Trichosurus uncl Didelpliys berücksichtigen,-lässt sich ausserdem konstatiren, dass P 3 beim
erstem sich bedeutend zeitiger als beim letztem entwickelt:
Wenn somit im Unterkiefer möglicherwe i se der Best eines Nachfolgers von M 1 vorhanden
ist, so fehlt im Oberkiefer jede Spur eines solchen. Von einer Anlage, welche sich zu
dem von T auber (III) bei einem 27 Cm langen Exemplare derselben Art beschriebenen und abgebildeten
P d 4 entwickeln könnte, habe ich nicht das Geringste wahrnehmen können; auch bei
zwei ändern jugendlichen Phalangerinen (ein Trich. vulpécula und eine Phalangista sp.) habe ich
vergebens nach diesen Zähnen gesucht. Befremdend erscheint mir ausserdem, dass T auber keine
Verkalkung am P 3 fand, obgleich sein Exemplar doppelt so gross als das von mir untersuchte war.
Aus den obigen Untersuchungen geht somit unter anderem hervor, dass während die
gewöhnliche Formel der P d beim erwachsenen Trichosurus vulpécula') P d --- - - is t, sich beim
jungen Thiere auch die Anlagen zu den übrigen bei den Phalangerinen sonst vorkommenden P d
erhalten haben, nämlich P d y—2‘, so dass beim jugendlichen Trichosurus die grösste überhaupt
bei den jetzt lebenden Beutelthieren vorkommende Prämolarenzahl auftritt. Die b e i di es er
A r t währ end de r Stamme s en twi ck lun g e i n ge t r e t en e Bück b i ldun g in der An zah
l de r Pd i s t also noch on t o gen e t i s ch nachwe i s b a r ; es können bekanntlich die
fraglichen Zähne, wenn auch rückgebildet, noch bei den Trichosurus vulpécula nahe stehenden
Arten auftreten.
Phascolarctus cinereus.
Marsupium-Junges. Länge vom Scheitel zur Kloake 65 Mm. Nackt. Saugmund.
Unterkiefer. An J d 1, P d 3 und M 1 haben sich schon Hartgebilde entwickelt, doch
stehen diese Zahnanlagen noch in Verbindung mit der gut erhaltenen Schmelzleiste. Ausserdem
liegt oberhalb des Wurzeltheils des J d 1 in einer Aushöhlung des Kieferknochens ein grösser,
etwa kappenförmiger Schmelzkeim mit einem am tiefen Ende angeschwollenen Schmelzleistentheil.
Dieser Schmelzkeim ist jedenfalls als die reduzirte Anlage eines J d ,2 [respective J d 3]2)
zu deuten; er verhält sich wesentlich wie C d des Oberkiefers (vergleiche hierüber im Folgenden).
Die mit zahlreichen Sprossen versehene Schmelzleiste steht sowohl mit P d 3 8) als auch mit P 3,
welcher letztere auf dem glockenförmigen Stadium steht, in Verbindung. Sehr bemerkenswerth
ist die Anschwellung am tiefen Ende der Schmelzleiste neben P 3 (Fig. 140 P dm), also medial-
wärts von einem Ersatzzahne, wodurch auch hier wenigstens die Möglichkeit der Ausbildung
einer dritten Dentition gegeben ist. Ueber M 1 erhalt sich die Schmelzleiste vollständig, theil-
weise im Zusammenhänge mit dem Mundhöhlenepithel und hat neben dem Verbindungsstrange
mit M 1 eine deutliche Anschwellung.
Oberkiefer. Bei J d 1, 2, P d 3 und M l sind Hartgebilde vorhanden; die anderen Zähne
der ersten Dentition sind etwas weniger entwickelt; sämmtliche stehen auch in Verbindung mit
der Schmelzleiste. Mit Ausnahme einer Strecke hinter J d 3, wo das Knochengewebe beinahe
zum Mundhöhlenepithel reicht, ist die Schmelzleiste vollständig erhalten; dieselbe ist überall mit
s) Vergleiche Thomas (VI).
2) Vielleicht ist der persistirende untere Schneidezahn bei Phascolarctus mit J d 2 der polyprotodonten Beutel-
thiere zu liomologisiren, in welchem Falle die fragliche Zahnanlage als J d 3 zu bezeichnen wäre.
3) Der einzige Milchbackenzahn hei Phascolarctus ist homolog mit P d 3 bei Didelpliys.
lateralwärts, im hintern Theile stellenweise auch medialwärts von ihr ausgehenden Leistem
welche sich also auf den Frontalschnitten als „Knospen“ präsentiren, versehen. Bei J d 1 (Fig. 141)
hängt die Schmelzleiste vermittelst einer vielfach durchbrochenen Verbindungsbrücke' sowohl mit
diesem Zahn als auch mit dem Mundhöhlenepithel zusammen. Dass die stärkste derjmedial wärts
abgehenden traubenförmigen Anschwellungen als ein Schmelzorgan des J 1 anzusehen ist, kann
um so weniger beanstandet werden, als vö ll i g übereinstimmende Bilder auch bei Schneidezähnen
des menschlichen Fötus, wo die künftige Entwicklung die Identität des Schmelzkeimes über jeden
Zweifel erhebt, erhalten werden. Auch neben J d 2 und 3 sind knospenförmige Anlagen von
Ersatzzähneff-ivorhanden. Der Schmelzkeim von Cd ist klein mit Schmelzpulpa; die mit ihm
verbundene Schmelzleiste ist mit deutlicher Anlage eines Schmelzkeimes (C) versehen. Durch Verlängerung
tr itt die Anfangs oberflächlicher gelegene Schmelzleiste mit dem Schmelzkeime des P 3,
welcher auf dem glockenförmigen Stadium steht, in Verbindung. Der Zusammenhang der
Schmelzleiste mit P 3 und P d 3 (Fig. 142, auf demselben Frontalschnitte sichtbar), ist besonders
desshalb bemerkenswerth, weil sonst (Erinaceus, Katze etc.) bei so weit gediehener Ausbildung
des Ersatzzahnes die Verbindung der Schmelzleiste mit dem Milchzahn in derselben Frontalebene
nicht angetroffen wurde. Ueber? Und medialwärts vom M 1 ist ein deutlicher knospenförmiger
Schmelzkeim entwickelt. Neben M 2, an dem noch kein Hartgebilde entstanden ist, endet die
Schmelzleiste frei, aber nicht deutlich angeschwollen.
Macropus ualabatus.
Untersucht auf Frontalschnitten wurde ein Marsupium-Junges. Länge vom. Scheitel zur
- Schwanzwurzel 116 Mm. Völlig nackt. Saugmund.
Unterkiefer. Die funktionirenden Zähne hier sowohl als im Oberkiefer sind schon ziemlich
stark verkalkt. Vor der Spitze des J d 1 liegt, im Mundhöhlenepithel eingebettet, ein völlig
entwickelter aber winziger Zahn, an dessen Basalstück bereits deutliche Spuren von Besorption
wahrzunehmen sind (Fig. 143). Lingual wärts von der Spitze des’J d 1 ist die Schmelzleiste mit
einem knospenförmigen Schmelzkeim, also der Anlage eines J 1, versehen (Fig. 144)?-^Oberflächlich
vom letztem bemerken wir ein vom Mundhöhlenepithel sekundär abgelöstes Stück, also eine
„Epithelialperle“ (e). Auf manchen Schnitten existirt hoch ein schwacher Zusammenhang zwischen
J d 1 und J 1. P 3 liegt unter dem hintersten Theile von P d 2 und dem vordersten von P d 3 ').
Es verdient bemerkt zu werden, dass hier ebenso wie bei den jüngern, von F lower (III Taf. 29,
Fig. 1, 2) abgebildeten Macropus-Individuen noch der ganze P d 2 und ein Theil von P d 3 über
dem J d 1 liegt, was auf spätem Stadien und beim erwachsenen Thiere nicht der Fall und auf
einen besonders starken Zuwachs des Kiefers gerade in dessen zahnlosem Theile hinweist.
Oberkiefer. Labialwärts vom vordersten Theile des J d 1 liegt, von Besten des Schmelz-
. epithels und der Schmelzleiste umgeben, eine dünne Dentinscherbe, nur auf einem Schnitte
sichtbar (Fig. 145 a). Etwas? hinter der Spitze des J d 1 fängt lingualwärts von demselben die
Schmelzleiste, in mehrere Stränge aufgelöst, an. Stellenweise schwellen ein oder zwei der tiefern
i) Durch diese Bezeichnung der Backenzähne soll nur die Homologie mit denjenigen der anderen Benteltliiere
ausgedrückt werden.
Bib lio th e ca zoologica. Heft 17. ^