Sonft habe ich bey den größten Krabben - Arten nichts entdecken können, was Gehörwerkzeuge
vermuthen laßen könnte. Zu mehrerer Deutlichkeit habe ich bey Fig. IO. die Unterfeite des Vor-
dertheils vom C. araneus abgebildet, als bey welcher Art diefe vermutheten Gehörwerkzeuge vorzüglich
grofs und deutlich find; aa ift die Spitze der Stirn, bb find die äufsern Fühlhörner, cc
die Augen in ihren Höhlen; dd die innren Fühlhörner; ee die eigenen Höhlen für die innren
Fühlhörner; f f die runden bedeckten Oeffnungen, die ich für die Organe des Gehörs halte; g g
die grolsen Zähne. Ich glaube faß , dafs Carolini in Anfehung der Gehörwerkzeuge mit mir ein-
ftimmig iß; er hat fie beym C, phalangium unterfucht, eine Krabbenart, die ich nie felbfl gefe-
hen habe; und er Tagt davon folgendes: Unter den Frefsfpitzen und über der zurüCKgebogenen
Schale der Stirn erheben fich zwey Auswüchfe, über welchen man eine Scheibe findet, die mehr
nach der innren Seite zu liegt. Wenn man fie hier mit der Spitze eines fcharfeu Meßers in die
Höhe zu heben fucht, fo wird der fpitze Theil der Scheibe fich heben, der ßumpfe aber fafst als
eine Artikulation in den Rand des Auswuchfes; die ganze Erhebung mag etwa eine halbe Linie
betragen'; der Raum, den fie zwifehen dem erhobenen Rande und dem Rande zeigt, wovon fie
fich trennet, iß mit einer feinen Haut bedeckt, die an den Rändern befefligt iß , und von einem
gebogenen kleinen Knochen, der aus der Spitze der Scheibe kommt, und fich niederfenkt, ange-
fchwollen und erhoben erfcheint. Diefe Häute, wovon fich die eine an diefe, die andre an jener
Seite zwifehen den Rändern ausbreiten, find fehr fein, und laßen fich mit geringer Mühe zerreiß
fen. Wenn fie zerrißen, fließt aus der Höhle, die fie mit der untern Scheibe bilden, etwas weniges
Wafler, Zerfchneide ich die Himfchale nahe an dem'Orte, wo fich die Pauke hineinfenkt, um
den innern Bau zu fehen, fo finde ich, dafs diefe Häute mit ihrer Höhle von zwey kleinen Knochen
eingefaßt find, die aus den Enden der Scheibe kommen, und fich in der Spitze vermittelß
einer Artikulation verengen, und fo mit der Scheibe, als mit der Bafis vereint, bilden fie einen
Steigbügel. Aber in dem Augenblicke, da man dies Stück der Hirnfchale von dem Körper des
lebendigen Krebfes abfondert, zeigt fich ein merkwürdiges Phänomen; nemlich diefer Steigbügel
ift in einer konvulfivifchen Bewegung die einige Zeit fortdauert. Dies beweif’t, dafs viele Nerven
zu diefem Mufkelgewebe gehen, die es fo reizbar machen, Die Pauke hat zwey Mufkeln}
der eine macht den Ausgang der kleinen Trompete, kommt aus der Spitze des Steigbügels, und
hängt fich an der Seite, wo die Erhebung gefchehen muß; an die hohle Seite des Knochens; der
andre kommt aus derfelben Spitze des Steigbügels, und hängt fich an die Beugung der Hirnfchale
J er dient dazu, dies Organ nach inwendig zufammen zu ziehen. Um den Nerven kennen
zu lernen, der nach erhaltenem Eindrücke diefen in den Sinneswerkzeugen des Krebfes fortfetzt,
verfahre ich auf folgende Art. Ich öffne einen Krebs, nehme den Magen heraus, ohne die Himfchale
zu verletzen, und beobachte den Knoten (ganglion), der fich von zwey Nerven, die an
der Seite des Schlundes gehen, bildet. Aus diefem Knoten, der mitten in der Stirn liegt, kommt
zuerß ein Nerve, der zum Hinterhaupte geht, um fich da in einen Büfchel zu vertheilen; ferner
kommt das erfle Paar dicker kurzer Nerven, wovon jeder fich in der Röhre des Auges fenkt.
Hierauf entfpringt weiter aus jedem Seitenlappen des Nervenknoten ein andrer Nerve, von jeder
Seite einer, der an der Seite fortgeht, bis es auf den Knochen der Himfchale flößt, wo er fich
denn in mehrere Zweige zertheilt. Zulezt kommt noch aus dem unterßen Lappen des Knoten,
wo fich die beyden Nerven, die ihn bilden, liineinfenken, ein anderes Paar fehr dünner Nerven,
an jeder Seite einer, die grade in das Käflclien gehen, das die Gehörpauke bildet.
Das Maul der Krabben liegt auf der Bruß in einem viereckigen Einfchnitte; es hat Kinnladen,
woran Anhängfel befefligt find, und vier Frefsfpitzen, die das Gefchäft der Lippen verrichten
, und unter ihnen flehen zwey flarke glatte Zähne gegen einander über, fo daß ihre Schneiden
fich berühren. Außer diefen Zähnen hat das Maul fechzehn Theile, auf jeder Seite acht,
wovon immer zwey und zwey eine gemeinfchaftliche Bafis haben, doch fo, dafs alle acht Theile
mit ihren Wurzeln unten zufammengewachfen find, ich will fie genau belchreiben. Der äuiserfte
größte Theil, oder vielmehr das äufserfle Paar, Fig. I I ., iß hartfchaalig, breit, ziemlich dick;
es hat eine gemeinfchaftliche hartfehaaligte Wurzel; von diefen beyden Theilen iß der innere als
die eigentliche Kinnlade anzufehen, der äußere iß gleichfam nur ein Anhängfel, ift aber doch
mit jenem dicht auf der Bafis befonders eingelenkfc Der innre größere und breitere Theil iß
viergliedrig; das unterfte Glied ift größer, als die übrigen zufammen, breit, etwas ausgehöhlt,
am innren gebogenen Rande mit gelbbraunen Haaren dicht befetzt; das zweyte Glied ift kleiner,
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