nicht bei allen niederen Crustaceen. Es ist im Gegenteil schon von verschiedenen Autoren ’ hervorgehoben
worden, dass bei manchen niederen Crustaceen (Halocypriden, Glaus) die L eydig’scheh
Kolben bei beiden Geschlechtern gleich entwickelt sind, dagegen Auge und Tastborsten beim Männchen
stärker als beim Weibchen ausgcbildet erscheinen.
Als klassisches Beispiel u n g le ich e r Ausbildung der Kolben kann Leptodora hyalim gelten.
Nach Weisman n hat hier das ausgewachsene Weibchen 9, das Männchen über 70 „Riechfäden“,
die Länge der Antenne in beiden Fällen ist 0,19 bezw. 1,45 mm.
Den in Menge existierenden Beschreibungen vom anatomischen Baue der Schmeckzapfen habe
ich nichts neues hinzuzufügen. In dem Litteraturverzoichnis habe ich eine Anzahl Schriften mitaufge;
führt, in welchen über Bau, Anordnung und Bedeutung der blassen Antennenanhänge verhandelt
wird, ohne indessen Yollständigkeit bieten zu können.
Von der Beschreibung L e y d ig ’s muss ich insofern ab weichen, als icli die Durchbohrung
des Endknöpfchens der Zapfen bei Asellus (Fig. 92) nicht bemerken konnte und die Gründe für
Existenz einer solchen Durchbohrung nicht anerkennen kann (vergl. auch 216 pg. 24 f.)
In Fig. 93 und 91 habe ich die Antennenspitze von Asellus. aquaticus mit derjenigen eines
gleichgrossen Asellus cavaticus zusammengestellt, um den Unterschied der Zapfen zu zeigen. Noch
viel grösser ist der Unterschied zwischen Nipharyus und G-ammarus Fig. 97 und Fig. 96.
Recht bezeichnend ist es, dass diejenigen Vertreter der Amphipoden, welche nicht im Wasser
leben, sondern auf dem feuchten Meeresstrande umherhüpfen (TaMrus und Orchestia) die Schmeckzapfen
an den Antennen nicht besitzen. Die Antennenspitzen dieser Tiere erinnern vielmehr stark an
die der Landasseln (Armaditto, Porcellio, Oniscus). Der aus einem dickwandigen Chitinrohre hervorragenden
Besen (Fig. 91) ist Talitrus mit den Landasseln gemein, und findet sich bei ihm an der
Spitze aller vier Antennen. Die übrigen Glieder der Antennen tragen starke, oft gespaltene Borsten,
aber keine spezifischen Gebilde wie die Kolben.
Bei den parasitisch lebenden Cymothoiden sind die Antennen kurz und gedrungen wie der
ganze Körper und die Extremitäten; es finden sich auf ihnen von Sinnesorganen nur ganz spärliche
Härchen, die zuweilen gruppenweise zusammenstehen.
Die Formen Mysis, GapreUa und Proiella habe ich nicht eingehend untersucht, und mich nur
davon überzeugt, dass bei ihnen die Schmeckfäden an den Antennen sehr zahlreich und gross sind.
(Fig. 95.)
D i e Wi i rm e r .
Die Egel.
Die Arten, mit welchen ich experimentierte, sind Hirudo, Aulastomum, Nephclis und Glepsine.
Anatomisch untersuchte ich Hirudo und Nephelis.
Mein Resultat ist kurz dieses: Die von Apáthy u. A. beschriebenen segmentalen Sinnesorgane
in Form von innervierten Epithelknospen, welche ganz besonders zahlreich den oberen Mundrand (Oberlippe)
einnehmen, sind ausser den Augen die einzigen Hautsinnesorgane der Egel. Sie müssen also
sämtlichen Sinnesthätigkeiten dienen, deren die Haut überhaupt fähig ist. Neben dem Tastsinne, den
niemand dem Egel absprechen kann, besitzt die Haut noch Sinnesempfindlichkeit für thermische und
chemische Reize. Die E p ith e lk n o s p e n der E g e lh a u t sind som it W e ch se lsin n e so rg an e
des mechanischen, th e rm isch en und ch em isch en Sinnes.
Indem ich im Folgenden die Experimente zur Feststellung des Schmeckvermögens mitteile,
halte ich mich in der Hauptsache an den Blutegel, Hirudo medicinalis, die geringen Abweichungen
der anderen Arten führe ich zum Schlüsse an.
Ich experimentierte in der Weise, dass entweder die Egel in einem Glasgefäss mit ebenem
Boden sich befanden, vom Wasser nur halb bedeckt, wo dann die Tropfen reizender Flüssigkeiten
mittelst feiner Pipetten an jede beliebige Stelle des Körpers direkt gebracht wérden konnten; öderes
befanden sich die Tiere in tiefem Wasser und nur wenn sie den Kopf aus dem Wasser herausstreckten,
konnte dieser durch Flüssigkeitstropfen oder eine riechende Substanz gereizt werden.
Riechende Substanzen wirken im allgemeinen sehr stark auf das Kopfende, die Egel werden
durch den Vs-—1 cm entfernten Riechstoff ins Wasser zurückgetrieben, bezw. am Verlassen desselben
gehindert. Dies gibt auch G räb e r an. Dagegen konnte ich G ra b e r’s weitere Angabe nicht bestätigen,
dass der Reiz selbst durch eine mehrere Millimeter dicke Wasserschicht hindurch wirken soll.
G rä b e r berichtet, die Egel würden, wenn sie den Kopf einige Millimeter unter der Wasserfläche
haben, durch einen über das Wasser gehaltenen Reizstoffträger (befeuchteter Glasstab) schon zurückgetrieben.
Ich habe dies oft versucht, und nie mehr als vielleicht Vs mm Wasser für die Reizwirkung
durchgängig gefunden.
Die hiebei mit Erfolg gebrauchten Materialien waren ätherische Öle (Terpentin-, Cedern-,
Bergamottöl), Benzol, Toluol, Xylol, Creosot, Holzessig, Schwefelkohlenstoff, Naphthalin und Menthol.
Alle diese Stoffe zeigten keine qualitativen, nur quantitative Unterschiede im Reizerfolge.
Von Interesse ist es, dass auch Leuchtgas, das aus einem Rohre ganz langsam (also ohne
beträchtliche Luftströmung zu veranlassen) ausströmt, vom Egel gleichfalls unangenehm empfunden
wird und ihn mit Sicherheit in seinen Wasserbehälter zurücktreibt.
Was die Wirkung direkt den Körper des Egels berührender Flüssigkeiten betrifft, so kann
die Reaktion auf ätzende Stoffe, wie Säuren und Alkalien selbst in starker Verdünnung nicht auffallen
und jedenfalls nicht zum Nachweis von Schmeckvermögen benützt werden. Dass dagegen manche sogenannte
indifferente Bitterstoffe und süsse Stoffe energische Reaktion hervorrufen, betrachte ich nach