
 
		12g  Zweyter  Ai f c h u i t t . 
 alsdann  gleich  die  Scheere  ab ,  welche  noch  wohl  eine  Minute  nachher  mit  unglaublicher  
 Stärke  zu  zwicken  fortßihrt.  Ihr  Zug  macht  ein  folches  Geraffel,  dafs  man  glauben  feilte,  
 man  höre  das  Geraüfch  von  den  Hamifchen  eines  Cmrafsier-Regiments.  Wenn  der  Regen  
 unter  währendem  Herabzuge  ganz  aufhört,  fo  machen  fie  eine  allgemeine Halte,  und  bereiten  
 fich  ihr  Quartier  fe  gut  Ge  können  unter  hohlen  Baümen,  oder  felbftgegrabenen  Holen,  da  
 fie  die  Erde  dergeftalt  aufwühlen,  dafs  man  überall,  wo  der  große  Haufe  fich  gelagert  hatte,  
 bis  übet  die  Waden  hineinGnket.  Es  giebt  Jahre,  wo  fie'  wegen  Unterbrechung  des  Regens  
 zwey  bis  drey  Monate  auf  diefer  Reife  find;  da  fie  fonft  zur  Regenzeit  diefelbe  in  zehen  
 Tagen  endigen.  Zu  diefer  Zeit  find  fie  ziemlich  fett  und  von  gutem  Gefchmack;  die  Männchen  
 voll  Fleifch,  und  die  Weibchen  voll  Eyer.  Allein  die  Einwohner  tliun  fich  auch  auf  
 ihre  Unkoften  viel  zu  gute.  Kaum  ift  eine  Hütte,  wo  man  nicht  des  Tages  über  hundert  
 tödtet;  ja  man  ift  alsdann  fo  lecker,  dafs  man  den  ganzen  Leib  wegfchmeifst,  und  blos  die  
 Eyer  iffet,  welche  fehr  nahrhaft  und  von  gutem  Gefchmacke  find.  Wenn  fie  nun  endlich  
 das  Ufer  erreicht  haben,  fc  laßen  fie  fich  einigemal  vom  Seewafler  befpühlen ,   und  kriechen 
 darauf unter  Büfche  und  Holen,  um  auszuruhen.  Die Weibchen  kehren  bald  zum  zweyten-  
 male  zur  See,  und  nachdem  fie  fish  einigenude  gewafchen  habenö ffnen  fie  den  unter  dem  
 Bauch  feftanliegenden  Schwanz,  und  fpühlen  die  daran  hangenden  Eyer  ab;  darauf  kehren  
 fie  zu  ihren  Holen  zurück.  Die  Eyer  werden  durch  die  See  auf  den  Sand  geworfen,  und  
 nachdem  fie  eine  Zeitlang  von  der  Sonne  erwärmt  find,  fo  kriechen  die  jungen  Krebfe  aus,  
 die  denn  bey  Hufenden  fich  an  die  Felfen  hängen,,  bald  darauf  das  Waffer  verlaßen,  und  
 lieh  unter  die  erften  Krauter  und  Büfche  begeben,  welche  fie  antreffen,  bis  fie  ftark  genug  
 find,  ihren  Müttern  zu  folgen. 
 Ehe  fie  ihre Rückreife  zu  ihren  alten Wohnungen  antreten,  fchicken  fie  fich  an,  ihre  
 alte  Schaale  abzulegen.  Zu  dem  Ende  feilen  fie  ihre Holen  mit  Blättern  und  Krautern  an ,  
 welche  fie  theils  zu  ihrer  Nahrung  brauchen,  theils  fich  in  diefelben  einwickeln.  Darauf  ver-  
 ftopfen  fie  den  Eingang  der Hole  feil  mit Erde,  damit man  die  Oeffnung  nicht  gewahr werde,  
 und  die  Luft  ihnen  nicht  ankomme,  welche  fie  in  ihrem  nackenden  Zuftand  nicht  vertragen 
 können. 
 Zweyt elr  Ahfchnitt. 
 können.  Während  diefer Z eit,  die  ohngefähr  tf Wochen  währet,  find  fie  fo  matt,  als  wenn  
 fie  todt  wären.  Da  fie  aber  eben  zu  diefer  Zelt  am  fetteften  und  vom  heften  Gefehmack  
 find,  f e i l t   leicht  zu  vermufhen,  dafs  der  gierige  Menfdh  fie  nicht  liehet  in  ihrer  Ruhe  laßen  
 werde.  Sie  werden  daher  fleißig  mit  einer  Spate  ausgegraben.  Die  neue  Schaale  ift  Anfangs,  
 nur  fo  weich,  wie  eine  Haut,  oder  wie  naffes  Pergament;  bis  fie  nach  und  nach  die  Härte  
 der  vorigen  bekommt.  Diefe  pergamentähriliche  Haut  Ychem't  mit  einer  Menge  röthlicher  
 Adern  durchwebt  zu  feyn.  Während  diefer  Veränderung  erzeugen  fich  auch, in  diefer  Art  
 einige  Steine,  feiten  weniger-als  zwey,  oder  mehr  als  viere,  welche  anfänglich  zunehmen,  
 hernach  aber  fich  nach  dem  Verhältnifs  aüflöfen,  wie  fich  die  neue  Schaale'  bildet  und  härtet  
 wird.  Die  alte  Schaale  findet  man  fo  vollkommen  mit  allen  Gliedern,  dafs  man  fich  kaum  
 überreden  kann,  dafs  fie  nicht  das  Thier  felbft  feyn  feilte.  Es  ift  kaum  zu  begreifen,  wie  
 fie  lieh  von  fe  vielen  Gelenken  haben  losmachen  können,  ohne  eines  zu  zerbrechen,  oder  
 fich  felbft  wehe  zu  thun.  Nur  unter  dem  Bauche,  wo  die  Beine  eingelenkt  find,  findet  man  
 bey  forgfältiger  Unterfuehung  eine  Spalte,  die  fich  nur,  wenn  man  einige  Gewalt  braucht,  
 öffnet,  und  fogieich  wieder  zufammenfpringt.  Labat  fagt,  diefe  Krabbe  werde  in  diefem  
 Zuftande,  nachdem“  fie  eben  'gemaufert  hat,  Smteikmbbe  (Grabes  bourfieres)  genannt.  Es  
 mufs  aber  dies  entweder  ein  Irrthura  feyn ,  oder  es mufs  diefe  Benennung  von  denen  Einwoh.  
 nern  mehrern  Arten  gegeben  werden,  weil  die  eigentliche  Beütelkrabbe,  wie  wir  unten  hören  
 werden,  eine  ganz  andere  und  eigene  Art  ift. 
 Nachdem  nun  die  neue  Schaale  die  gehörige  Härte  erreicht  hat',  fchicken  fie  fich  zur  
 Rückreife  a n ,  begleitet  von  ihren  herangewachfenen  Kindern.  Aber  fie  find  alsdann  fo 
 fchwach,  dafs  fie  genöthigt  find,  auf  den  erften  Feldern  auszüruhen,  ehe  fie  die  Berge  
 hinanklimmen. 
 Die  Art,  fie  zu  fangen,  ift,  dafs  man  des  Nachts  um  die  Zuckerrohre  und  Gehölze  
 mit  einer  Fackel  geht.  Denn  da  fie  nur  des  Nachts  aus  ihren  Löchern  kommen,  um  Krauter  
 zur  Nahrung  zu  fuchen,  fo  werden  fie  leicht  durch  das  Licht  der  Fackel  entdeckt.  Man  faßt  
 fie  am  Rücken,  und  fteckt  fie  in  einen  Sack.  Zuweilen'  aber  kehren  De  fich  in  dem  Augen. 
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