
 
		Vom  Anfang  des  Frühlings  bis  zum  Solftitio  legen  diele  Krabben  die  alte  Sohaale  ab.  
 Wie  fie  es  machen,  ift  fchwer  zu  Tagen,  weil  eine  Tolche  Handlung  nicht  gut  von  Hatten  
 zu  gehen  pflegt,  wenn  fie  vor  dem  menfchüchen  Auge  gefchieht.  Doch  kann  man  in  der  
 Naturgefchichte  oft  richtig  aus  der  Analogie  fchlieflen.  Die  Spinnen  find  in  vielen  Stücken  
 den  Krabben  ähnlich.  Wenn  diefe  zur  Zeit  der  Häutung  fich  «rft  recht  fatt  gegeffen  haben,  
 Yerftecken  Ce  fich  in  verborgene  Ritzen,  wo  fie  ^  Wochen  lang  ruhig  fitzen,  bis  fie  von  
 einem  gewiffen  Schimmel  ganz  bedeckt  zu  feyn  fcheinen;  wenn  fie  fich  nun  diefen  abgekratzt  
 haben,  To  fangen  fie  an,  fich  gleichfam  mit  einem  wütenden  Verdrufs  in  einen  Kreis  herumzudrehen  
 ,  um  zuerft  ihr  Bruftfchild  heraustretend,  zu  machen,  weil  fie  alsdann  leichter  die  
 Zangen  heraus  ziehen  können.  Alsdann  hängen  fie  fich  mit  den  Füllen  feft  an  einem  Faden  
 an  ziehen  die  Folie  ganz  fachte  aus  der  alten  Schaale  heraus-,  bis  fie  baumelnd  und  riicfc.  
 lings  die  ganze  Haut  abgeftreift  haben;  nun  bleiben  fie  noch  wohl  eine  Stunde  an  dem  Faden  
 hangen,  und  fchütteln  langem  ihre  Füffe,  bis  die  Luft  alles  abgetrocknet  hat.  Alsdann  
 gehen  fie  fchivach  und  zitternd  in  einen  verborgnen  Winkel,  ganz  ihrer  alten  Hitze  beraubt,  
 und  es  gehen  noch  viele  Tage  hin-,  ehe  fie  wieder  Hetze  weben,  oder  fich  um  die  vorkom-  
 mende  Beute  bekümmern.  Auf gleiche . Weife  ift  von  den  Krabben  zu  vermalten,  dafs  fich  
 der  Schild  erft  an  den  Seiten  fofen  wird,  nehft  der  -Stirn  und  denen  daran  feftfitzenden  Gliedern; 
   alsdann  wird  fie  fich  ein  wenig  zurückbiegen,  damit  der  Rücken  herauskommt,  darauf  
 zieht  fie  ihre  Arme  und  Füffe  gleichfam  wie  aus  Stiefeln  heraus,  umF alsdann  verbirgt  
 fie  fich  im  Sande,  oder  an  einem  andern  Ort,  wo  fie  wenigem  Zufällen.und  Gefahren  ausgefetzt  
 ift.  Das  alte  Gerippe  findet  man  häufig  in  den  Steinritzen,  zwifchen  den Klippen  
 und  unter  dem  Sande. 
 Das  Fabelhafte,  was  Plinim  von  diefen  Krabben  erzählet,  nemiich  dafs  fie  in  Scor-  
 pionen  verwandelt  würden,  übergehe  ich *.  Minaß focht.diefe  Meynüng  zu  erklären,  aber,  
 wie  mich  deucht,  febr  gezwungen. 
 *)  Sole  Cancri figmim  tranreunte,   &  ipforum  cum  exanimati Gnt  corpus  transfigurari  in  tcorpiones  narratur.  Plinim. 
 Wenn  man  gleich  oft  die  kleinen  Krabben  unter  dem  Kies  und  Sand  hervorkriechen  
 fleht,  fo  darf man  darum  nicht  glauben,  dafs  die  Mutter  dafelbft  ihre  Eyer  fogleich  niedergelegt  
 habe.  Sie  trägt,  wie  der Flufskrebs,  die  durch eine  oder  mehrere  Paarungen  beftuch-  
 tete  Eyer  ohngefehr  j  Monate  lang  im  Leibe;  wenn  fie  darauf  durch  die  beyden  Eyergänge  
 gleichfam  gebohren  werden  ,   überträgt  fie  diefelben  den  knorplichten  Fafern  der  kleinen  
 Schwanzfiiffe;  dafelbft  leimt  fie  diefelben  feft  in  Geitalt  der Weintrauben.  Auf  folche  Weife  
 trägt  fie  diefelben  überall  mit  herum,  brütet  und  wärmet  fie  zwanzig  Tage  lang.  Endlich  
 reifst  fie  diefelben  mit  allen  Fafern  der  Schwanzfiiffe  ab,  und  legt  fie  unter  den  Sand,  oder  
 in  Steinritzen  nieder,  wofelbft  die  Jungen  in  einer  Zeit  von  14  Tagen  auskriechen.  Daher  
 kommen  Ge  auch  groffentheiis  wegen  der  Ungemächlichkeit  der  zweyten  Wiege  um.  Doch  
 handelt  darum  die  Natur  nicht  ftiefmütterlieh  gegen  fie;  denn  feilten  alle  junge  Krabben  
 aufkommen,  fo  würden  fie  allein  das  Meer  anfuilen,  und  alle  junge  Fifche  und  Würmer  
 würden  von  ihrer  Gefräfsigkeit  ausgerottet  werden. 
 Diefe  Krabbe  hat  einen  großen  Feind  an  dem  Aal,  der  fie  auch  überwindet,  indem  
 er  fich-  um  ihre  Scbeeren  und  Klauen  fcblingt,  dafs  fie  nicht  kneipen  kann,  da  er  fie  denn  
 als  einen  Leckerbitfen  auffanget.  Einen  noch  gefährlichem  Feind  findet  fie  an  den  gtoffen  
 und  überaus  liftigen Meerpolypen,  fo  wie  die  Lacußa,  von  welcher  Arißoteles  erzählt,  dafs  
 fie  fchon  vor  Furcht  Herbe,   wenn  fie  denfelben- wahrnimmt.  Indem  diefe  Krabbe  am  Ufer  
 fies  Meeres  fich  in  ihr  Lager  verbirgt,  nnd  von  hinten  zu  auf  die  Patelle  lauret,  um  fie,  
 fo  bald  fie  fich  aufhebt,  zu  erhafchen ,   fo  fchleicht  fich  der  fiftige  Polype  hinter  ihr,  weil  
 et  auf  keine  andre Weife  zwifchen  ihren  Armen  durchbrechen  kann.  O ft,  fehl  oft  wird  fie  
 eine  Beute  deffelben;  fo  hat  fohon  die  Natur  Raub  und  Strafe  mit  einander  verbunden;  daher  
 das  ItaiiemTche  Sprichwort:  Dormi  Patella,  ch’  i l  granebio  •vtglia,  um  dem  Raache  zu  
 drohen,  der  nicht  darnach,  zu  fragen  feheint >  fo  wre  auch  diefes:  guariati  granebio  cb’  il  
 Polfo  viene,   um  anzuzeigere,  dafs  wer  Böfes  2U  thun  gewohnt  ift,  ein  gleiches  von  andern  
 zu  erwarten  hat.  Oft  entflieht  fie  auch  der  Gefahr.  Ja  oft  erwartet  ße  auch  nicht , die  lang-  
 fame  Raache  einet  andern  liftigen  Krabbe  des  Jupiters,  die  im  Kriege  zwifchen  den  Fröfchen