fie ihre Thore weislich verfchlieffen könne. Diefe Erzählung ift eine der älteften aus der Na-
turgefchichte. Sie war fchon bey den ffigyptiern und Griechen bekannt i .fo.dafs, . wie es
HorogaUo M bezeuget, eben defshalb die JEgyptier diere Pinna unter ihre Hieroglyphen .angenommen
haben, um damit einen Menfchen anzuzeigen, der'ohne fremde Hülfe nichts thum
könne. Ariftoteles erzählt ebenfalls von der Pinna, däfs fie ohne diefe kleine Krabbe nicht
leben könne. Es ift leicht zu vermuthen, dafs die Behauptung eines fo groffen Natutforfchers
von vielen ohne weitere eigne Unterfuchung für wahr und ausgemacht wird ausgegeben feyn.
Es. haben, auch würklich, Plinmi, Atbsnau:JElUm , Theophrciß, Cbryfippus, Cicero, Ar-
temidor, Shitxrcb, und mehrere, obige Erzählung einftimmig behauptet, ohne dafs villeicht
ein einziger es der Mühe, werth gehalten hat, eigene Beobachtungen hierüber anzuftellen.
Oppicmm hat zwar diefe Fabel fehr fchön befangen, aber deswegen ift er doch kein gültiger
Zeüge der Wahrheit. Auch im .14*“ ? Jahrhunderte würde fie von M. Philes. in feinem Buche
de Animalinm proprietate als zuverläfsige Wahrheit behauptet. Auch Aldrovandm, Bellonius
und Scaliger nehmen fie als ausgemacht an. Rrmdekt und Gcfiier, der zu feiner Thiergefchichte
hauptfächlich von den Alten den Stoff hernahm, führt zwar auch obige Erzählung an, allein
er erklärt fie doch gerade zu für fabelhaft, und vermuthet dagegen, dafs diefe Krabbe fich
das Haus der Pinna zu einem Zufluchtsorte erwähle, weil fie eine fehr dünne Schaale hat,
indem man wohl zehen Pinnen ohne Wächter gegen eine mit demCelben finde. Unter den
neüern Naturforfchem fcheinen auch viele an der Wahrheit obiger erzählten Eigenfchaft diefer
Krabbe nicht zu zweifeln. Eumpb, HaJJelquiß, ja Linnaus felbft, erzählen wenigftens die
Sache fo , dafs man glauben mufs, fie nehmen fie als Wahrheit an. Doch fehlt es auch nicht
an Zweiflern, welche Verdacht gegen diefe Erzähluhg verrathen. Bonanni, Statius Müller,
und Pennant gehören zu. diefen. Es ift nun wohl nicht zu laügnen, dafs in einigen Mufcheln,
infonderheit in der Pinna marina, oft diefe kleine Krabbe gefunden wird; allein theils kann
dies oft zufälliger Weife gefchehen, etwa, dafs' fich diefe Krabbe in die Bärte oder Seide
0 Cf. Fier. Valmani hieroglyphica. Lib. XXVIII. p. 201. Bafil. 1567.
der Mufchel verwickelt, theils kann diefe zarte weiche Krabbe villeicht gar der Mufchel zur
Nahrung, dienen. So viel- ift gewifs, dafs man eben Co oft die Pinna lebendig ohne einen
folchen Wächter findet, dafs alfo tferfelbe zu ihrer Erhaltung nicht nöthig feyn mufs. Wer
fich noch weithmfiger von der Unwahrfcheinlichkeit eines folchen Gefährten der Steckmufchel
überzeugen will, der lefe die-Abhandlung des Herrn Chemnitz über diefen Gegenftand im
io“ ” Stück des Naturforfchers. Halle. 1777. Es wird aber hiemit die Würklichkeit des Krebfes
nicht gelaügnet, wenn ihm gleich das befchwerliche Amt eines Wächters abgenommen wird.
28- Das W a iz en k o rn . Cancer gramrws.
M. Slahbers microfcop. Wahrnehm, von Wafler-und Landthierchen. Nürnb. 1781.
Tab. XVIII. Fig. 1.
C. minutiflimus, thoraee lasvi, fuborbiculato , rntegerrimo, fronte cufpidato, an-
tennis longis.
Tab. II. Ffg. 28. a. Ä.
Die Gröffe diefer kleinen Krabbe ift faft wie ein Waizenkorn. Sie ward mit dem Netz
herausgezogen. Der Schild ift ovat, kommt der vfereckigten Geftalt nahe, und hat zwey
ftarke Furchen. Die Köcher oder Röhren, worinn die Augen flehen, find nach Verhältnifs
ungemein grofs und cyiindnfch. Die Fühlhörner find lang, und haben wider die Gewohnheit
fiflehe- Glieder, wie die Coleoptern; am Ende aber laufen fie doch in eine fteife Haarborfte
aus. Die Vorderfeite ift ziemlich bewafnet, denn fie hat aufler der langen Spitze in der Mitte,
hoch an jeder Seite eine kleinere bewegliche, welche fie an den Unterleib niederfchlagen
kann; auch flehen noch zu beyden Seiten einige fteife Haarborften. Der Schwanz der Krabbe
ift wie gewöhnlich. Die Scheeren find kurz und glatt. UeberaU ift das Thier mit fcharfen
Härchen-unregelmäfsig. befetzt. Die Farbe ift durchgängig gelblich weifs. ’