riiilen liefern werden, glaube aber aucli annehmen zu dürfen, dass meine Anschauungen durch
sie keine principiellen Aenderungen erfahren werden. Um nur durch ein Beispiel das Gesagte
zu erläutern, so erwähne ich, dass die an der Oberfläche recht selten erscheinenden Gattungen
Paraphroinma und Phronimopsis mit den Tiefennetzen häufig erbeutet werden. Die originelle
Phronimopsis spinifer Cl aus , welche an der Oberfläche zu den grössten Seltenheiten
gehört, ist in den Tiefen des Mittelmeeres geradezu gemein; in den Schliessnetzen fand ich sie
aus 900 — 1000 m Tiefe.
Um indessen zum Ausgangspunkt unserer Betrachtung zurückzukehren, so sei hervorgehoben,
dass die Zweitheilung des Auges, welcher bei den Phronimiden sogar eine Theilung des
Sehnerven parallel läuft, ganz allmählich einer einfacheren Gestaltung Platz macht und zu einem
nicht getheilten Auge mit verlängerten dorsalen Facettengliedern hinführt. Auch dieses bietet
bei manchen Hyperiiden durch den Ausgleich im Längenunterschiede der Krystallkegel alle nur
denkbaren Uebergänge zu dem normalen Kugelauge dar.
Wie nun im Einzelfalle die Anordnung des Retinapigmentes sich gestaltet, scheint mir
noch nicht genügend aufgeklärt. Die älteren Beobachter bis zu Gr e 11 ache r (1879 p. 112) geben
keinen Aufschluss darüber, ob das Pigment in besonderen Pigmentzellen enthalten ist, während
Ca r r i è r e (1885 p. 161) nicht weniger denn drei Ivategorieen solcher Zellen in den Seitenaugen
von Phronima schildert. Schnitte, welche ich durch Front- und Seitenaugen der genannten Gattung
fertigte, machen es mir zweifelhaft, ob diese Kategorieen aufrecht erhalten werden können,
wie denn überhaupt eine vergleichende Untersuchung der Hyperiidenaugen noch manchen werthvollen
Aufschluss liefern dürfte. Wanderungen des Pigmentes bei Belichtung und Verdunkelung
des Auges scheinen nach den Beobachtungen von W. Szczawinska (1891 p. 35, 36) bei Phronima
sedentaria nur wenig ausgiebig zu sein und erstrecken sich keineswegs über den Bereich der
Retinulä hinaus. Mag nun auch eine spätere Forschung das morphologische Aequivalent der Iris-
pigmentzellen bei den in der Tiefe lebenden Hyperiiden nachweisen, so steht doch jedenfalls fest,
dass in physiologischer Hinsicht wir es mit retinopigmentären Augen zu thun haben, deren Sehvorgang
sich in anderer Weise abspielt, denn bei den iridopigmentären.
Was den Seh vor gan g dm r e t i n o p igme n t ä r e n Auge anbelangt, so liegt auf der
Hand, dass bei dem Mangel eines Irispigmentes die auffallenden Lichtstrahlen unbehindert die
durchsichtige proximale Augenpartie bis zu den Kuppen der pigmentirten Retinulä durchsetzen
können. Es f ragt sich nur, auf welchem Wege diejenigen Strahlen, welche nicht vom Retinapigment
absorbirt werden, zu den Rhabdomen gelangen, da die monströsen Krystallkegel im Frontauge
der Phronimiden und im Dorsalabschnitt des Sergestidenauges in einen langen fadenförmigen
Abschnitt auslaufen. Da nun die Krystallkegel häufig nicht gerade gestreckt sind, so vermuthete
bereits O. Sc hmi d t (1878 p. 7), dass das Licht nicht auf dem gewöhnlichen dioptrischen Wege
durch den fadenförmigen Abschnitt des Kegels geleitet werde. Da der letztere einen Durchmesser
von etwa 0,001 mm besitzt, so dürfte der bei grossen Phronima-Weibchen bisweilen 5 mm
lange Krystallfaden, wie Exn e r zutreffend hervorhebt, auch nicht um ein Tausendstel Millimeter
von der Geraden abweichen, wenn das dioptrische Bild am Proximalende, des Fadens nicht zerstört
werden sollte. So stimmt denn Exner (1891 p. 132—135) in einer Hinsicht den Anschauungen
von O. Schmidt bei, indem er nämlich mit ihm annimmt, dass das Licht durch
totale Reflexion in den langgezogenen Krystallkegeln weiter geleitet wird. Da diese Leitung
auch in gekrümmten Glasstäben stattfindet (sie wird ja neuerdings bei der künstlichen Beleuchtung
durch Mikroskopirlampen praktisch verwerthet), so bieten die Abweichungen von der Geraden
im Verlaufe der Krystallkegel keine Schwierigkeit für eine derartige Annahme dar. Es
scheint mir, dass auch im Sergestidenauge Krümmungen der Krystallkegel Vorkommen, welche
nicht erst auf Rechnung der Conservirung und technischen Behandlung behufs Herstellung der
Schnitte zu setzen sind; sehr auffällig treten sie jedenfalls an den seitlichen Partieen des auf
Taf. XX Fig. 3 dargestellten Schnittes hervor. Exne r hat nun weiterhin auch darauf hingewiesen,
dass die sammelnde Kraft der Linsencylinder, als welche ja die Krystallkegel zu betrachten
sind, bei der Leitung der Strahlen durch totale Reflexion in Betracht zu ziehen ist und
zur Helligkeitssteigerung des aufrechten Netzhautbildes beiträgt. Immerhin liegt es auf der
Hand, dass ein Bild, welches dem Appositionsbild der Tagesaugen am nächsten kommt, weit lichtschwächer
sein muss, als das Superpositionsbild der iridopigmentären Schizopodenaugen.
Wenn wir nun zur Annahme gedrängt werden, dass der Sehvorgang im retinopigmentären
Auge wesentlich auf der Leitung der Strahlen durch totale Reflexion beruht, so ist damit immer
noch nicht die auffällige Längendifferenz der Facettenglieder erklärt. Welchen Vortheil haben
die in der Tiefe lebenden pelagischen Organismen mit retinopigmentären Augen von monströs
verlängerten Krystallkegeln, welche entweder mit den zugehörigen Retinulen als gesondertes
Frontauge sich abzweigen oder continuirlich in die verkürzten seitlichen Partieen des Auges
übergehen? Irgend einen Sinn muss doch eine Einrichtung haben, welche in convergenter Ausbildung
bei Krustern wiederkehrt, die den verschiedensten Gruppen zugehörend, unter gleichen
Existenzbedingungen leben.
Ich will versuchen, eine Erklärung zu geben, welche vielleicht unzulänglich ist, aber
doch dem thatsächlich vorliegenden Befunde Rechnung zu tragen sucht.
Denkt man sich die Facettenglieder ansehnlich verlängert, so werden die in weiterer
Entfernung von dem Auge von einem Punkte ausgehenden Strahlen annähernd parallel auf die
Cornea auffällen. Der Hauptstrahl, d. h. jener, welcher in der Richtung der Hauptachse eines
Facettengliedes einfällt, wird durch totale Reflexion dem zugehörigen Retinaelement zugeleitet.
Da nun die Corneafacetten der verlängerten Glieder nicht breiter sind, als diejenigen der verkürzten
(wie dies thatsächlich für Sergestiden und annähernd für Hyperiiden zutrifft), so divergiren
die Krystallkegel in den verlängerten Gliedern nicht so stark, wie in den verkürzten; der Winkel,
in dem zwei benachbarte verlängerte Krystallkegel gegeneinander geneigt sind, ist viel spitzer, als
bei den verkürzten Kegeln. Die Folge davon ist, dass die im Umkreis des den Hauptstrahl auffangenden
Krystallkegels gelegenen Facettenglieder einen Theil der von einem Bildpunkt ausgehenden
Nebenstrahlen nicht durch Reflexion und mit ihr combinirte Brechung eliminiren,
sondern weiter leiten werden. Je weniger ein Nebenstrahl gegen die Kegelachse geneigt ist,
desto vollständiger wird er in den Kegel eindringen und durch totale Reflexion zu dem perci-
pirenden Rhabdom gelangen. Es liegt nun auf der Hand, dass in den Seitenaugen mit verkürzten
und stark divergirenden Facettengliedern die dem Hauptstrahl benachbarten Nebenstrahlen unter
starker Neigung gegen die Kegelachsen treffen. Sie werden zum grössten Theile eliminirt und
die Folge ist, dass in den Seitenaugen ein weit kleinerer Zerstreuungskreis um den durch den
Hauptstrahl erzeugten Bildpunkt entsteht, als in den Frontaugen.