4) Dans les grands tentaoules, la sensibilité n’esfc pas- localisée seulement á leur extrémité:
elle est seulement plus vive en ce point que dans le reste de l’appendice.“
Meine zahlreichen Versuche haben mir fast ganz dasselbe ergeben, nur zu 3) muss ich eine
Bemerkung machen. Die Vorderkopfteile, speziell die Lippen und die Mundgegend sind auch für
massige Riechreize recht empfänglich. Sie sind kaum weniger empfindlich als die kleinen Fühler, nur
fällt ihre Reaktion, der Erfolg des Reizes viel weniger auf, als bei den Fühlern; während diese sich
rasch einstülpen oder wegwenden, ist nur bei sorgfältiger Beobachtung eine leichte Bewegung der Lippen
zu bemerken, übrigens schon wenn ein Riechstoff in ziemlicher Entfernung sich befindet. Ich glaube
nicht, dass die Schnecke mittelst des Riechvermögens der Lippenhaut auf grössere Entfernung ihrer
Nahrung nachgehen würde, vielmehr werden wir es hier mit „Riechtasten“ zu thun haben.
Ich habe Anziehungsreaktionen bei Schnecken nicht in deutlicher Weise erzielen können.
Käse, den Moquin-Tandon als eine gern genommene Speise angiebt, verschmähten meine Sohnecken
stets. Ich habe verschiedene Sorten verwendet, stärker riechende wurden geflohen, schwach riechende
zwar nicht geflohen, aber nicht angebissen. Nur wenn letztere Käsearten mit Zuckerlösung bestrichen
waren, konnte ich sicher darauf rechnen, dass die Schnecken ihn anbissen und längere Zeit benagten,
wenn ihre Lippen zufällig das im Wege liegende versüsste Stückchen berührten. Ebenso geschah es,
wenn ungeniessbare Stoffe (Filtrierpapier) mit Zuckerlösung bestrichen waren. Saccharin und Chinin
reizten den Fussrand, so dass er sich etwas zurückzog und wirkten auch am Munde abstossend, damit
benetzte Gegenstände verliessen die Schnecken augenblicklich, wenn sie dieselben berührt hatten.
Ein mehrfach citiertes und recht verschieden beurteiltes Experiment ist das von V e lte n
schon vor langer Zeit angestellte. Schnecken mit Fühlern reagierten durch Einstülpung der Fühler
prompt auf die Annäherung riechender Stoffe (Weingeist, Terpentinöl, Petroleum) und wussten Tropfen
solcher Stoffe zu vermeiden. Das geschah auch noch, wenn ein Fühlerpaar entfernt war; beider Fühlerpaare
beraubt, krochen die Schnecken jedoch blindlings in die riechende Flüssigkeit hinein.
F lem m in g ’s Urteil über dies Experiment ist: „Dieser Art der Beweisführung zolle ich die
vollste Anerkennung.“ (99 pg. 468.) Weniger anerkennend spricht sieh Simroth (292) aus, der
die, wie mir scheint, etwas sonderbare Anschauung verficht, in diesen Fragen dürfe man auf das physiologische
Experiment für die Entscheidung nicht zu viel Gewicht legen, es dürfe sich nur in den
allerweitesten Grenzen bewegen. Ich kann das V e lte n ’sehe Experiment übrigens nicht bestätigen,
vielleicht weil ich nicht mit Helix pomatia, sondern der empfindlicheren Helix hortensis experimentierte.
Meine Tiere vermieden (einige Tage nach der Amputation beider Fühlerpaare) Tropfen ätherischer Oie
fast stets, umgingen sie oder erhoben sich über denselben in die Höhe. Am sichersten gelang der
Versuch mit kleinen Stückchen Campher oder Naphthalin. Diese wurden, obwohl sie sicherlich
nicht ätzend und brennend wirken, von den fühlerlosen Tieren nie berührt, vielmehr hob sich der
Vorderkörper in charakteristischer Weise in die Höhe, wobei deutlich zu bemerken war, dass auch
der Fussrand den Reizstoff floh. Man könnte hier fast an Riechfunktion der Fussdrüse denken, wenn nicht
auch der hintere Teil des Fusses ebenso sicher reagierte, wie der vordere. Ausserdem spricht Moquin-
T a n d o n ’s Versuch dagegen, bei welchem Cauterisation des Fusses das Riechvermögen nicht aufhob.
Moq u in -T an d o n hat die ebenfalls vielcitierte Beobachtung gemacht, dass Schnecken, die
der Ommatophoren beraubt und längere Zeit unter einem Blumentopf gehalten wurden, nach der
Vernarbung der Wunde ihre Lieblingsspeisen nicht mehr zu finden wussten. Simroth meint, darüber
könne man sich bei den ungünstigen Verhältnissen, in denen die Schnecken sich befunden hatten,
nicht wundern, und der Versuch sei für die Riechfunktion der Ommatophoren nicht beweisend. Ich finde
es im Gegenteil sehr wunderbar, dass die Tiere nicht reagierten, die der Experimentator sonst so geschickt
zu ködern wusste, denn erstens besassen die Tiere noch die vorderen Fühler, und zweitens
pflegen in einigen Monaten die Fühlerstümpfe schon einen hohen Grad von Riechvermögen wieder
erlangt zu haben, zu einer Zeit, wo makroskopisch eine Regeneration des Auges noch nicht zu
erkennen ist. Gefangene Schnecken sind viel weniger leicht zum Fressen zu bringen, als gefangene
Insekten, sie ertragen Nahrungsmangel sehr viel länger ohne Schaden; hiermit dürften wohl die ungleichen
Resultate zu erklären sein, welche die einzelnen Experimentatoren erhielten. Wenn eine
Schnecke eine Vorgesetzte Speise nicht in Angriff nimmt, ist dies kein so sicherer Beweis dafür, dass
sie die Speise nicht wahrnahm, wie wenn etwa eine Fliege Honig verschmäht. Die Schnecken sind
zu diesem Versuche nicht gierig genug.
Der Deutung des Semper’schen Organs und der Fussdrüse als Riechwerkzeuge brauche ich
hier nicht besonders zu widersprechen, sie sind auf zu schwache Argumentationen gestützt, und
scheinen mir durch das vorliegende Material an Versuchen alter und neuer Zeit unhaltbar gemacht.
Nähere Betrachtung verdient indessen die Auffassung S im ro th ’s in unserer Frage, welcher Forscher
dadurch eine gewichtige Stimme in diesen Erörterungen hat, dass er nicht allein die Riechorgane, sondern
zusammenhängend die Sinnesorgane der Mollusken bearbeitet hat. S im ro th ’s Anschauung ist
gekennzeichnet in den Worten (292 pg. 333): „Ich nehme [daher] an, dass die gewöhnliche typische
Sinneszelle der Haut jene chemischen Einwirkungen, wie sie dem so verwandten Geruch und Geschmack
zu Grunde liegen, in einer noch unaufgelösten Formel im allgemeinen zum Bewusstsein bringt, dass
sie aber noch zu wenig verfeinert ist, um einen mechanischen Reiz durch Berührung sogleich als Schmerz
zu empfinden, welcher Reiz vielmehr nach Analogie eines geringen Kitzels immerhin durch Locali-
sierung auf die betreffende Hautstelle eine Anschauung von dem fremden berührenden Körper hervorbringen
mag.“ *) Der hier zu Grunde liegende Gedanke fällt, wie man leicht sieht, beinahe zusammen
mit demjenigen, auf welchem diese meine Abhandlung beruht, mit der Theorie der Wechselsinnes-
organe. Durchaus auf dem Boden der Morphologie und Ilistiologie vorgehend, trifft hier Simroth
mit dem zusammen, was ich auf experimentellem Wege abgeleitet habe. Differenzen freilich ergeben
sich sofort bei Betrachtung der Einzelheiten, und zwar dadurch, dass S im ro th den Wert des Experimentes
so gering achtet und seine Verwendung verschmäht. Er hätte sonst finden müssen, dass für
unsere einheimischen Mollusken nicht die Behauptung aufrecht zu halten ist, die ganze Haut sei ein
chemisches Sinnesorgan.2) Ich muss auf den oben aufgestellten Satz zurückkommen: Prüft man die
chemische Reizempfindlichkeit der Haut eines Tieres, so ist positiver Ausfall des Versuches nicht sicher
beweisend für Existenz eines ächten Riech- bezw. Schmeckorganes, negativer Ausfall aber beweist
das Fehlen eines derartigen Organes an der geprüften Stelle fast sicher. Wenn auch Simroth behauptet,
die Gleichartigkeit der Sinneszellen an den verschiedenen Hautteilen beweise Identität der Funktion,
so muss ich -dem gegenüber aufrecht erhalten, dass wir nicht über die Annahme hinauskommen, die
’■); Ferner durch die Stolle: Man bekommt „den Gesamteindruck, als wenn die Schneckenhaut als Sinneszellen
tragende Schleimhaut durchweg den chemischen Wahrnehmungen zugänglich wäre, um eine verstärkte Sensibilität des Ge.
ruchs oder Geschmacks an einzelnen Stellen durch Häufung der Nervenenden herauszuarbeiten. So wäre in den Fühlern
und der Umgebung des Atemloches eine Steigerung der allgemeinen Geruchsempfindung der Haut zu suchen.
2) Als ein Curiosum kann ich hier den Einwand anfüliren, mit welchem S o c h a c z e w e r gegen Cu v i e r ’s Anschauung
von dem Riechvermögen der Haut zu Felde zieht. Genannter Autor meint, wenn ein solches bestände, könnten
die Schnecken nicht erkennen, aus welcher Richtung der Geruch herkomme. Ähnliche Schwächen finden sich in S o ch a c
z e w e r ’ s Arbeit mehrfach.