
entwickelt als bei den Männchen. Im Abdomen der erwachsenen geschlechtsreifen Männchen
breiten sich namentlich die auf den Seitentheilen gelegenen Züge fächerförmig derart aus, dass
die äusseren Lamellen die inneren fast völlig decken.
Die Schwimmfüsse mit ihren Ruderästen werden wiederum von einer ziemlich beträchtlichen
Anzahl von Muskellamellen durchzogen. Die meisten Beobachter zeichnen jenen Längsmuskelzug,
welcher auf der Aussenseite von dem G-elenkkopf bis zu den Ruderästen verstreicht.
Ihm entspricht, wie ich ausdrücklich hervorhebe, ein genau denselben Verlauf nehmender Zug
auf der Innenseite des Stielgliedes. Beide Züge (Fig. 8 m. lat.) setzen sich aus zwei Hälften
zusammen, welche bald mehr, bald minder weit im Distalabschnitt des Stielgliedes auseinander
weichen, um dann direkt vor dem Ansatz des Ruderastes wieder zusammenzuneigen. Untersucht
man das Verhalten der Längsmuskelzüge im Querschnitt, so ergibt es sich, dass jeder derselben
aus zwei parallel neben einander verlaufenden Blättern besteht, welche in den beiden vorderen
Hälften bei erwachsenen Männchen durch einen ziemlich weiten Zwischenraum getrennt bleiben,
in den hinteren jedoch sich fest aneinander schmiegen (Taf. 8, Fig. 9). Nicht nur die Seitenflächen
des Stielgliedes, sondern auch seine Hinterfläche ist mit Längsmuskeln ausgestattet. Ich
finde hier zwei getrennte Züge (m. post.), einen inneren breiteren und einen äusseren schmäleren,
welche gleichfalls vom Gelenk bis zur Insertion der Ruderäste verstreichen. Wenn ich endlich
noch erwähne, dass an die Basis jeden Ruderastes zwei kleine Muskeln (m. r.), ein innerer .und
ein äusserer, schräg von vorn herantreten, so hätte ich der im Stielgliede gelegenen Gruppen
Erwähnung gethan.
In den Ruderästen lassen sich zarte Längsmuskelfasern (Fig. 8, x) nachweisen, welche
auf der Hinterfläche verstreichen und im ersten Segment an einer Stelle beginnen, wo ein kleiner,
pyramidenförmiger Muskel (y) endet, der von der Vorderfläche des genannten Segmentes seinen
Ursprung nimmt. Der zuletzt erwähnte Muskel heftet sich an einen zapfenförmigen Vorsprung
des Stielgliedes an und kommt lediglich dem äusseren Ruderaste zu.
6. Schlussbemerkungen.
In den vorhergehenden Abschnitten wurde der Versuch gemacht, die sekundären Geschlechtscharaktere
der männlichen Phronimiden in ihrer allmählichen Entwicklung und definitiven
Gestaltung zu schildern. Es ergab sich hierbei, dass es einerseits die Antennen und der
die Schwimmfüsse tragende Abdominalabschnitt, andererseits die bekanntlich am zweiten bis
vierten Brustfusspaar der Weibchen auftretenden Brutlamellen sind, welche sinnfällige Abweichungen
zwischen beiden Geschlechtern erkennen lassen, während die Gestaltung der Scheeren-
hand am fünften Thoracalfusspaare bei beiden Geschlechtern (namentlich, wenn man gleich grosse
Männchen und Weibchen vergleicht) kaum irgend erhebliche Differenzen aufweist. Nach den
übereinstimmenden Angaben früherer Beobachter lassen weiterhin weder die Mundwerkzeuge,
noch auch die Extremitätenpaare (mit Ausnahme des oben erwähnten) Unterschiede zwischen
beiden Geschlechtern erkennen. Wenn man früherhin geneigt war, auch in der Form der
Scheerenhand charakteristische Unterschiede zwischen beiden Geschlechtern zu erblicken, so geschah
dies wesentlich auf Grund einer Verwechslung, insofern das Männchen der Ihr. Cölletti auf
die Ihr. sedentaria bezogen wurde. Nachdem ich indessen nachwies, dass das bisher unbekannt
gebliebene Männchen der Ihr. sedentaria charakteristische Unterschiede von jenem der Ihr. Cölletti
erkennen lässt, so gelingt es nicht mehr, die Differenzen in der Scheerenhand als einen sekundären
Geschlechtscharakter ersten Ranges hinzustellen. Die Greifhand der grossen Weibchen
von Ihr. sedentaria ist von derjenigen der jugendlichen Weibchen ebenso verschieden wie von
jener der zugehörigen erwachsenen Männchen. Da nun die Weibchen der Ihr. sedentaria die ansehnliche
Grösse von 35 mm erreichen (diejenigen der Ihr. Cölletti scheinen nicht viel grösser als
die geschlechtsreifen Männchen zu werden) und bei diesem Wachsthum einer ständigen, wenn
auch nicht gerade auffälligen Metamorphose unterliegen, so mahnt diese Thatsache zur Vorsicht
bei Aufstellung neuer Arten.
Schon C lau s (1872, p. 337) hat mit Recht hervorgehoben, dass die als Ihr. custos Risso
und Ihr. atlantica White unterschiedenen Arten offenbar der kosmopolitischen Ihr. sedentaria zugehören,
und ich selbst habe späterhin den Versuch gemacht (1889, p. 381 ff), die durch S teb -
b in g (1888) geschilderten Ihronima-Arten einerseits auf Ihr. sedentaria, andererseits auf Ihro-
nima Colletti (= Diogenes) zurückzuführen. Wenn ich auf diesen Punkt nochmals zurückkomme,
so geschieht dies wesentlich mit Rücksicht auf die neueste systematische Bearbeitung der Phronimiden
durch B o v a lliu s (1889). Der schwedische Forscher zerlegt die Gattung Ihronima in
nicht weniger denn sieben Arten. Wer sich indessen die Mühe nimmt, jugendliche und erwachsene
Exemplare der Ihr. sedentaria von einem und demselben Fundort (mir liegen sie in reicher
Zahl von Villafranca vor) nach den von Bo v a lliu s für specifisch erachteten Charakteren zu
durchmustern, wird sich überzeugen, dass entschieden verschiedene Entwicklungszustände und ein
unleugbarer Fluss in der äusseren Erscheinung zur Aufstellung mehrerer, vermeintlich wohl getrennter
Arten Veranlassung gegeben hat. Ich kann weder die Artberechtigung der Ihr. solitarki,
atlantica, spinosa und pacifica anerkennen, noch auch glaube ich, dass die als tenella geschilderte
Form von jüngeren Individuen der sedentaria. so verschieden ist, dass ihr der Werth einer besonderen
Art zukommt. Nach meiner Ansicht gehören die genannten Formen einerseits dem Kreise
der sedentaria, andererseits jenem der Colletti zu. Ich will sicherlich nicht in Abrede stellen, dass
eine kosmopolitische Species in den verschiedenen Oceanen lokale Varietäten bildet, welche unter
Umständen so charakteristische Abweichungen aufweisen, dass es dem individuellen Ermessen
überlassen bleibt, sie als besondere Arten aufzufassen. Als solche wird sie indessen der Systematiker
erst anerkennen, wenn eingehend dargelegt wird, dass sie von den entsprechenden Stadien
, der je nach ihrem Alter recht variabeln Ihr. sedentaria verschieden sind. Dieser Nachweis ist bis
jetzt noch nicht geführt, und so gestatte ich mir, in einer tabellarischen Uebersicht die von
Bo v a lli us aufgestellten Arten einerseits dem Formenkreis der Ihr. sedentaria, andererseits jenem
der Ihr. Cölletti zuzuweisen.
Ihronima spinosa Bov.
' n '-j,. G«ér- Ménm- j Formenkreis der Phronima sedentaria Forsl.
„ tenella„ Stebb.
„ solitaria Guér. Ménev. }
Phronima pacifica S trè e ts........................Formenkreis der Phronima Colletti Bov.