
 
		Er f t  er  Abf e h  ni t t . 
 Diejenigen  Krebfe,  welche  ihre  Schaalen  zu  ändern  anfiengen,  und  die  inwendige  Haut  
 ziemlich  dick  hatten,  zeigten  die  grölten  und  vollkommenften  Steine.  Diejenigen,  welche  
 «rft  die  Veränderung  anfiengen,  hatten  anftatt  des  Steins  ein  weifles  Plättlein,  das  mitten  in  
 einem  Schleim  fchwamm,.  und  vermuthlich  der  Anfatz  zum  Stein  war.  Diefer  Stein,  nebft  
 dem  klebrigen  Saft,  lag  in  einem  kleinen,  häutigen  und  dünnen  Sack.  In  andern  waren  
 die  Steine  ganz  fertig;  der  Magen  war  dichte,  und  veil  brauner,  pechiger,  und  ftinkender  
 Feüchtigkeit.  Unter  dem  Sack,  in  dem  die  Steine  liegen,  fand  er  ein  häutiges,  plattes  
 Bläslein,  deflen  Nutzen  unbekannt  ift,  und  welches,  wenn  kein  Stein  mehr  da  ilt,  mit  klarem  
 ,  fiiilesn  Wafler  angefüllt  ift,  und  eben  den  Raum  einnimmt,  als  der  Stein.  Bey  andern  
 waren  die  Steine  gtofs,  und  nebft  dem Magen  in  eine  neue,  fehr  feine  Haut  gehüllet.  Nachdem  
 man  diefe Haut  aufgehoben,  unterfchied  man  ganz  vollkommen  drey  neue  Zähne,  die  
 denen  im  alten Magen  ganz  ähnlich  waren,  fo ,  dafs  man  nicht  zweifeln  kann,  diefe  Haut  
 werde  mit  der  Zeit  der  wahre  Magen.  In  den  Krebfen,  die  eine  neüe  Haut  hatten,  war  
 der  Magen  voll  braunes  Saftes.  Die  Haut  des  Magens  war  zart.  Keine  zähe  oder  klebrige  
 Materie,  noch  Spur  des  alten  Magens  war  zu  finden.  Die  Steine  waren  fehr  klein  geworden,  
 und  gleichfam  von  einem  auflöfenden  NFefen  angegriffen.  Sie  lagen  in  einer  fehr  feinen  Haut,  
 welche  die  einzige  Scheidewand  war,  die  fie  von  der  Gefangenfchaft  des  Magens  abfonderte.  
 In  andern  Krebfen,  die  ihre  neüe  Schaale  fchon  längft  trugen,  fand  er  ihre  Steine  nicht  an  
 der  gewöhnlichen  Stelle,  fondern  völlig  im  Magen,  und  mit  den  hohlen  Seiten  verbunden.  
 Bey  andern,  deren  neüe  Schaale  faft  ganz  hart  war,  fahe  er  da,  wo  die  Steine  zu  liegen  
 pflegen,  nur  einen  weilfen  Fladen,  der  nichts  anders,  als  die  beyden  Haute  des  Bläsleins  
 war,  das  den  Stein  einfchlofs;  die  Haute  waren  zufammengefallen.  Der  Magen  war  voll  
 gelbes  Saftes  und  Frais,  ohne  Spur  eines  Steins.  Ja  er  fand  in  demfelben  Stücken  von  
 Schaalen  andrer  Krebfe.  Der  Raum,  den  die  Steine  einnehmen,  war  nun  durch  eine  andre  
 Blafe  voll  Waflers  angefüUt,  wovon  oben  geredet  ift  Aus  allen  diefen  Betrachtungen  fchlief-  
 fet  er ,  dafs  die  Steine  nicht  im  Gehirn,  fondern  im  Magen  liegen;  dafs  die  neüe  Schaale  
 nicht  aus  ihnen  gezeugt  wird,  weil  fie  noch  da  find,  wenn  die  Schaale  fertig  ift;  dafs  fie 
 in  den  neuen  Mägen  eingehüllet  werden,  wo  fie  nach  und  nach  abnehmen,  bfs  fie  gänzlich  
 vergehen;  und  dafs  fie  alfo  dem  Thiere  in  feiner  Krankheit  zur  Nahrung  gereichen. 
 Diefe  Schlüffe, ■ welche  Geqffroy  aus  feinen  Beobachtungen  macht,  find  aber  noch  nicht  
 fo  vollkommen  bewiefen,  dafs  fich  keine  Einwendung  dagegen  machen  lieffe.  Wenn  er  auch  
 wirklich  die  Steine  im  Magen  gefunden  hat,  fo  folgt  daraus  noch  nicht,  dafs  fie  beftändig  
 im  Magen  liegen,  und  dem  Krebs  zur  Nahrung  dienen.  Die  Krebsfteine  fetzen  fich  nicht  im  
 Mtgen,  fondern  zwifchen  dem  Haütkin  des  neuen  und  alten  Magens  an  den  bucklichten  
 Theilen,  und  zwar  als  ein  Milchfaft,  welcher  fich  erft  in  einen  Stein  coagulirt,  und  fich  
 nachmals  wieder  auflöfet.  Da  die  innern  Eeflandtheile  der  Schaale  und  der  Krebsfteine  von  
 einerley. Art  find,  fo  fcheint  es  mir  viel  wahrfcheinlicher,  dafs  die  Steine  den  Zweck  haben,  
 die  neüe  Schaale  hart  zu  machen,  zumal,  wenn  man  bedenkt,  dafs  fonft  nichts  da  ift,  
 was  diefe  Schaale  hart  machen  könnte.  Denn  die  bloffe  Luft  ift  hiezu  nicht  hinreichend ;  
 fchneidet  man  die  neüe,  weiche  Schaale  ab,  und  legt  fie  in  die  Luft,'  fo  wird  fie  wohl  trocken, 
   aber  nicht  hart.  Hingegen  findet  man  felbft  bey  den  gekochten  Krebfen,  dafs  die  
 neüe  Schaale,  welche  nur  noch  eine  bloffe  Haut  ift,  inwendig  mit  einer  weiffen  Materie  
 überzogen  ift;  diefe  ift  nichts  anders,  als  ein  Theil  der  aufgelöften  Krebsfteine,  welche  erft  
 im  Magen  aufgelöfet  werden,  fich  darauf  als  eine  fchleimigte  Materie  an  die  innre  Fläche  der  
 neüen  Haut  fetzen,  zwifchen  die  Poros  derfelben  eindringen,  und  durch  die  Ausdünftung  des  
 Flüfsigen  fich  verhärten,  wodurch  die  Schaale  die  Fettigkeit  erhält.  Herr  Hanov  hat  noch  
 folgende  Bemerkungen  gemacht,  deren  Richtigkeit  ich  unentfehieden  laffe.  *)  Im  Heümonat  
 fand  er  die  Steine  nicht  oben  zur  Seite  des Magens,  fondern  vorne  unter  demfelben  am  Munde. 
   Sie  fahen  aus ,   wie  ein  halb  entzweygetheilter  Schotenkern,  nur  etwas  dunkler  an  Farbe.  
 Auch  waren  fie  mit  keinem  merklichen  Haütlein  umgeben.  Die  Materie  ift  alsdann  noch  wie  
 ein  Teig,  der  fich  mit  der  Zunge  und  Fingern  faft  unvermerkt  zerdrücken  iäfst,  und  hat  keinen  
 andern  Gefchmack  als  die  Leber,  und  was  fonft  umher  liegt.  Er  fand  diefe  Anfänge  der 
 0   S.  Honev's  Seltenheiten  der  Natur.