ganismus nicht Vorkommen und sind geneigt, die durch gewissenhafte Beobachtung gewonnenen
allgemeinen Ergebnisse auf die verwandten Organismen zu übertragen. Hier liegt nun ein Ausnahmefall
vor, den ich längere Zeit hindurch nicht zu publiciren wagte, weil er durch kein
Analogon gestützt wird. Da ich indessen an zahlreichen Schnittserien durch die Manubrien von
Mutter- und Tochterindividuen der Bathlcea die Verhältnisse eingehend verfolgen konnte und
stets zu denselben Ergebnissen hingeführt wurde, so veröffentliche ich dieselben mit dem Bemerken,
dass ich alle Betrachtungen vermeide, welche einen Einzelfall zum Ausgangspunkt weit gehender
theoretischer Speculationen machen. Ich will mich damit bescheiden, zu Studien auf dem erwähnten
Gebiete anzuregen — gleichgiltig, ob sie das hier zu Schildernde bestätigen oder widerlegen.
Erwähnen will ich nur noch, dass auch Dr. B ra em späterhin auf meine Veranlassung
zahlreiche feine Schnittserien von demselben Objekte anfertigte und mir bestätigte, dass es ihm
nicht möglich sei, an dem vorliegenden Objekte eine Betheiligung des mütterlichen Entoderms
an dem Aufbau der Knospen nachzuweisen.
b. Die erste Anlage der Knospen.
Da die Knospen der Bathlcea in strenger Gesetzmässigkeit angelegt werden, so wüsste
ich unter den Cölenteraten nur wenige Objekte zu nennen, bei denen gleich sicher der Ort bestimmt
werden kann, an dem späterhin eine Knospe sich vorwölben wird. Untersucht man nun
auf genau interradial geführten Längsschnitten durch das Manubrium die unterhalb der jüngsten
Knospen gelegene Region, so stösst man auf eine ziemlich lang gezogene Ektodermverdickung
(Taf. II Fig. 6 ek), welche die Anlage des oder vielmehr der jüngsten Knospenkreise abgibt. Dass sie
das Material für mehrere Knospen enthält, schliesse ich aus häufig vorkommenden Bildern, wo
man den proximalen Abschnitt der Ektodermwucherung bereits zu einer jungen Knospe entwickelt
findet, während der distale, noch innig mit der letzteren zusammenhängend, nur als Ektodermverdickung
ausgebildet ist. Es macht den Eindruck, als ob die jüngsten Knospen distal-
wärts ein ektodermales Bildungsmaterial vor sich herschöben (Fig. 5, 8, 9).
Die Ektoderm Wucherung setzt sich aus kleinen, durchschnittlich 0,006 mm. messenden
Zellen von embryonalem Charakter zusammen, welche sich polyedrisch gegenseitig abplatten und
durch kugelige Kerne von 0,004 mm Grösse mit je einem stark lichtbrechenden Kernkörperchen
charakterisirt sind. Die Kerne füllen den grössten Theil der Zellen aus und färben sich mit
Ausnahme des Kernkörperchens nur sehr, schwach. Scharf hebt sich ausnahmslos die Grenze
zwischen der Ektoderm Wucherung und dem Entoderm ab. Nach den Abbildungen von Böhm
zu schliessen, ist am lebenden Thier auf diesen Stadien die Grenze zwischen Ekto- und Entoderm
als dünne Stützlamelle (deren Vorhandensein im Texte freilich in Abrede gestellt wird) ausgebildet
(1878, Taf. V, Fig. 1). Es geht dies Verhalten auch aus seiner Fig. 3 auf Taf. VI
hervor, wo ebenfalls eine deutliche Stützlamelle zwischen den beiden Blättern gezeichnet wird.
Böhm deutet allerdings auf der hier erwähnten Figur die unterhalb der Knospen wahrnehmbare
Ektodermverdickung als eine junge Hodenanlage und spricht sich über diesen Punkt folgender-
massen aus (p. 188): „Die Geschlechtsorgane, von denen ich nur männliche sah, als 4 längliche
Wülste interradial an den Magenseiten zwischen den 4 hervorragenden Kanten gelegen und sich
von der Ansatzstelle des Magens bis zur Mundgegend herabziehend.“ Abgesehen davon, dass ich
bei den zahlreichen untersuchten proliferirenden Exemplaren niemals Geschlechtsprodukte nachzuweisen
vermochte, geht aus der erwähnten Angabe und aus der Zeichnung unzweideutig hervor,
dass es sich nicht um Hodenpusteln, sondern um junge Knospenanlagen handelt, weil die
Geschlechtsorgane der Margeliden r a d i a l , niemals aber bei ihrem Erscheinen interradial gelagert
sind.
Das E n to d e rm (en) des Manubriums besteht aus einem Cylinderepithel, welches allerdings
bei starker Dehnung des Magens, wie sie durch die in toto versclilungenen Copepoden bedingt
wird, sich bedeutend abzuflachen vermag. In demselben sind dreierlei Kategorieen von Zellen
nachweisbar. Den Hauptbestandtheil bilden cylindrische Saftzellen, welche eine reichliche Einlagerung
von braunen Pigmentkörnchen (pg) aufweisen. In den Interradien sind sie stark verlängert
und ordnen sich zu vier Wülsten an, welche das Lumen des Magens ein engen und den
charakteristischen kreuzförmigen Querschnitt desselben bedingen (Fig. 11 taen.). Ihre runden
durch ein - glänzendes Kernkörperchen ausgezeichneten Kerne sind nur wenig grösser als die Ektodermkerne;
vereinzelt trifft man in den grössten Zellen Kerne, welche bis zu 0,006 mm messen.
Die Keime liegen meist in der dem Magenlumen zugekehrten Zellhälfte. Der Zellinhalt ist stark
vakuolisirt und durch Einlagerung von lichtbrechenden oder braun pigmentirten Körnern ausgezeichnet.
Die letzteren (pg) treten bald als grosse braune Schollen von unregelmässigen Con-
touren, bald als Ideine Pigmentkörnchen auf und liegen durchweg in der distalen Zellhälfte.
Mit ihnen vermischt, aber auch in der proximalen Zellhälfte ausgebildet, finden sich zahlreiche,
lichtbrechende Körner und Schollen, welche ebenso wie die Pigmentkörner inmitten einer hellen
Vakuole schweben. Es ist oft nicht leicht, wegen der intensiven Vakuolisirung und Körncheneinlagerung,
die Zellgrenzen auf Schnitten deutlich wahrzunehmen; fehlt streckenweise die
Körncheneinlagerung, so treten die Grenzen scharf hervor. Auf den Figuren 6—9 habe ich mich
bemüht, möglichst getreu den Charakter der entodermalen Saftzellen wiederzugeben, wie er auf
feinen Schnitten hervortritt.
In die zweite Kategorie entodermaler Zellen gehören Drüsenzellen fgl), welche vereinzelt
zwischen den pigmentirten Saftzellen stecken. Ihr Zellinhalt ist homogen und färbt sich ziemlich
intensiv. Meist liegen sie peripher und erreichen mit ihrem zugespitzten Ende die Stützlamelle
nicht. Ihre Kerne gleichen jenen der übrigen Entodermzellen; gelegentlich waren Drüsenzellen
mit zwei Kernen ausgestattet.
Ausser den funktionirenden entodermalen Saft- und Drüsenzellen trifft man endlich noch
auf Zellen von indifferentem oder, wenn der Ausdruck erlaubt ist, embryonalem Charakter. Sie
stecken zwischen den beiden genannten Zellgruppen, bald in der Nähe der Stützlamelle sich anhäufend,
bald mitten zwischen den ersteren gelegen (Fig. 7 y). Am zahlreichsten sammeln sie
sich an dem oralen Ende des Manubriums an, an Stellen also, wo das Wachsthum des Ma^en-
stieles sich am energischsten geltend macht. Die Grenzen der embryonalen Zellen sind da, wo
sie in Gruppen zusammenliegen, schwer zu erkennen, und nur die relativ kleinen kugeligen Kerne
geben einen Maassstab zur Beurtheilung der Anzahl neben einander liegender Zellen ab.
Ich habe gerade auf die Anordnung dieser embryonalen Entodermzellen besonders meine
Aufmerksamkeit gerichtet, da ich anfänglich der Ansicht war, dass sie an jenen Stellen, wo
Knospen angelegt werden, zu einem Häufchen gruppirt in die ektodermale Zellwucherung Vordringen
möchten. Meine Bemühungen blieben durchaus erfolglos: weder isolirte Entodermzellen
von embryonalem Charakter, noch auch Gruppen derselben findet man jemals so zwischen beiden
Blättern gelegen, dass an eine Einwanderung zu denken wäre. Ich müsste alle jene Gründe,
welche Braem gegen eine Einwanderung von Ektodermzellen geltend machte, nämlich die scharfe