte jedoch lassen sie sich vorübergehend bei dem einen
oder anderen Stamme, wie z. B. jetzt am Howong, nieder, um Reis,