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 für jene  rätselhaften  „Gruben  ohne K eg e l“,  welche  bei Wasser-  und Landinsekten  in gleicher  
 Weise  Vorkommen.  Sie  stehen hier,  besonders am  ersten Tastergliede,  oft zu  8—10 zusammen.  P ig -t  
 giebt  eine  Vorstellung  von  dem  Aussehen  einer  solchen  Organgruppe,  während  die  Einzelheiten  bei  
 der  Dytiscuslarve  zu  finden  sind. 
 H ym en o p te ra . 
 Von  dieser  Ordnung  der  Insekten  sind  wir  in  der  glücklichen  Lage,  mit  Bestimmtheit  
 sagen  zu  können:  es  i s t   zw e ife llo s,  dass  die  F ü h le r   d e r  a lle in ig e   S itz   des  f e in e n tw 
 ic k e lte n   G e ru ch ss in n e s  sind.  Ich  glaube,  auch  über  die  Schmeckwerkzeuge,  welche  an  
 mehreren Stellen  zerstreut  sind,  kann  ein Zweifel  nicht  mehr  bestehen.  Eine grosse Streitfrage knüpft  
 sich  jedoch  auch  an  die  Hymenopterenriechorgane;  wir wissen  zwar,  dass  diese  durch  die  Fühler  repräsentiert  
 werden,  aber  auf  den  Fühlern  finden  wir  so  verschiedenerlei  Hautsinnesorgane,  dass  es  
 grosse  Schwierigkeit macht,  in  befriedigender Weise  die Frage  zu  entscheiden,  welche von  diesen  dem  
 Geruchssinne  zuzuteilen  sind,  und  welche  nicht. 
 Ich bespreche  zunächst  nur  die Riechorgane,  später  die  Schmeckorgane  im  Zusammenhänge. 
 Die  Blattwespen. 
 Von  diesen  untersuchte  ich Tenthredo atra,  T.  (Perineum) scdlaris,  ATlantus notus,  und Gimbex  
 (Äbia)  sericea. 
 Die  Angaben  in  der Litteratur sind  spärlich.  H au s e r  l.jc. pg. 394  schreibt:  „Ausschliesslich  
 Kegel  und  niemals Geruchsgruben  begegnete  ich  bei  den Tenthredinidae.“  —  »Lyda  trägt  auf den 
 letzten  Gliedern  je  etwa  100  Kegel“.  „Stellt  man  bei  der  Untersuchung  das  Mikroskop  nicht  auf  
 verschiedene  Ebenen  ein,  so  kann  man  leicht  in  den Irrtum  verfallen,  die Gelenkgruben  der  bei  den  
 Blattwespen  so  zahlreich  vorhandenen  Tastborsten  für  Grubenöffnungen  zu  halten.  L esp e s  und  
 E rich so n   behaupten  zwar  auch  von  den  Tenthredinidae,  dass  sie  Geruchsgruben  besitzen,  allein  ich  
 konnte  mich  durch  meine Untersuchungen nicht davon überzeugen.“  Bei einer Tenthredo fand H au se r  
 1 200  Kegel,  bei  Lyda  600.  H a u s e r meint,  die  Pflanzenfresser  unter  den  Wespen,  also  die  Blattwespen  
 und Holzwespen,  bedürften  nicht eines  besonders feinen Geruches,  und findet auch ihr Geruchsorgan  
 relativ  schwach  entwickelt,  was  sich  im  Fehlen  aller  Gruben  äussere.  J o u rd a n   (153a)  sagt  
 pg.  190:  »Die  pflanzenfressenden  Hymenopteren  wie  die  Blattwespen  besitzen  weder  Riechgruben  
 noch  Riechkegel.“ 
 Von  den  hier  genannten  Angaben  der  4  Forscher  H a u s e r,  Lesp&s,  E r ic h s o n ,  Jo u r dan  
 sind  nach  meinen Untersuchungen  an  obigen Arten  nur  die von H au s e r richtig.  Wie Jo u rd an   
 zu  seiner Behauptung  kommt,  weiss  ich nicht,  jedenfalls ist sie in ihrer Allgemeinheit nicht richtig,  und  
 offenbar nicht auf eigene Untersuchungen, sondern,  wie  es scheint,  auf Missverstehen der  Hauser'schen  
 Arbeit  begründet. 
 Die  Fühler  von  Gimbex  sericea  cf  tragen  auf  dünnem  Stiele  eine  aus  den  3  Endgliedern  gebildete  
 Keule.  Stiel  wie Keule  tragen  zahlreiche  gewöhnliche Fühlhaare.  Schon  auf dem  drittletzten  
 Gliede  finden  sich  einige  Kegel,  und  auf  den  zwei  letzten  Gliedern  sitzen  solche  in Menge.  Sie  sind  
 klein  und  spitzig,  mässig  dünnwandig,  und  sitzen  einer  kugelförmigen  Erweiterung  des  Porenkanales 
 auf,  welche  das  Chitin  ein  wenig  kuppelförmig  über  die  Fühlerfläche  vorwölbt.  Fig.  25  zeigt  einen  
 solchen  Kegel  von  einem  Fühlerlängsschnitt.  Ganz  ähnliche  Kegel  in  noch  viel  grösserer  Zahl  fand  
 ich  bei  ATlantus  notus,  weit  spärlicher  bei  tenthredo atra,  wo  sie  stets  nur  die  eine Seite  des Fühlers  
 einnehmen  und  wie  bei Gimbex und  der Holzwespe Sirex  stark  gegen  die Fühlerspitze  geneigt  stehen.  
 Bei  Perineum  (Tenthredo)  scalaris  $  gelang  es  mir  nicht,  die  übrigens  wohl  auch  hier  nicht  ganz  
 fehlenden Kegel  am  unzerschnittenen  Fühler  zu  sehen,  Schnitte  habe  ich  nicht  angefertigt. 
 Die  Holzwespen. 
 Von  diesen  ist  Sirex gigas  von  H a u s e r  und  K rä p e lin   untersucht  worden,  und  auch  ich  
 hielt  mich  an  dieses  Tier,  das  ein  wahres  Musterobjekt  für  Untersuchung  der  Fühler  darstellt. 
 Sirex besitzt,  wie  ich,  mit  H a u s e r  und  K rä p e lin   in  Übereinstimmung,  fand,  zahlreiche  
 Kegel,  über  welche  ich  einiges Nähere  angeben  kann,  und  welche  ich in den Fig.  20 und  109 abbilde. 
 H a u s e r  schreibt  (pg.  394):  »Sirex hat auf der Unterseite  der neun letzten Glieder eines jeden  
 Fühlers  eine  Gruppe  von 200—300  kleinen Kegeln,  welche genau denen der  Vespa crabro L.  gleichen.“ 
 K rä p e lin   bildet  einen  Grubenkegel  von  Sirex gigas  ab,  aber  so,  dass  ich  ihn  darin  nicht  
 recht  wiederzuerkennen  vermöchte.  Er  schreibt  (pg.  43):  „Von  anderen Hymenopterengruppen zeigen  
 die  Kegel  von  Sirex  (Fig.  28)  in  ihrem  Bau  auffallende  Ähnlichkeit  mit  denen  mancher  Käfer.“ 
 Die Kegel  von Sirex  bilden  eine Zwischenstufe  zwischen  flächenständigen  und Gruben-Kegeln,  
 indem  sie  in  flachen Gruben  stehen,  aus  welchen  sie  ein  wenig  herausragen.  Fig. 102 zeigt,  wie sich  
 die  Kegel  auf  dem  Fühlerquerschnitt  verteilen.  Die  zahlreichen  Kegel  zu  beiden  Seiten  des  Querschnittes  
 sind  stumpfe,  von  der  Form  der  Fig.  109  a,  die  nach  oben  gelegene  spitzige  (Fig.  109  b).  
 Letztere  stehen  in  viel  flacheren Gruben als erstere,  und sind,  wohl  im Zusammenhänge damit,  derber  
 gebaut.  Beide Kegelformen  sind,  wie  ein Längsschnitt  (Fig. 26)  zeigt,  gegen  die Fühlerspitze geneigt.  
 Auffallend  ist  bei  diesen  Kegeln,  wie  bei  denen  mancher  anderer Hymenopteren,  die  starke Färbbarkeit  
 einzelner  Chitinteile,  wie  solche  am  besten  durch  die  Zeichnungen  illustriert  wird. 
 Bei  den  spitzigen  Kegeln  ist  so  deutlich,  wie  ich  es  bei  keinem  anderen  Objekte  wiedergefunden  
 habe,  der scharf kontourierte, durch Hämatoxylinfärbung besonders hervortretende, Zentralstrang  
 hn  Porenkanal  und  bis  in  den  Kegel  hinein sichtbar  (Fig.  109).  Von Interesse  ist  in  dieser Hinsicht  
 eine Angabe  von  K rä p e lin   pg.  43:  „Ein Porenkanal wurde durch  den Schnitt  so glücklich getroffen,  
 dass  die Epithelzellen herausgefallen  sind  und  nur  der  glashelle  (also  ungefärbte),  starre  und  anscheinend  
 brüchige  Achsencylinder  in  seiner  Mitte  übrig  geblieben  ist,  ein  Befund,  der  meine  schon  
 vorher  gewonnene  Ansicht  über  die  Zusammensetzung  des  Kanalinhaltes  auf  das  unzweideutigste  
 bestätigte. “ 
 Bei  den  stumpfen  Kegeln  sah  ich  den  Centralstrang  nie  so  deutlich  wie  bei  den  spitzigen.  
 Die  Gallwespen. 
 Von  diesen  habe  ich  eine der grösssten  Arten,  Ibalia cultellator  $,  sowie einige  kleine  Cyni-  
 p iden,  die  ich  mir  aus  Eichengallen  zog,  untersucht. 
 Nur  bei  R u la n d   finde  ich  eine  Angabe  über  die  Sinnesorgane  der  Gallwespenfühler.  Er  
 fand  bei  Gynips  gallae  tinctoriae  Porenplatten,  welche  von  der Fläche  gesehen  denjenigen  von  Ophion  
 ähnlich  waren,  auf  dem  Querschnitte  aber  andere  Bilder  gaben.  „Statt  einer  elastisch  befestigten  
 (Apiden,  Vespiden  etc.)  oder  doch  vermöge  ihrer  Zartheit  in  ihrer  Gesamtheit  elastischen  (Ichneumo-  
 niden),  den  erweiterten  Porenkanal  verschliessenden  Porenplatte,  haben  wir  hier  eine  teilweise  über 
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